Großvenediger

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Histor. Darstellung einer Großvenedigerbesteigung auf einer Postkarte, die 1913 versandt wurde.
Gross-Venediger, Franz Pracher, um 1841.
Großvenediger. Zoomaufnahme von der Resterhöhe oberhalb von Mühlbach im Pinzgau.
Der Großvenediger (Bildmitte, Hintergrund) von Norden, Salzburgs höchster Gipfel, unter dem Großvenediger rechts das Sulzbacherkees, oben und unten das Venedigerkees. Links, der kleine verschneite Gipfel ist der Kleinvenediger. Aufnahme August 1932.
Der Großvenediger (Bildmitte) von Nordwesten, links der Kleinvenediger, die Gletscher von links: Venedigerkees, Sulzbacherkees und rechts das Dorferkees in Osttirol. Aufnahme Oktober 1957.
Die Erzherzog-Johann-Hütte Adlersruhe auf der Schulter der beiden Großglockner-Gipfel und der Großvenediger (hinten links), rechts hinten der Kleinvenediger.
Großvenediger, Zoomaufnahme vom Frühmesser.
Großvenediger, Untersulzbachkees und Kleinvenediger. Zoomaufnahme v. Maurerkogel.
Großvenediger mit Rainerhorn und Hohes Aderl.

Der Großvenediger ist mit 3 657 m ü. A. (Messung 2014, früher 3 674 m ü. A.) der höchste Berggipfel im Bundesland Salzburg.

Geografie

Der Gipfel des Großvenedigers befindet sich an der südlichen Grenze des Gemeindegebiets von Neukirchen am Großvenediger im Oberpinzgau am Alpenhauptkamm der Hohen Tauern in den Zentralalpen wenige Meter nördlich der Grenze zu Osttirol. An seinen nordöstlichen Abhängen fließt das Venedigerkees, an seinen nordwestlichen Abhängen das Sulzbacherkees (beide Keese sind unter dem Namen Obersulzbachkees zusammengefasste Teilgletscher), an seinen südwestlichen Abhängen das Dorferkees und im Südosten das Schlatenkees (die beiden letzten befinden sich in Osttirol).

Geschichte

Später Sieg nach mehreren Anläufen

Bestiegen wurde der seit 1797 unter diesem Namen verzeichnete Berg vergleichsweise spät, wenn man bedenkt, dass 1800 bereits Menschen auf den Großglockner gelangt waren. Der Bramberger Förster Paul Rohregger machte 1810 den ersten Versuch im Alleingang, erreichte den 3 468 Meter hohen Kleinvenediger und musste erst in Gipfelnähe wegen einer unüberwindbaren Gletscherspalte und des dichten Nebels umkehren. Erzherzog Johann von Österreich, Enthusiast der Ländlichkeit und der Berge, unternahm 1828 mit einer 15-köpfigen Gruppe den zweiten Anlauf über die vergletscherte Nordwestwand. Er musste mit seinen sechzehn Männern kurz vor dem Ziel wegen eine Eislawine umdrehen. Ebenfalls dabei war Paul Rohregger, der von einer Lawine erfasst und leicht verletzt wurde.

Erstbesteigung

Es waren drei junge Wiener, deren Erstbesteigungspläne 1841 den damaligen Mittersiller Gerichtspfleger Ignaz von Kürsinger veranlassten, den Gipfelsieg in einer Annonce in der Salzburger Zeitung zu einer "nationalen Angelegenheit des Oberpinzgaus" zu erklären, damit die "Weltalte Majestät, die höchste Zinne des Landes, von den Söhnen unseres Tales erklommen wird." Die Erstbesteigung war als politische Demonstration inszeniert worden. Nach Aufrufen in Zeitungen nahmen 40 Männer teil, darunter neben den erhofften Oberpinzgauern auch die drei Wiener sowie Josef Freiherr Lasser von Zollheim. Die Erstbesteigung dann erfolgte am 3. September 1841.[1] Es war eine richtige Expedition, bestehend aus 40 Teilnehmern, die vor allem auf Betreiben von Ignaz von Kürsinger zustande gekommen war. Die Expedition stand unter der Leitung von Ignaz von Kürsinger und Dr. Anton von Ruthner, der als erster Tourist den Gipfel betreten hat. Die Expedition stieg von Neukirchen am Großvenediger, durch das Obersulzbachtal über die Stierlahnerwand.

Der Aufstieg dauerte achteinhalb Stunden, zum Teil gefährlichen Gehens und Klettern und man erreichte kurz vor 10 Uhr Vormittag den Gipfel. Dort hissten sie unter patriotischen Rufen die mitgebrachte Fahne aus weißem Leinen an einer 2,2 Meter langen, in Salzburger Landesfarben rot und weiß bemalten Stange. Die Erstbesteigung muss eine Ochsentour gewesen sein, da die meisten Bergsteiger noch am selben Tag bis nach Neukirchen zurückgingen, ein Lehrer aus Stuhlfelden war sogar 26 Stunden unterwegs. 26 Teilnehmer der 40-köpfigen Mannschaft erreichten den Gipfel, die anderen blieben wegen Müdigkeit zurück. Als erster erreichte der als "Hausstatter Sepp" bekannte Führer den Gipfel, danach auch Kürsinger, die drei Wiener und Paul Rohregger - inzwischen 67 Jahre alt und Vater von 16 Kindern - mit Sohn. Die beiden errichteten im Jahr darauf auch den ersten Unterstand im hochalpinen Gelände.

Bergsteiger-Boom und Berg-Rekorde

Spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte die touristische Erschließung des Großvenedigers voll ein. Das Hüttenangebot wuchs kräftig, Maler und Fotografen verbreiteten den Mythos "Großvenediger" bildreich in aller Welt, ab 1898 konnten Bergsteiger mit der Pinzgaubahn anreisen. Sieben Jahre zuvor stand mit der Thalgauerin Maria Gaertner die erste Frau auf dem Gipfel, 1900 erfolgte die erste Winterbesteigung. Weltwirtschaftskrise und Tausend-Mark-Sperre beendeten den Boom auf Salzburgs höchstem Berg. Karl Sollerer, Bergführer und Hüttenwirt der Kürsingerhütte von 1964 bis 1973, ist mit 850 Besteigungen der mutmaßliche Rekordhalter, der Bergretter und Schuhmachermeister Karl Fuchs mit 85 Jahren der wohl älteste Venedigerbesteiger.

Gipfel plötzlich in Osttirol und dann doch wieder in Salzburg

Aufgrund der Erwärmung im Gebirge aperte im Sommer 2012 das Gipfelkreuz so gefährlich aus, dass es von Mitgliedern der Bergrettung umgelegt und an anderer Stelle neu verankert werden musste. Neueste Messungen (Frühjahr 2014) haben ergeben, dass der Gipfel des Großvenedigers mittlerweile um 17 m geschrumpft ist.

Aber nicht nur nur die Höhe wurde korrigiert, sondern auch die Lage des Gipfels - er befand sich bereits auf Osttiroler Gebiet, wie das Bundesamt für Eich- und Messungswesen feststellt.[2][3]

Doch ergaben moderne digitale Berechnungen von Experten des Landes Salzburgs, dass der Großvenediger mit 3 657 m ü. A. der höchste Salzburger Berg bleibt (Stand Februar 2019) - auch wenn er in den vergangenen Jahrzehnten bereits einige Meter aufgrund des Gletscherschwunds einbüßen musste. Der höchste Punkt des Großvenedigers liegt um 13 Meter auf Salzburger Gebiet. Der höchste Punkt im Bereich des Großvenedigers in Osttirol ist rund drei Meter niedriger - sowohl im Salzburger SAGIS[4] wie auch auf der Tiroler GIS-Seite. Eine neuerliche Abfrage auf AMap am 21. Februar 2019 wies den Großvenediger wieder auf Salzburger Gebiet aus.[5]

Im Österreich-Ranking belegt der Oberpinzgauer Grenzberg den fünften Rang, seitdem die 3 721 m ü. A. hohe Glocknerwand neuerdings als eigener Berg gewertet wird.

Ereignisse am Berg

Im Dezember 1900, zu Weihnachten, gelang den Alpinisten Karl Doménigg, Günther Freiherr von Saar, Sehrig und v. Graff die erste Skibesteigung des Großvenedigers, eine Pioniertat ostalpinen Skilaufs.[6]

Am 4. Juni 1930 stürzte bei einer Großvenedigerbesteigung am Vormittag ein Tourist unterhalb des Gipfels in eine Gletscherspalte und riss mit dem Seil seine Frau bis zwei Meter an die Gletscherspalte heran. Die Frau sicherte ihren Mann mit dem Eispickel und fuhr zur Kürsingerhütte ab. Der dortige Hüttenwächter holte sich in einer tiefer liegenden Alm einen Helfer, mit dem er und die Frau um 07 Uhr abends den Verunglückten bargen. Obwohl dieser neun Stunden lang zwanzig Meter tief im Eis gelegen war, hatte er keine Verletzungen und Erfrierungen erlitten.[7]

Am 22. März 1932 stürzte die Skiläuferin Christl Jäger aus Berlin, etwa 500 Meter unterhalb der Venedigerscharte, in eine Gletscherspalte. Die Begleiter holten von der Kürsingerhütte Hilfe, doch konnte Christl Jäger nur mehr tot geborgen werden.[8]

Legenden

Um den Großvenediger ranken sich auch viele Sagen, wie jene vom Venediger Mandl[9].

Geheimnisvolle Südländer

Seinen heutigen Namen verdankt der früher als Stützerkopf, Sulzbacher oder Keeskogel bezeichnete Berg höchstwahrscheinlich für die Einheimischen exotischen durchziehenden Händlern aus Oberitalien. Schon halb ins Sagenreich gehören die "Venedigermandeln", geheimnisvolle Venezianer, die auf der Suche nach edlen Metallen und Steinen, waren - im Gegensatz zu ihren heutigen Nachfahren, die mehr an Pilzen Gefallen finden. Begehrt waren auch "Zutaten" für das exklusive Murano-Glas, dessen Zusammensetzung unter Todesstrafe nicht verraten werden durfte. Gänzlich sagenhaft ist jedenfalls der Blick vom Venedigergipfel bis zur gleichnamigen Stadt an der Adriaküste. Bis zum Kirchturm von Jochberg im Tirolischen reicht die Fernsicht aber.

Ausstellung Mittersill, Jubiläumsprogramm in Neukirchen

2016, dem Jubiläum 175 Jahre Erstbesteigung des Großvenedigers, war eine Sonderausstellung im Felberturm Museum in Mittersill gewidmet. Die von Walter Reifmüller in Kooperation mit der Nationalparkverwaltung gestaltete Ausstellung war bis 26. Oktober 2016 zu sehen. Auch in Neukirchen, das den Großvenediger im Ortsnamen trägt, wurde dieses Jubiläum von Mai bis November gebührend gefeiert. Dazu gab es Aktivitäten wie der Venediger-Rush, Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen oder eine "Wirtshaus-Roas".[10]

Kürsingerhütte

Hauptartikel Kürsingerhütte

Die erste Schutzhütte am Großvenediger wurde dann bereits 1842 wenige Meter von der heutigen Lage erbaut. 1875 entstand eine zweite Hütte, die Kürsingerhütte, an gleicher Stelle, die nach Ignaz Kürsinger benannt wurde. Von Kürsinger stammt auch die Bezeichnung "weltalte Majestät" für den Großvenediger.

Bilder

 Großvenediger – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblink

  • Lage auf AMap (korrigierter neuer Link, Datenstand 7. November 2022)

Quellen

  • www.zvab.com Buch: Kürsinger, Ignaz v. und Spitaler, Franz: Der Groß-Venediger in der norischen Central-Alpenkette, seine erste Ersteigung am 3. September 1841, und sein Gletscher in seiner gegenwärtigen und ehemaligen Ausdehnung. Mit einem Anhange: Die zweite Ersteigung am 6. September 1842
  • Salzburger Nachrichten, Lokalteil S. 8, 5. Juni 2014
  • Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da das BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hat, sind noch nicht alle Salzburgwiki-Weblinks auf AMap korrigiert (Stand 8. Mai 2023).

Einzelnachweise

  1. Eine Quellenangabe zum Termin findet sich in anno, Österreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, Ausgabe vm 10. November 1841, Seite 3, rechts unten in der Einzelnachweis
  2. Abfrage 8. Oktober 2018 ergab die Lage auf AMap, Suche im Bundesland Salzburg nicht erfolgreich, Suche in Tirol erfolgreich
  3. Großvenediger - der höchste "Salzburger"
  4. siehe Eintrag SAGIS, abgefragt am 21. Februar 2019
  5. Quelle Land Salzburg, Landes-Medienzentrum, E-Mail am 21. Februar 2019 an Administrator Peter
  6. www.alpinwiki.at
  7. ANNO, Arbeiter Zeitung, Ausgabe vom 6. Juni 1930, Seite 6
  8. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 25. März 1932, Seite 7
  9. www.sagen.at
  10. Quelle Salzburger Landeskorrespondenz vom 1. Juni 2016