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Herzliches Gedenken am Friedhof

Sie sind unscheinbar, drücken aber Verbundenheit mit den Verstorbenen aus: die Herzerlsteine, so genannt wegen ihrer meist herzförmigen Vertiefung zur Aufnahme des Weihwassers.

Bild links: Kreuz und Herzerlstein von Familie Eberle mit Grabeinfassung, Salzburger Petersfriedhof. Bild mitte: Neues Grab von Familie Schnöll mit Wänden und IHS-Inschrift, Bad Vigaun. Bild rechts: Kreuz von Familie Schmid mit dem Herzerlstein ohne Grabeinfassung auf dem Salzburger Petersfriedhof.
Bild links: Kreuz und Herzerlstein von Familie Eberle mit Grabeinfassung, Salzburger Petersfriedhof. Bild mitte: Neues Grab von Familie Schnöll mit Wänden und IHS-Inschrift, Bad Vigaun. Bild rechts: Kreuz von Familie Schmid mit dem Herzerlstein ohne Grabeinfassung auf dem Salzburger Petersfriedhof.
Kustos Richard Ruhland mit der Sammlung im Museum Rupertiwinkel.
Kustos Richard Ruhland mit der Sammlung im Museum Rupertiwinkel.

Ab dem späten Mittelalter legte man rund um Kirchen Friedhöfe an, althochdeutsch "frithof", der eingefriedete Bereich um eine Kirche. Während nur besondere kirchliche und weltliche Würdenträger in den Kirchen bestattet wurden, standen auf den Gräbern im Friedhof nur einfache Holzkreuze, vermutlich meist ohne Inschrift und ohne Einfassung. Verschwand das Kreuz, war das Grab aufgelassen.

Nach 1500 wurden die Holzkreuze allmählich durch geschmiedete Grabkreuze ersetzt, Eisenerzvorkommen vorausgesetzt. So konzentrierte sich ihr Verbreitungsgebiet hauptsächlich auf die Alpenländer Österreich, Südtirol, die Schweiz und den süddeutschen Raum, vor allem in Friedhöfen katholischer Gemeinden.

Mit den Eisenkreuzen wuchs die Dauer des besonderen Gedenkens, sie brauchten allerdings eine stabile Halterung. So kamen die ersten Grabsteine auf: Sie nahmen in einer Vertiefung - oft in Herzform - auch das Weihwasser auf, das als Segenszeichen verwendet wurde und wird. So entstanden die Herzerlsteine. Vorher waren Weihwasserkessel meist am Beginn einer Grabreihe auf Weihwasserträgern aufgehängt, das waren Eisenständer mit Haken.

Am Kreuz oder auf dem Grabstein wurde nun auch auf die hier Beerdigten verwiesen - oft nur mit den Initialen und der Jahreszahl.

Die Epoche um 1750 wird als die Blüte der schmiedeeisernen Grabkreuze bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurden sie immer mehr durch Kreuze aus Gusseisen verdrängt. Und eine neue bürgerliche Grabkultur führte zum Einsatz industriell vorgefertigten Steinmaterials.

Entwicklung der Gräber

Standen die Grabsteine zuerst ohne weitere Abgrenzung auf der Erde, so entwickelte sich nach und nach auch die Abgrenzung der Grabfläche. Sie konnte aus unbehauenen Steinen in Form eines Rechtecks bestehen. Nach und nach kam es zu Steineinfassungen, mit denen die Grabsteine verbunden wurden.

Die Einfassungen erhielten schließlich eine sich nach oben verjüngende Form, wie sie auch von den sargdeckelähnlichen "Sarchen" bekannt ist, die in Lessach im Lungau aus Holz gefertigt sind. Die Grabeinfassungen aus Stein wurden oft auch mit Ornamenten versehen. Dazu kam häufig das "Nomen sacrum", der "heilige Name" IHS, die Transkription der ersten drei Buchstaben des griechischen Jesus-Namens, oft umgedeutet mit "Jesus, Heiland, Seligmacher".

Heute sind Herzerlsteine nur mehr selten auf den Friedhöfen zu finden. Eine große Sammlung von schmiedeeisernen Grabkreuzen befindet sich im Museum Rupertiwinkel auf der Burg Tittmoning, bis 1803 zu Salzburg gehörig: Nach 1900 wurden die Kreuze, die nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen, immer mehr durch Steindenkmäler ersetzt. Sie wurden aus dem ganzen Rupertiwinkel im Museum gesammelt, wo heute etwa 180 Kreuze zu sehen sind, die meisten mit ihrem Stein. Richard Ruhland, Kustos des Museums Rupertiwinkel, ist mit Recht stolz auf die kostbare Sammlung, die auch mit Begleitinformationen sehr gut aufbereitet ist.

Herzerlsteine waren in Stein gemeißelte herzliche Verbundenheit mit den Bestatteten. Heute sind bei Begräbnissen oft Kränze in Herzform zu sehen, auch sie drücken Liebe und Wertschätzung aus.