Flusskraftwerk Stegenwald

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Das Flusskraftwerk Stegenwaldnach seiner Fertigstellung mit Fischwanderungshilfe.

Das Flusskraftwerk Stegenwald ist ein Flusskraftwerk im nördlichen Pongau in der Salzach.

Geschichte

2008 gab es die ersten Planungen, im Jahr 2023 konnte man mit dem Bau beginnen und 2025 erfolgte die Inbetriebnahme.

Das Flusskraftwerk Stegenwald nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 2025.

Die Projektbetreiber Salzburg AG und Verbund planen ein Flusskraftwerk im Bereich von Stegenwald zwischen dem Hagengebirge im Westen und dem Tennengebirge im Osten in einer sehr dünn besiedelten Region. Hier verlaufen lediglich die Salzburg-Tiroler-Bahn, die B 159 Salzachtal Straße und die A 10 Tauern Autobahn sowie "Stromautobahnen" wie die Salzburgleitung. Das Kraftwerk soll mit einer Leistung von 14,5 Megawatt und einer Jahreserzeugung von 72 Gigawattstunden 20 000 Haushalte versorgen. Die Salzburg AG rechnet mit 2,5 Jahren Bauzeit und 90 Millionen Euro Gesamtkosten.

Blick über die Baustelle im Juni 2023.

Das Landesverwaltungsgericht (LVwG) wies im Sommer 2022 eine Beschwerde der Landesumweltanwaltschaft (LUA) gegen den Bau des Salzachkraftwerks Stegenwald ab. Wenn alles glatt gehe, dann sei Februar 2023 ein realistischer Termin für den Baustart, hieß es seitens der Salzburg AG. Landesumweltanwältin Gishild Schaufler, hatte stets mit dem Artenschutz argumentiert, es handle sich um den letzten unverbauten Abschnitt der mittleren Salzach. Die Energieversorger verweisen auf den Beitrag zur Selbstversorgung des Landes mit Strom.

Doch die LUA erhob erneut einen Einspruch und wollte bis ans Höchstgericht gehen. Als Gegnerin eines Ausbaus der erneuerbaren Energie will sich Schaufler nicht hinstellen lassen. Angesichts der Energiekrise dürfe man aber nicht den Fehler machen, die Biodiversitätskrise auszublenden. "Es geht nicht darum, dass irgendwelche Tiere besonders lieb sind. Sie alle spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem und wir steuern auf einen Kipppunkt zu." Der Ausbaugrad der Wasserkraft sei in Österreich mit rund 5 200 Anlagen extrem hoch. "Die meisten der übrig gebliebenen Bereiche sind ökologisch enorm wertvoll." Der vom Kraftwerk Stegenwald beanspruchte Bereich sei die letzte freie Fließstrecke der mittleren Salzach. Der gewässertypische Fischbestand könne sich nur noch in diesem Teilbereich zwischen den bestehenden Stauketten wieder etablieren. Neben den Fischen seien auch zahlreiche weitere Lebewesen betroffen, etwa die Wasseramsel oder die Gebirgsstelze, die dynamisches Fließgewässer für Brut und Nahrungssuche bräuchten, oder der Flussuferläufer, der auf Kiesbänke angewiesen sei. Hilfsmittel wie Fischtreppen würden nur bedingt wirken, sagt die Landesumweltanwältin.

In der Gemeinde Werfen gebe es breite Zustimmung für ein Kraftwerk, sagte Bürgermeister der Marktgemeinde Werfen Hubert Stock (ÖVP).

Am Freitag, den 30. Juni 2023, erfolgte dann doch der Spatenstich zum Bau des Kraftwerks. Für die Errichtung gibt es mehr als 250 Auflagen, die eingehalten und kontrolliert werden. Am 4. Juni 2024 wurde der Baufortschritt mit einer kleinen Halbzeitfeier begangen. Projektbetreiber VERBUND und Salzburg AG luden dazu die Bürgermeister der Anwohnergemeinden und Anrainer ein, um die reibungslose Umsetzung des Projekts zu feiern.[1]

Sommer 2024: Kraftwerksbau zunächst zum Teil gestoppt, dann wurde wieder weitergearbeitet

Der Kraftwerksbau wurde Ende August 2024 vorerst in Teilen gestoppt. Die LUA hatte mit einem Einspruch beim Verwaltungsgerichtshof Erfolg. In einer Mitteilung der Salzburg AG hieß es am Freitagnachmittag, den 30. August: "Der Verwaltungsgerichtshof hat das Erkenntnis des Landesverwaltungsgerichts Salzburg aufgrund der ao. Revision der Landesumweltanwaltschaft (LUA) bezüglich der naturschutzrechtlichen Bewilligung aus formellen Gründen aufgehoben."

Die Projektpartner Verbund und Salzburg AG prüften derzeit die Auswirkungen dieses Entscheids mit dem Ziel, möglichst rasch wieder eine naturschutzrechtliche Bewilligung zu erhalten. Bis dahin wurden auf der Baustelle Maßnahmen, die eine naturschutzrechtliche Bewilligung brauchen, eingestellt. Das waren laut Salzburg-AG-Sprecher Michael Frostel etwa "ökologische Maßnahmen an den Flussufern. Technische Maßnahmen, wie der Bau des Turbinengebäudes, sind nicht betroffen und gehen weiter." Die bisherigen Arbeiten wurden auf Basis einer aufrechten naturschutzrechtlichen Bewilligung durchgeführt.[2]

Die Projektbetreiber Verbund und Salzburg AG beantragten dann die Aufhebung der aufschiebenden Wirkung. Das LVwG stimmte diesem Antrag am Mittwoch, den 2. Oktober 2024, zu, teilten die Betreiber am Donnerstag mit. Somit konnte weitergearbeitet werden.[3]

Herbst 2024: Die Turbinen werden eingebaut

Am Freitag, 22. November 2024 wurden die beiden Turbinensätze, bestehend aus Kaplanlaufrad, Turbinendeckel und Turbinenwelle, eingehoben.

Am Freitag, 22. November 2024 wurden die beiden Turbinensätze, bestehend aus Kaplanlaufrad, Turbinendeckel und Turbinenwelle, eingehoben. Bevor mit dem Einheben begonnen werden konnte, musste noch eine logistische Herausforderung gelöst werden. Es galt den 72 Tonnen schweren und 23 Meter langen Transport Millimeter-genau durch das Nadelöhr bei der Zufahrt auf die Baustelle zu lotsen. Den heiklen Arbeitsgang des Einhebens bewältigte das Baustellenteam dann mit viel Erfahrung. Dabei mussten die beiden Turbinenteile mit einem Gewicht von jeweils mehr als 32 Tonnen mit einem Mobilkran in den Turbinenschacht eingehoben und anschließend die Laufräder durch den Leitapparat in den Laufradmantel horizontal eingefahren werden. Die beiden Laufräder mit einem Durchmesser von je 3,6 Metern werden zukünftig den Generator antreiben.

Die beiden Kaplanturbinen haben zusammen eine Leistung von 14,3 Megawatt und werden - wie geplant - ab Mitte 2025 auf effiziente Weise rund 73 Millionen Kilowattstunden heimischen erneuerbaren Strom aus Wasserkraft für rund 20 000 Haushalte erzeugen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der österreichischen und Salzburger Energie- und Klimaziele geleistet.[4]

2025: Inbetriebnahme der Salzachumleitung in Fischwanderhilfe

Am 17. Juni 2025 ging das erste Schott am Einstieg zum neuen Umgehungsgewässer beim Kraftwerk Stegenwald hoch und das Wasser konnte langsam seinen Weg durch das neu gestaltete Flussbett finden. Über eine Strecke von rund 500 Metern wird Salzburgs größte Fischwanderhilfe mit ihren Uferbereichen neuen Naturraum für Tiere und Pflanzen schaffen.

Seit der Salzachumleitung im Februar 2025 haben die Projektpartner VERBUND und Salzburg AG das alte Salzachbett innerhalb weniger Monate in eine neue Fischwanderhilfe umgestaltet. Auf einem 50 Meter breiten Korridor schlängelt sich das naturnahe Gewässer mit Breiten bis zu 20 Metern entlang des Kraftwerks. Den Jahreszeiten angepasst schwanken die Abflüsse dynamisch zwischen 2 000 bis 5 000 Litern pro Sekunde. Der mäandrierende Verlauf mit unterschiedlichen Strukturen, Fließgeschwindigkeiten und maximalen Wassertiefen von 1,1 bis 1,4 Metern ermöglicht es allen Fischarten der Salzach, am Kraftwerk Stegenwald vorbei zu schwimmen und dabei einen Höhenunterschied von rund neun Metern zu überwinden oder dort für eine gewisse Zeit zu verweilen. Dieser neu geschaffene attraktive Lebensraum für die Fische beinhaltet sieben Kiesschnellen und 150 Wurzelstöcke als Unterschlupfmöglichkeiten sowie Schotterbänke zum Ablaichen, was eine positive Strahlwirkung auf den gesamten Fluss haben wird.

Das Konzept geht weit über die reine Fischwanderhilfe hinaus. Im Stauraum und in der Unterwasserstrecke finden sich mehr Schotterbänke als vor dem Kraftwerksbau, die nicht nur für Fische, sondern auch für Wassergebundene Vogelarten wichtig sind. Die Fließgeschwindigkeit der Salzach wurde durch die Anhebung der Sohle so gestaltet, dass die heimischen strömungsliebenden Fische gute Bedingungen vorfinden. Zudem wurden im ganzen Talraum über sechs Kilometer hunderte Habitate für Vögel, Käfer, Säuger und Reptilien geschaffen, wobei der Schwerpunkt auf heimische Arten der roten Liste gelegt wurde. Zusätzlich zu dieser natürlichen Umgehungsmöglichkeit errichten die Projektbetreiber VERBUND und Salzburg AG noch eine technische Fischwanderhilfe und einen Fischabstieg.

Bis 2025 waren 100 % der Laufkraftwerke der Salzburg AG und 75 % der VERBUND-Wasserkraftwerke wieder barrierefrei passierbar und 30 % der VERBUND-Anlagenflächen wurden nach dem Bau der Kraftwerke im Laufe der Zeit unter Naturschutz gestellt.

Dass moderne Umgehungsgewässer von den Fischen angenommen werden, zeigt nachweislich unter vielen anderen das Projekt am VERBUND-Innkraftwerk Ering-Frauenstein. Bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme im Jahr 2019 sind in Summe rund 40 000 Fische am Kraftwerk vorbei gewandert. Sie gehörten 36 verschiedenen Fischarten an. Der größte Fisch war ein Wels mit 1,2 m Körperlänge.

Auch beim Kraftwerk Stegenwald ist von den Projektpartnern ein umfangreiches Monitoring geplant, das die Fischwanderung und Lebensraumentwicklung wissenschaftlich laufend dokumentieren wird.

Daten und Fakten

  • Länge: rund 500 Meter
  • Breite: fünf bis 20 Meter
  • Durchfluss: zwei bis fünf m³/s
  • Wassertiefen: 1,1 bis 1,4 Meter
  • Höhenunterschied rund neun Metern
Gestaltungselemente
  • sieben Kiesschnellen
  • zwei Sohlengleiten mit gesamt 47 Riegel
  • fünf Rauhbäume
  • 150 Wurzelstöcke als Fischunterstände und Habitate für Säuger und Reptilien
  • Schotterbänke für Fische und Vögel
Reptilien
  • 22 Eiablageplätze
  • 22 Steinhaufen für Reptilien
  • ein Amphibienteich
  • eine Flachwasserzone für die Gelbbauchunke

Daten und Fakten des Flusskraftwerks

  • Bauzeit: rund 2,5 Jahre
  • Fallhöhe: 8,09 Meter
  • Leistung: 14,3 MW
  • Regelarbeitsvermögen: 73,8 GWh für ca. 20 000 Haushalte
  • Investition: 100 Millionen Euro

Weblinks

Quellen

  • www.sn.at, 25. August 2022: Baubeginn 2023 geplant
  • www.sn.at, 29. August 2022: Erneuter Einspruch gegen Kraftwert in Stegenwald
  • www.sn.at, 30. Juni 2023: Markige Worte bei Kraftwerksspatenstich in Stegenwald. Sieg über den Öko-Fundamentalismus
  • presse.salzburg-ag.at, 18. Juni 2025: Kraftwerk Stegenwald: größte Fischwanderhilfe an der Salzach geht in Betrieb

Einzelnachweise

  1. presse.salzburg-ag.at, 5. Juni 2024
  2. www.sn.at, 30. August 2024
  3. www.sn.at, 3. Oktober 2024
  4. presse.salzburg-ag.at vom 25. November 2024