In Enns (Oberösterreich) macht man es zum ersten Mal. Am 25. April wird auf dem Hauptplatz ein Pflanzerltauschmarkt abgehalten. Die Idee dahinter ist simpel. Wer überzählige Ableger und Setzlinge hat, der bringt sie zum Markt und bekommt dafür Ableger und Setzlinge, die er gerne einmal in seinem Garten, auf seinem Balkon oder in seiner Wohnung gedeihen sehen will. Eine Idee, die auch andere Gemeinden und Vereine bereits hatten. Aber Pflanzerltauschmärkte sind mehr: Getauscht werden dabei nicht nur alle möglichen Gewächse, sondern vor allem auch die Erfahrungen, die jede Besucherin oder jeder Besucher im eigenen Garten gemacht hat. Und etwas, das den Biogärtner Karl Ploberger besonders freut: "Dadurch werden auch viele Pflanzen, die typisch für eine Region sind und die man in den Geschäften oft nicht findet, weitergegeben", erzählt er.
Wer einmal einen Pflanzentauschmarkt besucht habe, der werde auch sehen, dass Garteln schon längst ein Thema geworden sei, das über alle Altersgruppen und soziale Schichten hinweg interessiere, sagt er. Und so gebe es deutliche Unterschiede, was von wem getauscht werde. "Junge Männer handeln sehr oft mit Chilis", erzählt er. Dabei geht es bei den Schoten, die eigentlich aus Lateinamerika stammen, vor allem darum, Pflanzen zu bekommen, die den Schärfegrad erreichen, den man selbst haben will. Die Skala reicht dabei von eins bis zehn. Oft steckt aber auch ein finanzielles Interesse hinter dem Besuch eines Pflanzerlmarkts. "Vor einiger Zeit waren etwa zweifärbige Philodendren modern, die im Geschäft, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, ziemlich teuer waren. Ableger davon waren dann auf solchen Märkten total gefragt", erzählt der Biogärtner.
Getauscht werden neben Blumen vor allem Gemüsesetzlinge. Etwa Tomaten. "Da gibt es Hunderte Sorten, die viele gerne ausprobieren wollen", sagt Ploberger. Etwa die großen, fleischigen Ochsenherzen oder die kleinen Perlentomaten. "Aus denen kann man ein Sugo mit einem ganz speziellen Geschmack herstellen", erzählt er. Aber auch verschiedene Salatpflanzerl, Gurken oder Zucchini werden gerne weitergegeben. Ebenfalls im Trend, vor allem bei Jugendlichen: fleischfressende Pflanzen wie Venusfliegenfallen.
Die Lust am Garten hat in den vergangenen Jahren jedenfalls massiv zugenommen. Und wer kein eigenes grünes Fleckerl hat, der zieht eben auf dem Balkon oder der Terrasse Kräuter und Blumen. Und es gibt auch den Trend, dass Städte und Gemeinden öffentliche Flächen zur Verfügung stellen, auf denen dann interessierte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam ausprobieren, ob sie einen "grünen Daumen" haben.
Warum das so ist, dafür hat Ploberger mehrere Erklärungen. Zum einen sei die Arbeit im Garten ein Freizeitvergnügen geworden, bei dem viele gut vom täglichen Stress abschalten könnten. Zum anderen gehe es wohl auch darum, eine gewisse Unabhängigkeit bei der Nahrungsmittelversorgung zu bekommen. "Wer es richtig macht, der kann sich über Monate immer mit frischem Gemüse versorgen", sagt er. Und wenn man das mit relativ wenig Aufwand mache, sei dies sicher auch eine finanzielle Ersparnis.