Gössl GmbH
Die Gössl GmbH ist ein Salzburger Unternehmen, das auf Trachtenmoden spezialisiert ist.
Geschichte
Die gebürtige Deutsch-Polin Grete Gössl kam mit mit Leopold Gössl nach Niederösterreich. Einige Nähmaschinen habe sie als Mitgift zur Hochzeit bekommen. Um sie vor den Russen zu verstecken, vergrub sie diese gegen Kriegsende und schmuggelte sie wenig später nach Salzburg in die amerikanische Besatzungszone. Dort habe Grete Gössl zu nähen begonnen und 1947 die "Grete Gössl Wäscheerzeugung" gegründet.[1] 1949 wurde in Burgwies in Stuhlfelden das Unternehmen "Salzburger Blusen" eröffnet. Im August 1979 feierte das Unternehmen in Stuhlfelden sein 30jähriges Bestandsjubiläum, zu dem Handelsminister Staribacher, Altlandeshauptmann Hans Lechner und Landeshauptmann Hans Katschthaler kamen. Damals beschäftigte das Werk 100 Mitarbeiter.[2]
1963 spezialisierte man sich auf Trachtenblusen, erst 1979 erweiterte man das Produktsortiment um das "Pfoad" für den Mann. Beide sind aus Baumwolle in Handarbeit gefertigt. Im Juli 1965 wurde die "Grete Gössl OHG" mit Sitz in Anif in das Salzburger Handelsregister eingetragen.[3]
1982 übernahmen das Gössl-Geschwisterpaar Gisela Bliem und Gerhard Gössl das Unternehmen. Die Modeabteilung und der Verkauf übersiedelten in die Villa Arco in Hellbrunn.
1983 gründete Gössl einen Verlag, in dem das hauseigene Gössl Journal "Gwandhaus" herausgegeben wird.
1990 übernahm das Unternehmen das Salzburger Traditionsunternehmen Salko Mantel- und Mode Ges.m.b.H..
Anfang 1992 wurde die neue Firmenzentrale in Bergheim eröffnet, die rund 35 Millionen Schilling gekostet hatte.
2004 kaufte Gössl das ehemalige Schlosshotel St. Rupert in Salzburg-Morzg, die Firmenzentrale unter dem Namen Gwandhaus bis heute besteht.
Max Gössl übernahm 2019 als neuer Geschäftsführer die Firma Gössl.[4]
Rund 100 Mitarbeiter waren zu dieser Zeit bei Gössl beschäftigt. Mit mehr als 40 Gössl-Geschäften und über 100 Partnern im Händlernetz war Gössl ein führender Premium-Trachtenhersteller in Österreich. Pro Jahr wurden 100 000 Modelle für Männer, Frauen und Kinder in Handarbeit hergestellt. Das Sortiment war für Frauen, Männer und Kinder abgestimmt. Dazu zählten das klassische Dirndl und die Joppe ebenso wie das Sakko und die "Hanflederne". Dazu die Bekleidung fürs Berufsleben, für Freizeit, für festliche Anlässe und für Hochzeiten. Accessoires wie Schals, Seidentücher, Gürtel und Taschen komplettierten das Angebot. Der Kernmarkt war der deutschsprachige Raum, insbesondere Österreich und Bayern, die Schweiz und Südtirol. Der Umsatz belief sich auf 25 Millionen Euro (2019)[5]
2024: Insolvenz
Der wirtschaftliche Einbruch im Textilhandel machte in den 2020er-Jahren auch vor der Trachtenmode nicht halt. Trotz Millionen Euro an Covid-Hilfen steckte das Trachtenunternehmen 2024 in finanziellen Turbulenzen. Wie Medienberichten am 15. November 2024 zu entnehmen war, sollen fällige Überbrückungskredite aus der Covid-Zeit eine finanzielle Situation des Unternehmens mit rund 75 Mitarbeitern (Stand 2022) verschärft haben. Die zuletzt veröffentlichte Bilanz der Gössl GmbH für das Jahr 2022 wies einen Bilanzverlust von drei Millionen Euro aus. Fortgeschrieben wurde der Verlust aus den Vorjahren. Zudem sind Verbindlichkeiten in der Höhe von 8,2 Millionen Euro verbucht. 5,5 Millionen Euro erhielten die Gössl-Gesellschaften als Covid-Hilfen vom Staat, das geht aus dem Transparenzportal des Bundes hervor. Überbrückungskredite samt staatlichen Garantien sind gesondert zu betrachten.
Einfach erklärt sprang die Förder- und Finanzierungsbank der Republik Österreich, die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws), bei Krediten, die zwischen Unternehmen und Banken während der Pandemie geschlossen wurden, als eine Art Schutzschirm mit Garantien ein. Unternehmen bekamen dadurch die Möglichkeit, die Kosten trotz Geschäftseinbruch zu decken, und blieben liquide. Rund 1 950 Überbrückungsgarantien mit einem Volumen von 400 Millionen Euro wurden für Salzburg abgewickelt, teilte ein aws-Sprecher mit. Die Ausfallsquote liege für 2023 im einstelligen Prozentbereich und unter den Erwartungen.
Am Mittwoch, den 11. Dezember 2024 beantragte dann der Trachtenhändler Gössl beim Salzburger Landesgericht zwei Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. In der Gössl GmbH stand eine Passiva von 9,6 Millionen Euro einer Aktiva von zwei Millionen Euro gegenüber. Ein Sanierungsplanvorschlag sah eine Quote von 20 Prozent für die Gläubiger vor. 127 Mitarbeiter waren von der Insolvenz betroffen. Eine Fortführung des Unternehmens wurde angestrebt.
"Eine Schließung von Standorten beziehungsweise Kündigung von Mitarbeitern ist vorerst nicht vorgesehen", hieß es vom Unternehmen. Als Grund für die Insolvenz nannte das Gössl massive Umsatzrückgänge während der Covid-Pandemie, die Energiekrise, den Personalmangel und ein geändertes Kaufverhalten der Kunden. Auch die Covidhilfen konnten die Lage bei Gössl nicht entspannen: In Summe flossen in den Jahren 2021 bis 2024 an Covidhilfen aus dem Bundesbudget 5,8 Millionen Euro an die Gössl-Gesellschaften. Hinzu kamen die Kurzarbeitsgelder.
Gössl musste Ende des Jahres 2024 eine Unterlassungsverpflichtung auf seiner Website veröffentlichen. Sowohl Max Gössl als auch ein von Gössl beauftragter Finanzdienstleister aus Wien dürfen nicht mehr behaupten, dass die Hausbank, die Bank Austria, Kredite ohne entsprechende Grundlage vorzeitig fällig stelle. Zudem dürfe auch nicht mehr behauptet werden, dass die Bank Kunden in einer wirtschaftlich angespannten Situation nicht unterstütze oder gar eine fehlende Verhandlungsbereitschaft zeige.[6]
Die Gössl GmbH wird weitergeführt.[7] Hingegen wird die "Gwandhaus GmbH" geschlossen. Diese Gesellschaft wickelte die Bespielung des Gwandhauses ab, elf Dienstnehmer sind von der Schließung betroffen.[8]
Gwandhaus wurde an Mark Mateschitz verkauft
Firmensitz in Salzburg ist noch das Gwandhaus. Dieses kaufte 2024 Red-Bull-Eigentümer Mark Mateschitz. Der Mietvertrag mit Gössl läuft 2029 aus. Gössl war seit 2004 Besitzer des historischen Gebäudeensembles und verkaufte es 2019 um 24 Millionen Euro an planquadr.at.
Quellen
- Tourismus Salzburg GmbH
- www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 22. August 1995, ein ganzseitiger Beitrag über die Geschichte von Gössl
- www.sn.at, 15. November 2024: "Salzburger Trachtenunternehmen Gössl kämpft ums Überleben"
- www.sn.at, 11. November 2024: "Trachtenunternehmen Gössl schlittert in die Insolvenz - 127 Mitarbeiter betroffen"
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, 12. April 2022
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 22. August 1979, Seite 23 und www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 11. Februar 1978, Seite 18
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 29. Juli 1965, Seite 9
- ↑ Salzburger Nachrichten, 22. Dezember 2018
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 2.2.2019
- ↑ www.sn.at, 4. Jänner 2024
- ↑ "Salzburger Wirtschaft", Ausgabe vom 23. Jänner 2025, Seite 43 "Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung → Betriebsfortführungen"
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 25. Jänner 2025, Seite 3, Lokalteil