Hochwasser 2021

Aus Salzburgwiki
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Die Salzach beim Marko-Feingold-Steg in der Stadt Salzburg, Sonntagmittag, den 18. Juli 2021.
Die Salzach in der Stadt Salzburg bei der Karolinenbrücke, Sonntagmittag, den 18. Juli 2021.
Eine Wildbachsperre in der Leoganger Ache, Sonntagvormittag, den 18. Juli 2021.
Flugaufnahme im Oberpinzgau zwischen Mittersill und Bramberg am Wildkogel. In der Bildmitte die Salzach.
Erstmals musste die Hubbrücke in Mittersill um zwei Meter angehoben werden.
Das am 18. Juli 2021 erstmals gezielt befüllte Hochwasser-Retentionsbecken für Schüttdorf in Zell am See, westlich von Bruck an der Großglocknerstraße.

Ein extremes Hochwasser ereignete sich am Wochenende, Samstag, 17. Juli, und Sonntag, 18. Juli 2021, das im gesamten Bundesland Salzburg zu Überschwemmungen und Vermurungen führte.

Situation im Bundesland Salzburg

Während im Norden des Flachgaus von Samstagnachmittag bis Sonntagfrüh "nur" rund 23 Liter pro Quadratmeter Regen niederging,[1], fiel in anderen Teilen des Bundeslandes deutlich mehr Regen:

Stadt Salzburg, Nonntaler Brücke: 17. Juli Minimum 235 mm, 18. Juli Maximum 656 mm
Mittersill im Pinzgau: 17. Juli Minimum 211 mm, 18. Juli Maximum 583 mm

Die Landes-Hydrologen und -Meteorologen erwarteten dann am Sonntagvormittag nur noch leichte Steigerungen und ein Abflauen der Regenfälle bis Mittag im gesamten Bundesland.

Laut Landeswarnzentrale führte der Starkregen bis Sonntagfrüh zu 670 Einsätzen im ganzen Bundesland. 2 300 Feuerwehrleute standen oder stehen im Einsatz. In Golling an der Salzach fielen von Samstag bis Sonntag 135 Liter Regen pro Quadratmeter.

Hochwasserschutz in Stadt Salzburg aufgebaut

In der Stadt Salzburg wurde der Hochwasserschutz entlang der Salzach aufgebaut. An 50 Stellen entlang des Flusses wurden mobile Schutzvorrichtungen hochgezogen, sagte der stellvertretende Branddirektor Werner Kloiber. Gesperrt wurden da schon alle Fahrrad-Unterführungen entlang der Salzach. Im Bereich des Alterbachs und des Gersbachs kam es zu lokalen Überflutungen.

Teile Halleins unter Wasser

Der Starkregen hatte Samstagnacht die Salzburger Feuerwehren gefordert. Im Stadtgebiet von Hallein (Tennengau) wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, weil der Kothbach über die Ufer getreten ist. Im Bereich der Altstadt ist es zu massiven Überschwemmungen gekommen. Die Bevölkerung von Hallein wurde Samstagabend aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich auch von den Dämmen der Fließgewässer fernzuhalten, warnte das Land Salzburg in einer Aussendung.

Starke Regenfälle waren prognostiziert. Aber was sich Samstagabend in Hallein binnen Minuten abspielte, damit hatte niemand gerechnet. Gegen 19:45 Uhr schossen die Wassermassen durch weite Teile der Altstadt und des "Griesrechens". Binnen einer Stunde fielen rund 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Der Kothbach, der vom Dürrnberg mitten durch die Altstadt Richtung Salzach führt, war über die Ufer getreten und schoss mit gewaltiger Kraft durch die Straßen und Gassen. Viele Bewohner versuchten noch verzweifelt, ihre Autos aus der Tiefgarage zu fahren und in Sicherheit zu bringen, indem sie hinauf zum Winterstall in Richtung Gymnasium fahren wollten. Doch den meisten gelang das nicht mehr. Zu schnell war die Flut gekommen. Baumstämme schwammen plötzlich durch die Straßen, Autoreifen, Schuhe, Mülltonnen, die Gastgarten-Einrichtung eines Lokals aus der Altstadt. Keller wurden binnen Minuten geflutet, die Fenster brachen, Kellermauern stürzten mit einem lauten Krach ein, ohne dass die Menschen etwas dagegen machen könnten. In der Mittelschule Burgfried richtete die Stadtgemeinde eine Notunterkunft ein. Polizisten wateten durch die Straßen, um zu kontrollieren, ob sich niemand mehr in den Erdgeschoß-Wohnungen befand. Ein älteres Ehepaar wurde gebeten, ihre Wohnung zu verlassen. Die gehunfähige Frau wurde in den zweiten Stock getragen, damit sie in Sicherheit war. Bald kursieren erste Videos, die zeigen, wie drei Menschen in der Halleiner Altstadt versuchen, nicht von den Massen mitgerissen zu werden. Die Feuerwehr registriert 150 Einsätze.

Hochwasser im Oberpinzgau

Die Feuerwehrleute der Stadtgemeinde Mittersill befanden sich seit Samstagabend ebenfalls im Hochwasser-Einsatz. Bereits am Nachmittag überschritt die Salzach die Warngrenze. Die Hubbrücke musste wegen Hochwassergefahr angehoben werden. Auch in Mittersill wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, es gilt Alarmstufe 2.

Am Sonntagvormittag musste die die Mittersiller Straße (B 168) zwischen Mittersill und Stuhlfelden in beide Richtungen wegen Überflutung gesperrt werden.

Siedlung in Eugendorf unter Wasser

Zu schweren Überflutungen kam es auch in der Reitbergsiedlung in Eugendorf (Flachgau). Dort standen die Menschen knietief im Wasser.

Weitere Meldungen aus dem Land Salzburg

Ebenso im Hochwasser-Einsatz standen die Feuerwehren in Großgmain und Thalgau.

Auch im Saalachtal und an der mittleren Salzach (Pongau) wurden Warngrenzen erreicht. In Neukirchen am Großvenediger (Obersulzbach) mussten in der Wiesensiedlung die Bewohner in den oberen Stockwerken bleiben. In Kuchl evakuierten die Einsatzkräfte nach einem Erdrutsch drei Häuser. Alle Personen kamen bei Verwandten oder Bekannten unter. In Kuchl wurde das Trinkwasser aufgrund der Regenfälle verunreinigt. Empfohlen wurde, dieses vor Gebrauch drei Minuten lang abzukochen.

Geräumt wurde der Campingplatz Park Grubhof in St. Martin bei Lofer. 28 Personen, die dort in Zelten übernachtet hätten, wurden in der Mittelschule in Lofer untergebracht. In der Kürsingerhütte in Neukirchen waren 35 Personen aufgrund eines Murenabgangs eingeschlossen, waren aber nicht in Gefahr. Im Ortsteil Schlaming in Pfarrwerfen musste Sonntagfrüh ein Haus wegen eines instabilen Hanges evakuiert werden. Sieben Personen wurden in Sicherheit gebracht.

Situation im Berchtesgadener Land

Nach sintflutartigem Regen war die Feuerwehr im Landkreis Berchtesgadener Land in Oberbayern seit Samstagabend mit rund 500 Einsatzkräften im Dauereinsatz. Der Landkreis hatte aufgrund des Unwetters den Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Menschen starben in dem Hochwassergebiet. Es sei bei einem Todesfall aber noch unklar, ob der dieser in Zusammenhang mit dem Hochwasser stehe, sagte die Sprecherin des Landratsamt Berchtesgadener Land, Alexandra Rothenbuchner.

Die Lage sei dramatisch, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein. Das Wasser schieße aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände der Ramsauer-, Königseer- und der Berchtesgadener Ache an. Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Dort trat das Wasser stellenweise über die Ufer und überflutete Straßen. Hänge rutschten ab. Einzelne Häuser mussten deshalb geräumt werden, sagte Rothenbuchner.

Medien berichteten von Rekord-Pegelständen an der Berchtesgadener Ache - bis 22:00 Uhr lagen sie schon bei etwa 3,75 Metern. Bilder zeigen Straßen, die sich in reißende Bäche verwandeln. Menschen waten knietief im Wasser. Alle paar Hundert Meter sei die Feuerwehr im Einsatz, berichtet ein Augenzeuge. Traktoren räumten Schutt beiseite. Zum Teil stehe das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch.

Die älteste Kunsteisbahn der Welt, die Kunsteisbahn Königssee wurde an diesem Wochenende vollständig zerstört und wird nicht vor Winter 2022/2023 wieder in Betrieb gehen können.[2]

Videos

Hochwasser in Hallein, Tennengau, 42 sek. Video
Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Hallein, Tennengau, 01:45 min. Video

Bildergalerie

Bilder von Mike Vogl aus Hallein:

Bilderlinks

Quellen

Einzelnachweis

  1. Petes Hobby-Wetterstation Neumarkt am Wallersee, abgefragt am 18. Juli 2021 um 09:15 Uhr
  2. www.sn.at, 19. Juli 2021