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Vigauner Bauer macht Eis für 80.000 Becher

Blutorange-Joghurt, das ist die jüngste Kreation von Schmiedbauer Josef Oberascher aus Bad Vigaun. Wie der Landwirt zum Eismacher wurde.

Gertraud und Josef Oberascher: „Wir machen bodenständigen Genuss.“
Gertraud und Josef Oberascher: „Wir machen bodenständigen Genuss.“
Schokolade gefällig? Oder lieber Topfen-Heidelbeere?
Schokolade gefällig? Oder lieber Topfen-Heidelbeere?

Josef Oberascher hat ganz genaue Vorstellungen davon, wie sein Eis schmecken soll. "Es muss so gut sein, dass man es eigentlich gar nicht runterschlucken mag", betont er, und man sieht es ihm an, dass er es ernst damit meint. Gutes Eis müsse, fährt er fort, "einen Körper haben, damit du es im Mund spürst, und es muss warm sein beim Essen, sonst ist es kein Geschmackserlebnis mehr".

Der Bad Vigauner Landwirt ist Eismacher aus Leidenschaft. Mit der fünften Sommersaison feiert er heuer ein erstes halbrundes Jubiläum. Eis gemacht wird beim Schmiedbauern aber das ganze Jahr über - 20 Eissorten sind es im Sommer, sieben bis neun im Winter. "Am Anfang war das Eismachen ein nettes Zubrot, mittlerweile ist es ein echter Eckpfeiler bei uns", sagt Oberascher. Verarbeitet wird ausschließlich die hauseigene Heumilch, 18 Milchkühe zählt die Landwirtschaft im Bad Vigauner Ortsteil St. Margarethen.

Auf rund 80.000 Eisbecher ist die Jahresproduktion angestiegen. Auch in Halbliter- und Einliterbehälter wird abgefüllt, in die Gastronomie werden Wannen, wie man sie aus den Eisgeschäften kennt, geliefert. Allein im Salzburger Handel ist Oberaschers Speiseeis an 30 Standorten erhältlich - vom Lagerhaus bis zu Unimärkten. Ab Mitte Mai neu sind in der Stadt Salzburg die drei Billa-plus-Märkte - und auch jener in Oberalm. Rund um die Uhr ist das Eis in einer Tiefkühltruhe vor dem Bauernhof zu haben: in Selbstbedienung und Kassenbox mit Münzeinwerfen. 2,50 Euro kostet der Becher. Nicht nur Kinder aus dem Ort machen hier oft mit dem Fahrrad halt, viel Kundschaft spaziert auch vom nahen Kurzentrum herüber und kauft im Hofladen ein.

Mit der Direktvermarktung begonnen haben Josef Oberascher und Ehefrau Gertraud 2012, ganz klassisch mit selbst gemachten Produkten vom Hof wie Joghurt, Butter, Topfen und Käse. Über einen Bekannten kam später der Kontakt zu einem pensionierten Konditormeister aus Mattighofen zustande, "und der hat in seiner Lehrzeit noch das Eismachen gelernt", erzählt Oberascher. Gemeinsam begann man, an neuen Eissorten zu tüfteln. Zwei Jahre habe die Entwicklung der Rezepte gedauert.

"Ich wollte ein Eis haben, das den Leuten so schmeckt, dass sie wiederkommen. Ich bin ja kein Eisladen in der Stadt mit täglich 5000 Personen als Laufkundschaft", erklärt der Vigauner Landwirt seinen hohen Qualitätsanspruch. 2019 ging der Schmiedbauer mit den ersten Sorten in den Verkauf - und die Menschen kamen wieder. Der Plan war bald, ein eigenes Eisgeschäft in der Halleiner Altstadt zu eröffnen. "Aber dann kam Corona, und jetzt bin ich froh, dass wir es anders gemacht haben", sagt er heute.

Auch als nun erfahrener Eismacher produziert Oberascher weiterhin penibel und auf das Gramm genau nach Rezept, "das Ergebnis muss zu 100 Prozent passen", betont er. Auch Topfen und Joghurt, die verarbeitet werden, sind hausgemacht, die Früchte werden als Tiefkühlware zugekauft. Frische Früchte seien ein kritisches Produkt, wenn es um Hygienevorschriften gehe, erklärt Oberascher, "und wir wollen so viele Fehlerquellen wie möglich ausschließen".

Zu den Bestsellern zählen die Sorten Stracciatella und Mango, neue Sommersorte heuer ist Blutorange-Joghurt. 20 verschiedene Geschmacksrichtungen im Sommer aber seien genug, betont der Eismacher, "ich will keine 50 Sorten". Man sieht ihm an, dass er sie im Kopf hätte. "Man wird ja schon sehr kreativ mit der Zeit", gibt er zu, "da hast du schon auch verrückte Ideen" - etwa ein Zirbenschnaps-Eis. In den Verkauf ist es nie gekommen, "Alkohol lässt sich halt nicht frieren". Die qualitativ höchste Latte sieht Oberascher beim Haselnuss-Eis: "Jede Zutat, die fettreich ist, ist als Eis schwer umzusetzen." Bei Nüssen werde oft viel Verschnitt verwendet, um das besser hinzubekommen, selbst verwende er "nur 100 Prozent Haselnuss".

Kein Zweifel: Was der Schmiedbauer macht, betreibt er in Perfektion - das betrifft auch seine Arbeit als musikalischer Leiter der Blasmusikkapelle Bad Vigaun. Der geprüfte Kapellmeister, Landwirt, Eismacher und eigentlich gelernte Fahrzeugtechniker absolviert gerade nebenbei noch ein Studium in Blasorchesterleitung am Mozarteum.

Noch mehr Eismacher aus dem Salzburger Land: Vom Schafmilcheis bis zum Erdbeereis von der Almhütte

Schon mehrere Landwirte haben mittlerweile das Eismachen entdeckt und stehen mit ihrer Top-Qualität dem italienischen Gelato in nichts nach. Hier eine Auswahl:

Mit Eis aus Schafmilch verzückt das Seegut Eisl des ehemaligen Agrarlandesrates Seppl Eisl aus Abersee am Wolfgangsee die Gaumen. Seit 2017 führt man einen eigenen Eissalon im Durchgang der Getreidegasse. Verkauft wird auch ab Hof in Abersee, bei Handel- und Gastropartnern.

Eis von der Alm gibt es auf der Kräutlhütte bei Paul Schreilechner in Weißpriach im Lungau, verarbeitet wird direkt die Almmilch. Verkauft wird ab Juni im Almausschank, angeboten werden die Sorten Erdbeer, Heidelbeer und Himbeer.

Mit Misssi Alpen-Eis hat sich in Saalfelden eine regionale Eismanufaktur angesiedelt. Verarbeitet wird Bio-Milch von horntragenden Kühen. Hier werden auch vegane Eisspezialitäten aus Bio-Hafer-Milch produziert, auch Eisschnitten werden kreiiert. Misssi Eis gibt's in Hotels und Restaurants, Cafés und Gourmet-Shops. Vor Ort gibt es einen Eisautomaten.

Unter der Marke NOWI Eis produziert der Aufhof in Kaprun hausgemachtes Konditoreis. Nowi steht im Pinzgauer Dialekt für "schön" oder "besonders".

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