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In Altenmarkt wird Weihnachten lebendig

Mit der Grundner Krippe besitzt das Heimatmuseum ein einmaliges Kleinod mit vielen beweglichen Figuren.

Die Altenmarkter Grundner Krippe wurde vor 280 Jahren von einem zugewanderten Tiroler Weber gebaut.
Die Altenmarkter Grundner Krippe wurde vor 280 Jahren von einem zugewanderten Tiroler Weber gebaut.

Jetzt in der Adventzeit kommen besonders viele, jung und alt, um unsere Grundner Krippe zu bestaunen", erzählt Kustodin Stefanie Oberreiter, "Kinder aus Altenmarkt und den umliegenden Gemeinden, Interessierte aus dem ganzen Land Salzburg oder aus dem Steirischen, und so mancher Betrieb verbindet seine Weihnachtsfeier für die Belegschaft mit einem Besuch unserer Krippe."

Die Altenmarkter Grundner Krippe, orientalisch gestaltet, ist ein Kleinod sondergleichen. Es war Franz Plattner, der nach 1731/32 von Tirol nach Altenmarkt gezogen war. Hier hatte im Zuge der Protestantenvertreibung beinahe die Hälfte der Bevölkerung des Glaubens wegen ihre Heimat verlassen. Die Salzburger Erzbischöfe versuchten das Vakuum mit Zuwanderern aus dem Tirolerischen zu füllen. Franz Plattner war Weber, ein Handwerk mit hartem Brot. Den Winter über hatte der Mann gar keine Arbeit, also baute er um 1740 während der kalten Jahreszeit in seinem Grundner Häusl an dem Platz, an dem eigentlich sein Webstuhl stand, einen Krippenkasten auf und begann zu werken. Er bastelte eine Weihnachtskrippe mit Hunderten beweglichen Figuren. Jahr für Jahr wurde sein Kunstwerk erweitert, die Kinder von Altenmarkt konnten es den Erzählungen nach kaum erwarten, zu sehen, was es wieder Neues gab.

Rund 280 Jahre alt ist die handwerkliche Kostbarkeit nun bereits. Und beinahe hätte Altenmarkt die Grundner Krippe für immer verloren: Ein Besucher aus Deutschland wollte sie bald nach dem Zweiten Weltkrieg kaufen. Das erfuhr gerade noch rechtzeitig Johann Schober. Der Volksschuldirektor, Kapellmeister und Kirchenchorleiter organisierte spontan ein Herbergsingen, dessen Erlös für die Anzahlung der ersten Raten für die Krippe reichte. So blieb der wertvolle Schatz im Ennspongau.

Kustodin Stefanie Oberreiter zieht die Fäden.
Kustodin Stefanie Oberreiter zieht die Fäden.

Wenn Besucher "Kripperl schauen" gehen, entführt Kustodin Stefanie Oberreiter sie auf die Reise von Maria und Josef von ihrer Heimatstadt Nazareth nach Bethlehem. Dann sitzt sie unsichtbar hinter der Krippe, erzählt eine spannende Geschichte und zieht gleichzeitig mit ihren Händen geschickt an Dutzenden Fäden, wodurch die Figuren vor den Augen der staunenden Besucher bewegt werden: Zöllner, Kapuziner und ein Einsiedler, Wilderer und Jäger, Gamsen, die davonspringen, Wegmacher und Sattler, Wagner, Zimmermann und ein Maler, der gerade sein Haus streicht. Bauern beim Kühemelken, die Bäuerin beim Buttermachen, Scherenschleifer, Weber, Schneider, Schuhmacher oder ein Rauchfangkehrer bei der Arbeit. Ein Schmied an der Esse, Bergwerksleute, die das Erz aus dem Stollen schieben, Reitersoldaten, Trommler, König Herodes, der Wirt, der den Stall bereitstellt, Hirten, die diesen suchen, die Heiligen Drei Könige oder eine Szene mit der Flucht der Familie nach Ägypten. Das Schlussbild zeigt - wieder nach Nazareth zurückgekehrt - Maria, Josef und den jugendlichen Jesus in ihrem Haus beim Arbeiten.

"Es ist für mich jedes Jahr eine besondere Zeit, wenn ich vor Weihnachten durch unsere Grundner Krippe führen darf", versichert Stefanie Oberreiter, die sich schon wieder freut, wenn sich die Besucher im "Hoamathaus" am Marktplatz in Altenmarkt bei ihr einfinden.

Info: Fixe Termine für Vorführungen der Grundner Krippe sind ab 23. November jeweils Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Gruppen können auch gesonderte Termine vereinbaren: Telefon: +43 664 481 6117.