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Grabgestaltung: frisch, schön, pflegeleicht

Wer Welkes selten vom Grab zupfen will, wählt Pflanzen schlau. Eine Gartenexpertin weiß, was am Friedhof praktisch ist.

Ulrike Hitzl ist im Lagerhaus Grödig Leiterin der Gartenfachabteilung. Derzeit kommen viele, die zu Allerheiligen perfekt gepflegte Gräber haben wollen.
Ulrike Hitzl ist im Lagerhaus Grödig Leiterin der Gartenfachabteilung. Derzeit kommen viele, die zu Allerheiligen perfekt gepflegte Gräber haben wollen.

Ulrike Hitzl hat nicht nur einen grünen Daumen. Sie hat auch ein professionelles Auge, wenn es um Farben, Harmonie und Trends geht. Nicht zuletzt deshalb ist die gebürtige Grödigerin, die in Salzburg-Aigen lebt, eine beliebte Anlaufstelle in ihrem Familien- und Freundeskreis, wenn es um die Gestaltung von Gräbern geht. "Die ideale Grabbepflanzung ist dauerhaft, winterhart und mit möglichst wenig Aufwand verbunden", sagt sie. Die SN treffen Ulrike Hitzl im Lagerhaus Grödig. Dort ist sie seit April dieses Jahres die Leiterin der Gartenfachabteilung. Sie steht in einem Meer aus Eriken, Chrysanthemen und Stiefmütterchen. Der Sommer ist vorbei, ein kalter Wind weht und die Kundinnen und Kunden denken bereits an Allerheiligen. Es ist der Großkampftag im Jahr, wenn es um perfekte Gräber geht. Doch der Reihe nach …

Welche Pflanzen für welche Jahreszeit?

Für die Gartenexpertin darf das Jahr bunt starten. Im Frühling ist das Hornveilchen ein Favorit in der Friedhofserde für sie, ebenso wie das Großblütige Stiefmütterchen. "Beide sind so dankbare Pflanzen, winterhart, bienen- und hummelfreundlich." Nachdem sie den Start ins neue Jahr farbenfroh bestritten haben, werden sie im Frühsommer von der Eisbegonie abgelöst, die auch sehr beliebt ist. Der Grund liegt auf der Hand, denn sie ist unkompliziert, verträgt volle Sonne ebenso wie Schatten und ist nicht beleidigt, wenn sie ein paar Tage hintereinander nicht gegossen wird. Hitzl mahnt, sie nicht vor den Eisheiligen Mitte Mai zu setzen, denn Frost vertragen sie nicht. "Eisbegonien sind reine Sommerblumen, mit denen man gut durch die heißen Monate kommt." Im Herbst folgen dann mit den Chrysanthemen echte Stars, die auf vielen Gräbern zu sehen sind. Sie kommen zwar aus dem Glashaus, sind aber mittlerweile so gezüchtet, dass sie winterhart sind - zumindest dann, wenn sie ihren ersten Winter über gut geschützt waren. Im Herbst ist die Fetthenne ein absolutes Bienen-Highlight, das sich spät im Jahreskreis zurückzieht und im Frühling wiederkommt.

"Kurz vor Allerheiligen ist die Besenheide am gängigsten. Auch sie ist winterhart und seit 150 Jahren bei uns in der Gegend zu sehen. Es gibt an die 100 Sorten in jeglichen Farben und Gestalten. Bei der Grabgestaltung kann man sich mit ihnen austoben, wie man möchte. Und auch sie würde im darauffolgenden Jahr weiterblühen", erklärt Ulrike Hitzl.

Hang zum Minimalismus als Trend erkennbar

Dass langgediente Klassiker wie Zypressen, Buchsbaum oder Kirschlorbeer auf Gräbern längst nicht mehr angesagt und trendig seien, kann sie nicht bestätigen. "Kleine Zypressen sind wunderbar unkompliziert von der Pflege her. Sie mögen Sonne und Schatten, wobei sie gut gegossen werden möchten." Der Buchs sei zugegebenermaßen etwas unbeliebt geworden in letzter Zeit. Schuld sei der Zünsler. Seine Raupen verursachen Schäden durch Kahlfraß an Buchsbäumen. Hitzl: "Sie lassen sich gut in den Griff bekommen, wenn man im Frühjahr gut kontrolliert und schon beim kleinsten Anzeichen eines Befalls mit biologischen Pflanzenschutzmitteln arbeitet. Seine Vorteile sind, dass er frostsicher ist und Formschnitte bestens verträgt."

Ulrike Hitzl ist im Lagerhaus Grödig Leiterin der Gartenfachabteilung. Derzeit kommen viele, die zu Allerheiligen perfekt gepflegte Gräber haben wollen.
Ulrike Hitzl ist im Lagerhaus Grödig Leiterin der Gartenfachabteilung. Derzeit kommen viele, die zu Allerheiligen perfekt gepflegte Gräber haben wollen.

Ob es auch Trends am Grab gibt? Hitzl wiegt den Kopf hin und her. Echte Trends nehme sie nicht wahr, Stiefmütterchen und Chrysanthemen seien eher Dauerbrenner. In der gesamten Gestaltung nimmt sie auf Friedhöfen einen gewissen Hang zum Minimalismus wahr. "Wer zeitlich sehr eingeschränkt ist, kann Kies aufs Grab geben und Pflanzen in eine Schüssel setzen. Oder ganzjährige Pflanzen wählen und das Grab mit Immergrün zuwachsen lassen, das im Sommer weiß oder blau blüht." Rosmarin und Thymian seien im Sommer öfter zu sehen; in Kombination mit Lavendel liefern sie eine unkomplizierte Sommerbepflanzung, die wenig Wasser braucht.

Gute Beratung ist auch bei der Grabgestaltung wichtig

Für die Lagerhaus-Gartenfachleiterin gibt es bei der Grabbepflanzung auch ein paar wenige Lösungen, die sie nicht empfehlen kann. "Topfdahlien sind furchtbar. Sie halten ganz schlecht und man muss ständig Verwelktes abzupfen. Schnecken lieben sie und werden schnell zur Plage. Für mich sind sie mit am ungeeignetsten für Gräber."

Und auch Kunstblumen sind für Ulrike Hitzl keine gute Alternative zu echten Pflanzen. Scheint die Sonne intensiv auf sie, bleichen sie schnell aus. Selbst hochwertige Seidenblumen geben schnell auf, ganz zu schweigen von Plastikmüll und Drahtstiel - allesamt Komponenten, die nicht auf dem Kompost landen, sondern getrennt werden dürfen. Auf gute Nachbarschaft sollte ebenfalls geachtet werden. Rosen und Hortensien sind grundverschiedene Pflanzen, die unterschiedliche Böden bevorzugen. "Ich würde die beiden nicht einmal in die Nähe setzen!"

Mit ihrer Erfahrung ist Hitzl gerne für ihre Kundschaft da. "Wir machen sehr viel Beratung, die Kundinnen und Kunden wissen zwar meist in etwa, was sie wollen, sind aber interessiert an Möglichkeiten, die sich sonst noch anbieten. Wer so gar keine Ahnung von Pflanzen und Pflege und weder ein Händchen noch die Muße hat, dem können mein Team und ich auch Schüsseln setzen." Sie sei ein Fan davon, viele Dinge auszuprobieren, um das zu finden, was individuell gefällt.