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PMS: Mehr als nur schlechte Laune

Das prämenstruelle Syndrom erschwert einer hohen Anzahl an Frauen das Leben. Wenn es gar zur PMDD übergeht, ist Hilfe dringend nötig.

Nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch Depressionen und Ängste sind mögliche Symptome von PMS und PMDD.
Nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch Depressionen und Ängste sind mögliche Symptome von PMS und PMDD.

Die Hölle beginnt für viele Frauen nach dem Eisprung, in der zweiten Zyklushälfte. Der Kopf tut weh, der Bauch ist aufgebläht, die Brust spannt. Zusätzlich breitet sich eine schwer zu ertragende Stimmung aus: Depressionen, Angst, Wut, Gereiztheit und Schwierigkeiten dabei, mit Stress umzugehen. Das prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, ist eines, das oft verharmlost beschrieben wird als ein wenig schlechte Stimmung, die Frauen kurz vor der Periode ab und zu heimsucht. Doch es handelt sich tatsächlich um ein Syndrom, das das tägliche Leben erheblich erschweren kann.

Alarmierend viele Frauen betroffen

Der Gynäkologe Johannes Ott von der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Syndrom. Er unterscheidet zwischen PMS und PMDD, kurz für Premenstrual Dysphoric Disorder, zu Deutsch prämenstruelle dysphorische Störung: "PMS ist die leichtere Variante, die für viele Frauen eher in Richtung körperliche Symptome geht. Bei PMDD stehen die psychischen Beeinträchtigungen im Vordergrund, das ist für die Patientinnen besonders belastend." Aufgrund der PMDD könne es zu einem Verlust an bisherigen Interessen, zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen kommen.

"Frauen mit PMDD haben ein siebenfaches Suizidrisiko."
Johannes Ott
Gynäkologe

"PMS reduziert die Lebensqualität bereits, PMDD ist für betroffene Frauen wiederum so belastend, dass sie ein siebenfach erhöhtes Suizidrisiko aufweisen", erklärt Ott. Angesichts der Anzahl an Frauen, die an PMS und PMDD leiden, ist das alarmierend: "Zwar ist die Datenlage hier sehr unterschiedlich, wir gehen in westlichen Ländern jedoch von 20 bis 30 Prozent aller Frauen im reproduktiven Alter aus, die unter PMS leiden, und von drei bis acht Prozent mit PMDD. Betroffen sind also sehr viele." Die Schwelle zwischen PMS und PMDD sei dabei fließend - so könne sich auch die PMS mit belastenden psychischen Symptomen äußern, ohne dass es sich bereits um PMDD handle.

Hormonschwankungen sind "schuld"

Der Grund für die Entwicklung von PMS und PMDD findet sich in den Hormonschwankungen der Frau während des Zyklus. "Früher hat man geglaubt, es liege nur an einem zu geringen Maß an Progesteron, auch genannt Gelbkörperhormon, in der zweiten Zyklushälfte, weil es in dieser vermindert ausgeschüttet wird", erklärt Ott, "heute weiß man, dass das nicht der einzige Grund ist, sondern auch die Schwankungen der Hormone Progesteron und Östrogen eine Rolle spielen. Diese Hormone wiederum nehmen, sehr vereinfacht gesagt, direkten und indirekten Einfluss auf verschiedene Organe, darunter auch die Gefäße, die Brust, den Verdauungstrakt und die Hirnstrukturen." Durch die Veränderungen im Gehirn komme es zu den psychischen Beeinträchtigungen von PMS und PMDD. Zusätzlich sei es möglich, dass bereits bestehende entzündliche Prozesse im Körper durch die hormonellen Schwankungen verstärkt würden, "das sind dann jene Probleme, von denen Patientinnen berichten, dass sie immer unter diesen leiden, aber dass diese in der zweiten Zyklushälfte unerträglich werden."

Gesunde Ernährung und Bewegung können helfen

Anders als bei vielen Erkrankungen gebe es bei PMS und PMDD nur wenige Lebensstilfaktoren, die das Risiko für diese steigern oder senken würden. "Einzig bekannt ist, dass Rauchen und ein niedriger BMI unter dem Grenzwert 18,5 ungünstig wirken", sagt Ott. Studien legen allerdings nahe, führt er weiter aus, dass eine gesunde Ernährung und körperliche Bewegung die Belastung durch die Symptome verbessern können. Die Einnahme von Kalzium, Vitamin B, Vitamin D, Magnesium und Mönchspfeffer wirke sich häufig günstig aus. Der Hauptfaktor für PMS und PMDD sei jedoch die reproduktive Phase. "Allerdings bedeutet das nicht zwingend, dass die Symptome bereits ab der ersten Regelblutung einsetzen. Bei vielen treten sie erst in ihren Zwanzigern auf und am häufigsten sind Frauen zwischen 30 und 45 betroffen."

Die Symptome ernst nehmen und sich helfen lassen

Reiche die Veränderung des Lebensstils nicht aus, um die Symptome zu lindern, gebe es weitere medizinische und therapeutische Maßnahmen, darunter die Einnahme von Progesteron und Antidepressiva sowie die kognitive Verhaltenstherapie, sagt Ott. "In jedem Fall ist es wichtig, dass Frauen ihre Symptome ernst nehmen und ärztliche Hilfe aufsuchen." Oftmals sei es möglich, die körperlichen und psychischen Probleme zu mildern - und damit die Lebensqualität zu verbessern.

Wege, um die Symptome von PMS und PMDD zu reduzieren
Eine gesunde Ernährung, Bewegung und die Einnahme von Mönchspfeffer können die Lebenssituation mit PMS oder PMDD verbessern. Bei einem hohen Leidensdruck ist es jedoch wichtig, sich in ärztliche Hilfe zu begeben. Denn es gibt Möglichkeiten, die Symptome zu reduzieren.

Mikronährstoffe
Die Einnahme von Mikronährstoffen wie Vitamin B und Calcium kann bereits helfen.

Progesteron
Durch die Gabe von Progesteron in der zweiten Zyklushälfte reduzierten sich die hormonellen Schwankungen, sagt Johannes Ott, Gynäkologe der MedUni Wien. Das lindere häufig die Probleme.

Kombinierte Pille
Auch die kombinierte Pille mit den Wirkstoffen Östrogen und Gestagen führe häufig zu einer Verbesserung der Symptome, sagt Ott. Während die Pille klassischerweise 21 Tage lang eingenommen und sieben Tage lang Pause gemacht werde, setze man bei einer Behandlung von PMS und PMDD nur vier Tage aus oder nehme die Pille so lange wie möglich durchgehend. "Bei den meisten Frauen reagiert die Gebärmutter irgendwann mit Zwischenblutungen. Diese sollte man erst abbluten lassen, bevor man die Pille weiternimmt." Die Pille sei jedoch nicht für jede Frau geeignet.

Therapie und Antidepressiva
Bei psychischen Problemen im Falle der PMDD sei es ratsam, sich gezielt helfen zu lassen. "Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei unterstützen, besser mit der Situation umzugehen", sagt Ott. Auch die Einnahme von Antidepressiva ist ein möglicher Schritt.