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Was die Heumilch zum Weltkulturerbe macht

Am Samstag wird die österreichische Heuwirtschaft zum ersten landwirtschaftlichen Welterbe im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.

Biobauer Robert Hofer im Stall mit Christiane Mösl und Karl Neuhofer von der Arge Heumilch.
Biobauer Robert Hofer im Stall mit Christiane Mösl und Karl Neuhofer von der Arge Heumilch.

Wenn die österreichische Heuwirtschaft am Samstag bei der Heugala in Salzburg als landwirtschaftliches Weltkulturerbe ausgezeichnet wird, haben Landwirte wie Katharina und Robert Hofer vom Joglbauer in Obertrum allen Grund, mitzufeiern. Es handelt sich um das weltweit erste Milchproduktionssystem, das von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen zum Welterbe ernannt wird. "Man muss sich vor Augen halten, dass weltweit nur drei Prozent der Milch so produziert werden - dabei ist das die ursprünglichste Form der Milchproduktion", sagt Biobauer Robert Hofer. "Schon seit 2016 ist Heumilch eine garantierte traditionelle Spezialität, aber das ist eine Nummer größer und wir sind sehr stolz darauf", sagt er.

Was ist Heuwirtschaft?

50 Heumilchkühe stehen in seinem Außenklimastall. Heumilch zu produzieren bedeutet, auf Silagefutter gänzlich zu verzichten. Zentral für die Heuwirtschaft sind das Dauergrünland und die spezielle Fütterung der Tiere: Im Winter dient nährstoffreiches Heu als Futter, das restliche Jahr gibt es Frischgras auf Weiden und Almen. Bis in die 1960er-Jahre war die Heuwirtschaft in Österreich maßgeblich in der Milchwirtschaft - wurde dann aber zunehmend zurückgedrängt.

Dass sie sich in Salzburg vor allem im Flachgau gehalten hat, lässt sich historisch erklären: Bis zum EU-Beitritt Österreichs war der Flachgau ein Silo-Sperrgebiet. Aber auch danach dachte beim Joglbauern niemand daran, sich von der Heuwirtschaft zu verabschieden, ganz im Gegenteil: Vor 15 Jahren wurde eine zweite Heubelüftungsanlage eingebaut. Sie ermöglicht es, das Heu bereits mit einem Trocknungsgrad von nur 35 Prozent vom Feld zu holen und unter dem Dach weiter zu trocknen. In den nächsten Jahren will Robert Hofer zudem in modernere Heutrocknungstechnik investieren. Etwa 7000 Liter Heumilch pro Kuh und Jahr liefert er an die Salzburg Milch. Ein kleiner Teil wird direkt am Hof verarbeitet - etwa zu Joghurt und Frischkäse.

Weltkulturerbe bringt Mehrwert

Die Ernennung der Heumilchwirtschaft zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe sei nicht nur eine Anerkennung für die rund 7000 bäuerlichen Familienbetriebe und 70 milchverarbeitenden Betriebe in Österreich und dem Allgäu, sondern auch "ein Auftrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieser nachhaltigen Form der Bewirtschaftung", betont Arge-Heumilch-Obmann Karl Neuhofer. 530 Millionen Kilo Heumilch werden in Österreich jährlich produziert, das sind etwa 15 Prozent der Gesamtproduktion. "Der Mehrwert für die Bauern liegt heute bei 30 Millionen Euro pro Jahr. Unser Ziel ist es, den Wert auf diesem hohen Niveau zu halten", ergänzt Arge-Heumilch-Geschäftsführerin Christiane Mösl. Sie will die Auszeichnung nutzen, um die Heumilch und ihre Qualität noch mehr in den Fokus zu rücken.

Weltweite Bedeutung als Modell

Für das Weltkulturerbe gibt es Kriterien: Es muss sich um ein einzigartiges landwirtschaftliches Produktionssystem mit geschichtlichem Hintergrund handeln, das räumlich abgegrenzt und dessen Erhalt für die Zukunft essenziell ist. Und: "Es muss eine weltweite Bedeutung als Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft haben. Die traditionelle Heuwirtschaft im österreichischen Alpenbogen erfüllt diese Kriterien in herausragender Weise. Sie gilt als das erste landwirtschaftliche Weltkulturerbe im deutschsprachigen Raum", betont FAO-Koordinator Yoshihide Endo.

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