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S-Link in Salzburg: Nun auch Beschwerden von Anrainern und aus der Politik

Erstmals gibt es Bilder, wie die Tunnelbaustelle aussehen könnte. Parallel rollt eine Beschwerdewelle auf den S-Link zu. Warum die Landesumweltanwältin keine rechtlichen Schritte setzt.

So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
So könnte die Baustelle für den S-Link in der Rainerstraße in Salzburg aussehen. Welche Motive die Bauzäune zieren, ist noch offen.
Diese Fotomontage stammt von Hotelier Georg Imlauer vom Herbst 2023. So stellte er sich die Baustelle in der Rainerstraße vor. Die Projektgesellschaft bezeichnet dies als „unrealistisches Fantasiebild“. Die Abbildung widerspreche sämtlichen behördlichen Schutzauflagen
Diese Fotomontage stammt von Hotelier Georg Imlauer vom Herbst 2023. So stellte er sich die Baustelle in der Rainerstraße vor. Die Projektgesellschaft bezeichnet dies als „unrealistisches Fantasiebild“. Die Abbildung widerspreche sämtlichen behördlichen Schutzauflagen

Von einer "Jahrhundertbaustelle" sprechen die Gegner, von einem "Jahrhundertprojekt" die Befürworter. Die Debatten um den S-Link, die teils unterirdische Lokalbahnverlängerung von Salzburg nach Hallein, spitzen sich im Vorfeld der Bürgerbefragung weiter zu.

Der positive Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des Landes Salzburg für den ersten Abschnitt vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz liegt vor. Die Einreichfrist für Beschwerden ist nun verstrichen, bisher sind mehrere eingegangen, etwa jene von der Initiative Stopp U-Bahn oder von Hotelier Georg Imlauer. Auch Christoph Ferch (Die Salz), Gemeindevertreter in der Stadt Salzburg, hat Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht: "Der Weltkulturerbestatus der Salzburger Altstadt muss gewahrt werden." Er befürchtet Schäden an historischen Gebäuden.

Zeile der Bahnhofpromenade müsste abgerissen werden

Beschwerde legt auch die Eigentümergesellschaft der Bahnhofpromenade in der Rainerstraße ein, außerdem eine Mieterin eines der Geschäftslokale. Sollte der S-Link kommen, muss die Zeile abgerissen werden. Dort ist die Baustelleneinrichtung samt Notausgang geplant. Nach dem Bau können dort wieder Gebäude entstehen. Für Eigentümer und Mieter schwebt das Projekt wie ein Damoklesschwert über der Zeile. Eine Einigung über Entschädigungen steht noch aus, wie beide Seiten bestätigen. Die Beschwerden werden vom Land an das Bundesverwaltungsgericht weitergeleitet. Die Projektgesellschaft arbeitet bereits an Beantwortungen.

Die Landesumweltanwaltschaft (LUA) legt keine Beschwerde ein, wie Umweltanwältin Gishild Schaufler bestätigt. "Beim S-Link gibt es vieles, das man kritisch sehen kann, aber unsere Einwände bei der UVP-Verhandlung zu Artenschutz und der Oberflächengestaltung sahen wir nach Konkretisierung des Projektes nicht ausreichend für eine Beschwerde der LUA."

Hohe Bauzäune mit Motiven sollen Baustelle abschirmen

Nun legt die Projektgesellschaft auch erste Visualisierungen vor, wie die Baustelle in der Rainerstraße nach den behördlichen Vorlagen aussehen würde. Die Fahrbahn wird für Pkw komplett gesperrt sein, es gibt Querungen in der Auerspergstraße, Markus-Sittikus-Straße und Gabelsbergerstraße. Für Fußgänger ist an der Rainerstraße weiterhin auf beiden Seiten ein Gehweg eingeplant. Drei bis sechs Meter hohe Bauzäune mit Motiven (siehe Abbildung oben) schirmen die Baustelle ab.

Georg Imlauer: "Wenn S-Link kommt, können wir zusperren"

Kritiker zeigen sich davon unbeeindruckt. "Man kann sich alles schönreden", sagt Georg Imlauer. Der Hotelier und Branchensprecher führt mehrere Betriebe an der Rainerstraße. "Die Baustelle bleibt. Wenn das kommt, können wir zusperren." Er befürchtet, dass sich die Prognosen einer im Dezember 2023 präsentierten Studie der Prodinger-Tourismusberatungs-GmbH bewahrheiten würden: ein Umsatzrückgang von 44 Prozent in den Hotels und Gastronomiebetrieben rund um die Rainerstraße und gesamt 800.000 Nächtigungen weniger während der dreijährigen Bauphase des ersten S-Link-Abschnitts. Die Studie wurde von der Wirtschaftskammer Salzburg in Auftrag gegeben.

Imlauer kritisiert, dass es noch keine Einigung über "ordentliche Entschädigungen" für die Unternehmen gebe. Zudem habe er sicherheitstechnische Bedenken: "Es gibt keine Zufahrt mehr zu meinem Hotel, auch nicht für die Feuerwehr." Die Projektgesellschaft entgegnet: "Wir haben bereits Gespräche mit der Feuerwehr geführt, die Zufahrt zum Hotel Imlauer ist über die Querungsstraßen jederzeit gegeben."

Durch Bau freigesetzte Treibhausgase wären erst nach neun Jahren kompensiert

Der Beschwerde von Stopp U-Bahn hat sich der Naturschutzbund Salzburg angeschlossen. Geschäftsführer Hannes Augustin kritisiert vor allem die im UVP-Verfahren vorgelegte CO₂-Bilanz. Diese geht davon aus, dass die Treibhausgase, die während des Baus freigesetzt werden, nach neun Jahren durch die Wirkungen des S-Link kompensiert sind. "Das sind geschönte Werte. Hier werden die Baumaterialien nicht eingerechnet. Auch beim Artenschutz war die Prüfung nur sehr oberflächlich."

Von der Projektgesellschaft heißt es dazu, dass 25 unabhängige Sachverständige in einem aufwendigen Verfahren das Projekt geprüft hätten. "Die Auflagen werden von der Behörde erteilt. Würden diese nicht eingehalten, wäre das Projekt nicht genehmigungswürdig." Als ersten Schritt des Baus, der für 2025 vorgesehen ist, müsste der Verkehr samt Oberleitungen für den Obus in die Schwarzstraße verlegt werden. Danach könnte der Tunnelbau starten. Eine Ausschreibung erfolgt mit Auftrag der Gesellschafter (Stadt, Land, Salzburger Linien Verkehrsbetriebe) - ob das noch vor der Befragung am 10. November sein wird, ist fraglich.

Weitere Daten und Fakten zur S-Link-Baustelle:


Für den Tunnelbau gibt
es klare Vorgaben: Regelarbeitszeit ist von Montag bis Freitag zwischen 6 und 19 Uhr, laute Arbeiten dürfen nur zwischen 7 und 18 Uhr stattfinden. Lärmintensive Arbeiten müssen nach vier Stunden unterbrochen werden.


Keine Ruhezeiten gibt es
jedoch auf etwa 80 Metern im Bereich der Unterquerung der ÖBB-Gleise. Dort muss die Arbeit im Schichtbetrieb unter der Oberfläche rund um die Uhr erfolgen. Die Dauer der Arbeiten in diesem Bereich beträgt etwa drei Monate. Die An- und Ablieferung von Baumaterialien wird generell nur tagsüber stattfinden.


Drei Jahre soll der Bau
des ersten Abschnitts vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz dauern. Der Tunnel wird zwar in Deckelbauweise in Abschnitten unterhalb der Oberfläche gegraben, die Rainerstraße bleibt aber während der gesamten Bauphase gesperrt. Grund dafür ist die Baustelleneinrichtung, die sich an der Rainerstraße 24 befindet und nach Angaben der Projektgesellschaft nicht versetzt werden kann.

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