Ein Urweltmammutbaum aus China, ein Drachenbaum von den Kanaren, eine japanische Zelkove - im Botanischen Garten der Universität Salzburg an der Hellbrunner Straße 34 gedeihen Pflanzen unterschiedlichster Herkunft in friedlicher Koexistenz. Besteht denn bei nicht-heimischen Arten nicht die Gefahr, dass sie zur Plage werden, Stichwort Neophyten? "Der Neophyt ist erst mal nichts Schlechtes, er sorgt für Vielfalt. Wird er aber invasiv und verdrängt heimische Arten, dann wird er als negativ wahrgenommen", sagt Stephanie Socher, Botanikerin und Kuratorin des Botanischen Gartens, die an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg forscht und lehrt.
Grünes Kleinod in der Stadt
Im Botanischen Garten der Universität Salzburg werden Pflanzen aus aller Welt kultiviert - und Menschen informiert.


Viele bei uns heimische Gewächse, allen voran heutige Kulturpflanzen wie Tomaten, Kartoffeln und Mais, sind außereuropäischer Herkunft. Im Botanischen Garten mit seinen mehreren Tausend Pflanzenarten auf einem Gelände von eineinhalb Hektar ist für die ganze Welt Platz. "Der Garten ist kleinräumig, hat aber eine unglaubliche Vielfalt. Es ist eine Melange aus naturnahen, heimischen Lebensräumen wie Hoch- und Niedermoor und thematischen Gruppen. Im Rosenbeet stellen wir zum Beispiel die Züchtungsgeschichte der Gartenrose dar", erläutert Socher.
"Bei uns wachsen mehrere tausend Arten."
Neben Exoten werden viele heimische Gewächse kultiviert. "Unser Alleinstellungsmerkmal als Botanischer Garten ist, dass wir auch die österreichische Flora vorstellen. Im Alpinum wachsen zum Beispiel Enzian und Primeln", erklärt Socher. Zu den thematischen Beeten zählt unter anderem der Apothekerkräutergarten. Hier reihen sich knapp 300 verschiedene Heilpflanzen aneinander, geordnet nach ihrem Anwendungsgebiet.

Einige Schritte weiter wartet der "Färbergarten" mit seiner Blütenpracht. Hier sind Pflanzen versammelt, die als Naturfarbstoffe - historische - Bedeutung haben. In fröhlichem Gelb reckt etwa die Hundskamille, deren Blüten bereits im Mittelalter zum Färben von Gelbtönen verwendet wurden, ihre Köpfchen Richtung Sonne. Vom Waid wurde wiederum die Wurzel zum Blaufärben genutzt. Auch Indigolupine, Schöllkraut, Ringelblume, Iris, Malve und Schwertlilien finden sich im Färberbeet, weil sie wegen der farbgebenden Eigenschaft ihrer Blüten, Blätter oder Wurzeln vom Menschen geschätzt wurden.
Naturnahe Lebensräume wechseln mit thematischen Beeten
Der Färbergarten sei ein Beispiel dafür, wie man im Botanischen Garten auf Themen eingehe, die gerade gefragt seien, sagt Socher. Ein anderes Beispiel ist eine Beetanlage mit Kulturpflanzen, die den Fokus auf alte Sorten legt. Kohlgewächse, Tomaten, Zucchini, Artischocken reihen sich hier an Gewürzpflanzen wie Kümmel und Anis, aber auch an Exotisches wie die mexikanische Zwerggurke oder die Andenbeere.

Wenige Schritte entfernt stellt der Bauerngarten dar, wie der blühende Stauden- und Blumenbereich gekonnt Bestäuber für das Gemüse anzieht. Seit einiger Zeit sei man torffrei, schildert Socher, denn man versuche, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten. Das war eine große Umstellung, weil sich dadurch der Wasser- und Nährstoffgehalt des Bodens veränderte, erzählt sie. Chemie findet im Botanischen Garten so gut wie keinen Einsatz, man setzt auf Schafwolldünger und natürliche Schädlingsbekämpfung. Auch zugekauft werde wenig. "Das Saatgut wird bei uns von den Gärtnern abgenommen, gereinigt und gesäubert, gelagert, etikettiert und im Frühjahr wieder ausgesät", schildert Socher. Rund 80 Prozent der Pflanzen stammen aus eigener Produktion, schätzt sie.
