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24 Adventbräuche, die Sie womöglich noch nicht kennen

Eine festliche Reise um die Welt: die Vielfalt der Weihnachtstraditionen ist groß. Wir haben 24 Rituale, Feste, Besonderheiten und Eigenheiten zusammengetragen.

1. Weihnachtspulli und Werbung mit Herz
Die Briten lieben Weihnachten. Fester Bestandteil ist das Tragen eines Weihnachtspullis - der Christmas Jumper. Eine jüngere, aber nicht minder wichtige Tradition ist für die Briten die Weihnachtswerbung geworden. Supermarktketten und Kaufhäuser kämpfen mit teuer produzierten Clips um die Aufmerksamkeit ihrer Kundinnen und Kunden. In dieser Saison eroberte aber überraschend die Werbung eines Pubs in Nordirland die sozialen Medien. Darin wird ein älterer Mann gezeigt, der einsam durch die Straßen einer Stadt geht. Erst als er in ein weihnachtlich geschmücktes Pub einkehrt, wendet sich sein Tag zum Guten. Das Video endet mit dem Sprichwort: "Es gibt keine Fremden, nur Freunde, die man noch nicht getroffen hat." Die Briten teilten den Spot tausendfach. Una Burns, Managerin von Charlie's Bar in der nordirischen Stadt Enniskillen, sagte, dass sie eine Werbung machen wollte, die bei den Menschen Anklang findet. Die Reaktionen beschrieb sie als überwältigend. (Susanne Ebner)

Weihnachtspulli (Symbolbild)
Weihnachtspulli (Symbolbild)

2. Archaisch und lärmend geht es im Vinschgau zu

Es ist ein uraltes Ritual, das am Samstag vor oder nach dem Nikolaustag in Stilfs im Vinschgau abgehalten wird: das Klosn. Dabei geht es darum, Dämonen abzuwehren. In dem Südtiroler Bergdorf im Ortlergebiet treiben dann ab 14 Uhr sagenhafte Fabelwesen ihr Unwesen. Die Burschen ziehen sich bunte Gewänder an und furchteinflößende Masken über. Sie hängen sich große Glocken um und ziehen als "Klaubauf", "Esel" und "Tuifel" schreiend und lärmend durch die Straßen. Der heilige Nikolaus (Santa Klos) ist auch dabei. In Begleitung von vier ganz in Weiß gekleideten Weisen folgt er dem bunten Zug in aller Ruhe. Einen Moment der Stille gibt es dann am Abend beim Ave-Maria-Läuten. Dann geht es mit einer Feier weiter.

Rituale im Vinschgau
Rituale im Vinschgau

3. Ganze 33.892 Kugeln hängen an den Christbäumen
Das Weiße Haus bietet jede Menge Platz für Weihnachtsdekoration. Der von First Lady Jill Biden ausgewählte Schmuck wurde in diesem Jahr von Mitarbeitern und mehr als 300 Freiwilligen aus dem ganzen Land eine ganze Woche lang angebracht. Auch auf dem Gelände des Weißen Hauses ist viel Platz, dort wurden 98 Tannenbäume verteilt, 142.425 Lichter angebracht und 4,5 Kilometer Schmuckband zu Maschen und anderen Verzierungen verarbeitet. 22.100 Glocken und 33.892 Christbaumkugeln schmücken den Amtssitz des US-Präsidenten Joe Biden. An den Fenstern des Weißen Hauses hängen jedes Jahr 72 Kränze. Wiederkehrend ist auch eine große Lebkuchenversion des Gebäudes. Das Weihnachtsmotto in diesem Jahr lautet: "Magie, Wunder und Freude".

Traditionell liegt die Auswahl der Weihnachtsdekoration in den Händen der First Lady. Im Bild Jill Biden im November 2023.
Traditionell liegt die Auswahl der Weihnachtsdekoration in den Händen der First Lady. Im Bild Jill Biden im November 2023.

4. Falscher Schnee im Sommer Australiens
Klassische Weihnachtstraditionen hat Australien nicht zu bieten. Eher ist hier das Erstaunliche, dass alle trotz 30 Grad im Schatten ein verhältnismäßig traditionelles Fest feiern wollen. Es werden Weihnachtslieder gesungen, in denen es schneit, Häuser werden mit künstlichem Schnee und Plastikschneemännern geschmückt. So mancher kocht am Weihnachtstag klassische europäische Gerichte, obwohl die Temperatur in der Küche dann fast der des Backofens gleicht. Dafür geht der Weihnachtsmann surfen. Am zweiten Weihnachtstag wird meist gegrillt und danach hüpft man in ein Schwimmbecken oder geht an den Strand. Ein Weihnachtsdessert ist die Pavlova. Sie soll - so lautet die australische Version - von einem deutschstämmigen Koch in Perth erfunden worden sein. Die Neuseeländer sind sich dagegen sicher, dass sie sich die Nachspeise aus Baiser, Schlagobers und Obst ausgedacht haben. Sicher ist indessen, dass die Süßspeise nach der russischen Ballerina Anna Pawlowa benannt ist, die in beiden Ländern Auftritte hatte. (Barbara Bankhausen)

Zu Weihnachten geht Santa in manchen Regionen der Südhalbkugel oft surfen (Symbolbild).
Zu Weihnachten geht Santa in manchen Regionen der Südhalbkugel oft surfen (Symbolbild).

5. Ein Lied für die Donnerstage im Advent

An den Donnerstagen im Advent gehen in Ladinien vor allem junge Menschen von Haus zu Haus und singen das Lied der "Tlecanoht" - das ist Ladinisch für Klöckelnacht; in Salzburg ist das Anklöckeln bekannt. Die verkleidete Gruppe in Ladinien besteht aus mehreren Personen: Darunter sind der Bauer und die Bäuerin (Paur y Paura), die Wirtin (Osta), das Paar aus Buchenstein (Fodoma y Fodom), die zwei Alten (Vedla y Vedl), die Magd (Rëstla), das Gästepaar (Seniëur y Seniëura) und zwei Clowns (Paiazi). Die Sängerinnen und Musikanten wünschen den Zuhörern mit ihrem Lied Glück und frohe Festtage. Im Gegenzug erhalten sie Geld, Süßigkeiten und Getränke. In der heutigen Zeit sind es vor allem junge Menschen aus Vereinen, die diese Tradition am Leben erhalten. Dank der Spenden ist es ihnen auch möglich, ihre Organisation zu finanzieren.

Mit dem Lied wünschen die Sängerinnen und Sänger den Menschen Glück und frohe Festtage.
Mit dem Lied wünschen die Sängerinnen und Sänger den Menschen Glück und frohe Festtage.

6. Der Rußfleck-Piet hilft dem hl. Nikolaus
In den Niederlanden und in Flandern, dem niederländischsprachigen Teil Belgiens, hat der heilige Nikolaus (Sinterklaas) einen Helfer, der in weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebt ist: der Rußfleck-Piet. Ursprünglich eine Schreckfigur, die seit dem 16. Jahrhundert überliefert ist, hat er sich zum kinderfreundlichen Begleiter des Nikolaus entwickelt. In den Niederlanden ist Sinterklaas, der der Legende nach mit dem Schiff aus Spanien anreist und auf einem Schimmel über die Dächer reitet, wichtiger als das Weihnachtsfest. Das Eintreffen in den Niederlanden ist stets ein großes Fernsehereignis. Die Gesichter der Rußfleck-Piet-Darsteller sind braun oder schwarz geschminkt, sie tragen bunte festliche Kleidung wie Pagen vor Jahrhunderten. Seit etwa zehn Jahren gibt es regelmäßig auch Kritik, dass die Figur des Rußfleck Piet rassistisch geprägt sein könne. Der Legende nach kriechen die Helfer des Nikolaus durch die Schornsteine und bringen den Kindern Geschenke.

Der Brauch ist inzwischen sehr umstritten.
Der Brauch ist inzwischen sehr umstritten.

7. Spanier feiern unter Plastikbäumen
Der Christbaum wird in Spanien schon am 8. Dezember aufgestellt. An diesem Tag, der als nationaler Feiertag der spanischen Schutzheiligen Inmaculada, der Jungfrau Maria, gewidmet ist, beginnen alle Spanier ihr Heim zu schmücken. Die meisten tun dies mit einem Plastiktannenbaum - auch bei uns steht ein künstlicher Baum. Meine Frau, die in Spanien geboren wurde, möchte die echten Nadelbäume lieber draußen in der Natur sehen. Seit 25 Jahren benutzen wir denselben Kunstbaum. Das sind dann immerhin 25 echte Tannenbäumchen weniger, die abgeholzt wurden. Und tatsächlich: Wenn unser Christbaum mit Lichtern erstrahlt, ist er äußerlich kaum von einer richtigen Tanne zu unterscheiden. Viele Spanier sehen dies genauso. Zum Leidwesen jener Plantagenbesitzer, die in Nordspanien riesige Tannenplantagen unterhalten. Mangels Nachfrage exportieren sie diese vor allem Richtung Norden.

Die Menschen in Malaga bewundern einen besonderen Weihnachtsaum.
Die Menschen in Malaga bewundern einen besonderen Weihnachtsaum.

8. Ein Tag zu Ehren der Jungfrau Maria
In Rom legt der Papst traditionell am 8. Dezember einen Blumenstrauß auf der Piazza di Spagna am Fuße einer mehr als elf Meter hohen Marmorsäule nieder, die eine Marienstatue zu Ehren der unbefleckten Empfängnis trägt. Der französische Marienwallfahrtsort Lourdes schließt sich der Tradition an: Tausende Rosen werden in der Grotte zu Füßen der Muttergottes niedergelegt.
In Kolumbien wird in der Nacht auf den 8. Dezember zu Ehren Marias die "Noche de las velitas" (Nacht der kleinen Kerzen) begangen. Landesweit werden in den Häusern und Straßen Kerzen und Lampions entzündet, in der Hoffnung, dass Maria das Leuchten sieht und die Häuser segnet. Menschen treffen sich im Freien, Chöre singen auf den Straßen und oft gibt es auch ein Feuerwerk.
Einzigartig ist in Nicaragua die Griteria (Geschrei). In der Nacht auf den 8. Dezember huldigen die Menschen der Gottesmutter lautstark - mit Feuerwerken, Trommeln und Geschenken. In manchen Häusern gibt es schön hergerichtete Marienaltäre, Menschen werden in Gruppen eingelassen und versammeln sich darum. Sie rufen inbrünstig: "Quien causa tanta alegria?" ("Wer verursacht so viel Freude?") "Die Empfängnis von Maria", lautet die Antwort der Familien.

Traditionell legt der Papst am 8. Dezember Blumen an der Marienstatue auf der Piazza di Spagna nieder.
Traditionell legt der Papst am 8. Dezember Blumen an der Marienstatue auf der Piazza di Spagna nieder.

9. Lebkuchenstadt und Besen verstecken
Auch in Norwegen ist die Zeit vor Weihnachten eine ganz besondere. Es gibt verschiedenste Bräuche, etwa 24 Duftnelken in eine Orange zu stecken und bis zum Heiligen Abend täglich eine zu entfernen. Dabei erfüllt ein immer stärkerer Duft nach der Frucht den Raum. Im Advent sollte man - sofern man sich in Norwegen aufhält - auch die Lebkuchenstadt in Bergen besuchen. Die Pepperkakebyen ist eine Modellstadt aus Lebkuchen - mit rund 2000 Häusern ist sie angeblich die größte der Welt.
Vor dem Heiligen Abend werden Kehrgeräte wie Besen oder Wischmopp versteckt. Das hat weniger mit der nicht vorhandenen Freude am Putzen zu tun als mit der Sage, dass am Heiligen Abend Hexen und böse Geister um die Häuser ziehen. Weil sie auf Besen durch den Himmel reiten und die Menschen den Weihnachtsmann beschützen wollen, der ja dort oben schon mit den Geschenken unterwegs ist, werden die Fortbewegungsmittel sicher verwahrt.

Die Lebkuchenstadt in Bergen ist weltweit die größte ihrer Art.
Die Lebkuchenstadt in Bergen ist weltweit die größte ihrer Art.

10. Adventkaffee und Herbergsuche
In Mexiko ist Weihnachten im besten Sinne ein Synkretismus aus mexikanischen Bräuchen, Einflüssen der US-Tradition sowie den Sitten der Ureinwohner. Denn den Azteken gelang es, den spanischen Missionaren Teile ihrer eigenen Tradition unterzujubeln. So wurden die Feste um die Ankunft des Azteken-Gottes Huitzilopochtli später einfach zu Ehren von Josef und Maria gefeiert.
Untrennbar zu Weihnachten gehören in Mexiko die Posadas, so eine Art unterhaltsames Adventskaffeetrinken. Dabei wird die Herbergsuche nachgestellt. Höhepunkt ist das Zerschlagen der Piñatas. Das sind bunte Gebilde aus Pappmaché, gefüllt mit Süßigkeiten, Obst und Nüssen. Die Piñata hängt an einem Seil an der Decke, Kinder und Erwachsene schlagen mit einem Stock und verbundenen Augen darauf ein, bis sie zerbricht. Dann balgen sich die Kinder ganz unweihnachtlich um die Süßigkeiten. Der wichtigste Tag ist auch in Mexiko der Heilige Abend. Da trifft sich die Familie zum großen Abendessen. Es ist ein fröhliches Beisammensein mit viel Essen, Trinken, Musik und Tanz. Traditionell bekommen die Kinder an dem Tag Nützliches wie Schuhe geschenkt, die richtige Bescherung ist erst am 6. Jänner. (Klaus Ehringfeld)

Ein wichtiger Teil der Herbergsuche ist das Zerschlagen der Piñata.
Ein wichtiger Teil der Herbergsuche ist das Zerschlagen der Piñata.

11. Kunstwerke aus Tonnen von Sand
In Jesolo findet seit dem Jahr 2002 die "Sand Nativity" statt: Auf 750 Quadratmetern präsentieren internationale Künstlerinnen und Künstler 13 monumentale Werke aus Sand. Diese sind in einem Pavillon auf der Piazza Brescia untergebracht. Sie sind noch bis 4. Februar zu sehen. Thema sind in diesem Jahr wichtige Episoden im Leben des heiligen Franz von Assisi. Dieses Jahr wird der 800. Jahrestag der ersten Krippe gefeiert, die von dem Heiligen in der Ortschaft Greccio in der Region Umbrien im Jahr 1223 ins Leben gerufen wurde. Die Gemeinde liegt 80 Kilometer nördlich von Rom. Wie der Franziskus-Biograf Thomas von Celano berichtete, ließ Franziskus in der Höhle von Greccio zum ersten Mal in der Geschichte eine geistliche Krippendarstellung realisieren. Als "Figuren" dienten seine Mitbrüder und Dorfbewohner, dazu kamen der bereits vorhandene Ochse und der Esel. Die Weihnachtsgrotte von Greccio ist heute eine Kapelle.

Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.
Unter der künstlerischen Leitung des Kanadiers David Ducharme entstanden die Werke aus Sand.

12. In Island gibt es 13 Gesellen zu Weihnachten
In Island gibt es nicht nur einen Weihnachtsmann, sondern 13, sie heißen Jólasveinar. Eigentlich sind es ja Trolle, deren Mutter sie nur zur dunkelsten Zeit des Jahres aus ihrer Höhle lässt. Ab dem 12. Dezember kommt jeweils einer der Gesellen zu den Menschen. Kinder stellen ihre Schuhe auf das Fensterbrett in der Hoffnung, dass sie ihnen ein Geschenk hineinlegen. Die Chancen steigen, wenn die Kinder auch etwas für die Trolle zu essen hinlegen. Wer nicht brav war, findet nur eine Kartoffel im Schuh. Jeder der 13 Brüder hat seine speziellen Eigenheiten - der eine hat es beispielsweise auf die Milch der Schafe abgesehen, ein anderer wiederum schleckt alle Kochlöffel ab, bis sie sauber sind, und ein dritter schmeißt die Türen laut zu. Am 24. Dezember sind dann alle Brüder zusammen - und bis 6. Jänner verschwindet einer nach dem anderen wieder in die Berge.

Das ist einer der 13 isländischen Weihnachtstrolle. Jeder von ihnen hat so seine Eigenheiten.
Das ist einer der 13 isländischen Weihnachtstrolle. Jeder von ihnen hat so seine Eigenheiten.

Die zweiten 12 Weihnachtsbräuche finden Sie hier.