Hab und Gut wird transportiert, seit es die Menschheit gibt. Im Altertum lud man Kisten, Körbe und Säcke auf Wagen, Maulesel und Kamele, später bereiste der Vorläufer des Reisegepäcks die weite Welt im Schiffsrumpf. Vergnügen waren diese Fahrten jedoch kaum, eher Ochsentouren. Statt Erholung wurden Profit und Eroberung, Sicherheit und Religionsfreiheit, Karriere oder wissenschaftlicher Ruhm gesucht. Und es dauerte noch Jahrhunderte, nämlich bis zur Erfindung der Eisenbahn, bis zumindest die betuchte Bevölkerungsschicht begann, sich ein Plaisir aus dem Herumfahren zu machen. Aber bitte mit Stil.
Wie der Herr, so das Gscher - Truhen, Schachteln und Kisten wurden immer eleganter, und schließlich entwickelte in Paris ein gewisser Louis Vuitton Mitte des 19. Jahrhunderts sogar den revolutionären Schrankkoffer, gerne auch als Überseekoffer verwendet auf den immer mehr in Mode kommenden Schiffsreisen. Jetzt stand der lustvollen Mobilität nichts mehr im Wege, vorausgesetzt, es gab Personal, das das zu befördernde Trumm ins und vom Verkehrsmittel wuchtete.
Es wird mehr Geld ausgegeben
Dass viele Menschen zu moderaten Preisen in den Urlaub fahren können und das auch tun, ist ein Nachkriegsphänomen. Eigenes Auto, eigener Roller und sogar erste Linienflüge - all das hat auch die Kofferwelt verändert. Leicht und handlich statt ausladend und luxuriös war nun angesagt und damit das moderne Gepäckstück geboren. Schlaue Konzepte und neue Hightechmaterialien haben das Reisen seither immer leichter gemacht.
Für die moderne Reiselust wird auch gerne Geld ausgegeben, weltweit werden in diesem Jahr Taschen und Koffer um etwa 172,68 Milliarden Euro gekauft werden, wobei die US-Amerikaner hier die Nase vorn haben. Tendenz steigend. Bis 2026 sollen laut Statistik die Ausgaben auf 197,30 Milliarden Euro anwachsen. Dabei darf's auch gern ein bisserl schick sein - knapp zwei Drittel der erstandenen Teile fallen in die Kategorie Luxusgut.
Warentests der letzten Jahre haben gezeigt: Die teuersten Stücke sind nicht zwangsläufig die besten. Wer auf unabhängige Preisvergleichsseiten im Internet geht, kann - sofern er oder sie kein Markenfreak ist - Hunderte Euro sparen. Der Trend geht derzeit zu bunten, leuchtenden Farben, die den Vorteil haben, auch auf dem Gepäckförderband schon von Weitem sichtbar zu sein. Und egal ob Hart- oder Weichschale oder Reisetasche, bei der Auswahl sollte auch auf die inneren Werte geachtet werden: auf Kreuzspanngurte, Fächer für feuchte Badesachen, höhenverstellbare Packsysteme, Reißverschlüsse, Zwischenböden oder einzeln packbare Kompartiments. Auch Details der Koffertests sind nicht uninteressant, so wurden in manchen Griffen erhöhte Schadstoffwerte festgestellt.
Der Koffer mit vier Rollen ist der Star
Der Star im internationalen Flugverkehr ist heute sicherlich der Koffer mit vier Rollen. Er ist besonders robust und kann verschlossen werden, was unbefugtes Manipulieren verhindert oder zumindest sehr erschwert. Daher empfiehlt sich dieses Modell auch für Kreuzfahrten. Auf Flughäfen sind oft lange Strecken zu Fuß zurückzulegen, insbesondere beim Wechseln von Gates und Terminals auf großen Airports wie Frankfurt oder Paris-CDG. Den Rollen sei Dank gleitet dann auch schweres Gepäck recht zügig durch die Gänge, zum Aufgabeschalter oder als Handgepäck bis zum Gate. Durch die herausziehbaren Teleskopstangen kann der Koffer geneigt und so auch leichter über Unebenheiten gezogen werden.
Nachteil der stabilen Stücke: Sie können beim Rollen ganz schön laut werden, im Stiegenhaus oder gar auf dem Kopfsteinpflaster. Schön, wenn die Nachbarn mitkriegen, dass man um fünf Uhr morgens seine Reise antritt. Wer das vermeiden möchte, setzt auf sogenannte Flüsterrollen, wie sie Marken wie Eastpak und Samsonite im Programm haben.
Reisetaschen mit eingebauten Teleskopstangen und Rollen
Auch für den Zug eignet sich die Variante mit vier Rollen, sie ist in den engen Gängen der Waggons einfacher zu manövrieren, egal ob Hart- oder Weichschale. Generell gilt im Zug wie auch im Reisebus: Eventuell verschließbarer (falls das Gepäckstück außerhalb der Sichtweite liegt) und stabiler Koffer ist gut, aber er sollte nicht zu groß sein, die Möglichkeiten zum Verstauen in Bahn und Bus sind meist beschränkt.
Und da wäre noch die gute alte Reisetasche. Ideal, wenn keine weiten Wege zurückzulegen sind. Meist in federleichten, wasserabweisenden und einfach zu reinigenden Funktionstextilien gehalten, kann sie gut dem vorhandenen Gepäckraum angepasst werden, in Auto, Zug oder als Handgepäck. Nachteil: Man muss die Tasche und damit das ganze Gewicht selbst tragen. Wer Kinder hat, weiß, das kann schweißtreibend sein. Die Lösung: eingebaute Teleskopstangen, zwei flache Rollen und zwei verstellbare Gurte. So wird mit einem Handgriff die Reisetasche zum Trolley und bei Bedarf sogar zum rückenschonenden Rucksack - geländegängig und variabel.
Koffer mit Antrieb
Apropos Rucksack: Der ist längst angekommen in der Designwelt. Hinter schlichter Eleganz verstecken sich schlaue Gadgets, USB-Anschlüsse zum Laden von Handy und Tablet, ein geschütztes Fach für den Laptop und ein integrierter Gepäckriemen zum Befestigen am Griff des Koffers. Das ideale Handgepäck für jede Art von Reise.
Abschließend noch ein Blick in die nahe Zukunft: Die Koffer machen sich selbstständig. Zumindest was den Antrieb betrifft. Die Firma Airwheel hat selbstfahrende, elektrische Koffer auf den Markt gebracht, die sich smart geben mit eingebauten USB-Ports zum Laden von Smartphones und ihre Besitzer auch noch aufsitzen lassen. Mit seinem 250-Watt-Motor bringt das rasende Gepäckstück bis zu zehn Stundenkilometer auf den Tacho. Das Modell mit nur knapp 30 Litern Volumen, für Trips bis zu maximal drei Tagen, bringt es dennoch auf 14 Kilo Eigengewicht. Größere Koffer werden per Smartwatch ferngesteuert. Kleine, bunte Modelle für den reisefreudigen Nachwuchs gibt's auch. Schöne, neue Reisewelt!