Jobchancen: Belastbarkeit im Job ist entscheidender als Fachwissen
Wer mit Druck umgehen kann, hat bessere Chancen auf den Job. Das zeigt der aktuelle Hernstein Management Report.
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Eine aktuelle Studie des Hernstein Management Reports zeigt, dass 90% der Führungskräfte Resilienz höher bewerten als Fachqualifikation.
Wenn es darum geht, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszuwählen, legen Führungskräfte ein besonderes Augenmerk auf deren Belastbarkeit. Laut dem aktuellen Hernstein Management Report halten 90 Prozent der Befragten diese Eigenschaft für wichtiger als reine Fachqualifikation - vor allem Führungskräfte aus der Finanz-, Bank- und Versicherungsbranche.
Studie zeigt Führungsstimmungen auf
Seit mehr als 20 Jahren erhebt das Bildungsinstitut Hernstein der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien damit ein jährliches Stimmungsbild unter Führungskräften. Die aktuelle repräsentative Studie basiert auf den Einschätzungen von 1600 Führungskräften in Österreich und Deutschland.
"Gute Führungskräfte fördern Resilienz."
Michaela Kreitmayer
Hernstein
"Für Unternehmen ist Belastbarkeit oft eine Grundvoraussetzung", erklärt Michaela Kreitmayer, die bei Hernstein den Bereich Beratung, Projektleitung und Vertrieb leitet. "Vertiefendes und spezifisches Fachwissen kann man sich im Regelfall im Unternehmen aneignen." Viel entscheidender sei, Resilienz zu entwickeln. "Gute Führungskräfte fördern ihre Mitarbeitenden dahingehend, eine innere Stärke aufzubauen, widerstandsfähig gegenüber Stress und anpassungsfähig zu sein", betont Kreitmayer.
Vertrauen stärkt Resilienz erheblich
61 Prozent der Führungskräfte sind überzeugt, dass gegenseitiges Vertrauen die Resilienz von Mitarbeitenden stärkt. An zweiter Stelle folgen Gemeinschaft und Zusammenhalt (55 %), gefolgt von der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit (47 %) und dem Anerkennen von Erfolgen.
Dem gegenüber stehen Rahmenbedingungen, die Resilienz verhindern: Zeitdruck, ständige Kontrolle, Erfolgsdruck sowie häufige Störungen während der Arbeit gelten als kontraproduktiv. Kreitmayer betont: "Führungskräfte können durch den Aufbau von guter Beziehung sowie durch Entgegenbringen von Vertrauen ein passendes Umfeld schaffen, das die Resilienz erhöht. Ständige Kontrolle und Erfolgsdruck sind hingegen kontraproduktiv."
Lösungsorientierung ist wichtig für Belastbarkeit
Als wichtigste Eigenschaft zur Förderung von Belastbarkeit nennen 62 Prozent der Führungskräfte die Lösungsorientierung. "Den Fokus auf die Zielerreichung und nicht auf mögliche Schwierigkeiten zu legen, ist dabei hilfreich. Probleme in Fragen zu verwandeln, unterstützt dabei, ein geeignetes Lösungsszenario zu entwickeln", sagt Kreitmayer. Weitere resilienzfördernde Eigenschaften sind es, unveränderbare Umstände zu akzeptieren, Verantwortung zu übernehmen oder einen gesunden Optimismus zu haben.
Stressempfinden nimmt laut Führungskräften zu
Das Stressempfinden aufgrund der Arbeitsbelastung hat aus Sicht der Führungskräfte in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen: 36 Prozent der Führungskräfte bestätigen dies, weitere 37 Prozent sprechen von etwas mehr Belastung. Trotzdem gelingt es vielen, in der Freizeit abzuschalten. 56 Prozent der Befragten berichten, dass sie sich gut erholen können. Etwa ein Zehntel sagt allerdings, dass ihm das gar nicht gelingt. Interessanterweise beurteilen Führungskräfte im oberen Management ihre eigene Belastbarkeit niedriger als jene im mittleren oder unteren Management.
Insgesamt sehen sich die meisten Führungskräfte als recht belastbar: 65 Prozent ordnen sich auf einer Skala von 0 bis 10 in den Top-3-Werten ein. "Die Selbsteinschätzung der österreichischen Führungskräfte liegt dabei leicht über jener der deutschen", so Kreitmayer.