Pfarrkirche St. Alban in Matrei in Osttirol

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Die Pfarrkirche St. Alban.

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Alban in Matrei in Osttirol ist mit ihrem 86 Meter hohen Turm die größte Landkirche Tirols und steht unter Denkmalschutz.

Patrozinium

Sie wurde dem heiligen Alban von Mainz geweiht.

Geschichte

Trotz eines barocken Gesamteindrucks steht die Kirche architektonisch an der Wende vom Spätbarock hin zum Frühklassizismus.

Frühzeit der Kirche

Nachdem im 8. Jahrhundert das slawische Karantanien an das Herzogtum Bayern gekommen war, wurde Osttirol von bairischen Kolonisten besiedelt, womit eine Christianisierung der Region einherging. Durch die Bestimmungen des Reichstags von Aachen 811 kam das Gebiet Matreis jedoch in den Diözesanbereich des Erzbistums Salzburg. Vermutlich wurde Matrei in dieser Zeit zu einer eigenen Pfarre erhoben, da sie später als Salzburger Urpfarre galt, die neben dem heutigen Pfarrgebiet auch Mitteldorf, Huben und das Defereggental mit Ausnahme von St. Jakob umfasste. Die älteste Pfarrkirche Matreis soll an der Stelle des heutigen Bildstocks am Kreuzbichl gestanden haben, ein Leutpriester wurde erstmals 1162 urkundlich genannt. An der Stelle der heutigen Pfarrkirche stand ursprünglich ein romanischer Bau, der jedoch um 1326 abbrannte.

Gotische Kirche

Nach dem Brand wurde die Kirche im gotischen Stil wiedererrichtet und 1334 mit drei Altären geweiht. Vom ursprünglichen Bau ist nur noch der untere Teil des Turms (gemauerte Tuffquader) erhalten, der durch gekehlte Gesimse in Stockwerke unterteilt ist. Die Pfarrkirche hatte wie heute den Turm an der Eingangsseite, eine Salzburger Eigenheit. Danach schloss sich in östlicher Richtung ein etwa 19 Meter langes und zwölf Meter breites, fünfjochiges Langhaus an. Es folgte das um fünf Stufen erhöhte vierjochige Presbyterium (14 Meter lang, acht Meter breit), die Sakristei war im Süden angebaut. Nördlich befand sich die Ursulakapelle mit der anschließenden Totenkapelle. Eine Empore befand sich über dem Haupteingang, eine zweite wurde 1663 für die Orgel in der Mitte der nördlichen Langhauswand eingebaut. 1740 befanden sich in der Kirche fünf konsekrierte und zwei nicht konsekrierte Altäre. Diese gingen nach dem Neubau der Kirche teilweise in Privatbesitz über oder wurden in kleinere Kapellen übernommen. Eine gotische Darstellung des heiligen Alban befindet sich heute in der Filialkirche St. Nikolaus, die Diözesanheiligen Rupert und Virgil (frühes 16. Jahrhundert) sind in der Kapelle zu Allen Heiligen in Feld und eine Madonnenstatue aus der Mitte des 14. Jahrhunderts im Widum (früher Kapelle in Berg/Seinitzen) zu finden.

Pfarrkirche Matrei - Innenraum

Der Bau der neuen Pfarrkirche

Da der Pfarrhof im 18. Jahrhundert sehr baufällig geworden war, wurde er nach erzpriesterlichem Urteil und mit einer Genehmigung aus Salzburg zwischen 1737 und 1741 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auf einen Neubau der Pfarrkirche mussten die Matreier noch länger warten. Diese war zu jener Zeit zwar nicht baufällig, aber viel zu klein geworden. An Festtagen hatte etwa die Hälfte der Gläubigen der Messe im Freien beiwohnen müssen. Als aus Salzburg endlich der Auftrag kam, Pläne und Kostenvoranschläge für den Neubau der Kirche einzusenden, reichte auch der oberste Bausachverständige des Erzbistums Wolfgang Hagenauer einen Plan ein. Dieser sah eine Erweiterung der Kirche durch Mauerdurchbrüche und Giebeldächer nach Norden und Süden vor und sollte der Kirche einen Grundriss in Kreuzform geben. Neben Hofkammermaler Josef Adam Mölck legte gleichzeitig auch der Lienzer Baumeister Thomas Mayr einen Plan vor, der einen vollständigen Neubau der Pfarrkirche als Hallenkirche mit doppelter Grundfläche vorsah. Mölck plante eine ca. 35 Meter lange Kirche, die mit ihren drei Kapellen im Grundriss einem Kleeblatt ähnelte und im Zentralbau einen großen Chor vorsah.

Der Entwurf von Mölck, der eigene großzügige Malereien beinhaltete, gefiel geistlichen und weltlichen Persönlichkeiten in Matrei, die Salzburger Entscheidungsträger bevorzugten jedoch Mayrs Plan. Da dessen geplanter Bau als zu groß erachtet wurde, beauftragte man Mayr und Hagenauer, sich gemeinsam über Größe und Proportionen zu einigen und Mayr sollte einen neuen Plan vorlegen. Hagenauer schlug vor, die Kirche nach seinem Plan mit Mayr als Baumeister zu bauen, jedoch wurde der Kirchenbau schließlich nach dem von Mayr adaptierten Plan begonnen. Auch die Bauführung lag bei Mayr, während Pfarrer Eder und Pfleger Wolf Adam Lasser die Bauaufsicht übernahmen. Im Jahr 1771 wurde mit dem Holzeinschlag begonnen. 20.000 Gulden waren für den Bau veranschlagt. Da die von Matrei in Salzburg hinterlegten 8.000 Gulden vom Erzbistum für andere Zwecke verwendet worden waren, verzögerte sich der Baubeginn, bis das Geld wieder zur Verfügung stand. 1777 wurde schließlich mit dem Neubau begonnen.

Um weiter Gottesdienste abhalten zu können, wurden zunächst die Nord- und die Südmauer neben der bestehenden Kirche aufgezogen. Später verlegte man die Gottesdienste nach St. Nikolaus. Bereits im Herbst 1779 war der Rohbau fertiggestellt. Wegen des nahenden Winters wurden nun die Gottesdienste wieder zurückverlegt. Vollendet wurde die Kirche im Jahr 1783, feierlich geweiht jedoch erst am 28. Oktober 1789. Der Bau des Hochaltars und der beiden Seitenaltäre wurde 1805 begonnen und 1807 vollendet.

Innenausstattung

Fresken und Stuckaturen

Matreier Pfarrkirche - Fresko Langhaus

Ursprünglich war es den Matreiern im Sinne der Aufklärung verboten worden, die Kirche mit Fresken und Stuckaturen auszugestalten. Die Matreier ignorierten jedoch dieses Verbot und beauftragten den Brixener Hofmaler Franz Anton Zeiller mit der Ausführung der Fresken und Franz Graßmayr aus Innsbruck mit den Stuckarbeiten. Die Arbeiten, die bis 1783 abgeschlossen waren, wurden einstweilen vor dem Fürsterzbischof geheim gehalten. Im Gewölbe des Langhauses gestaltete Zeiller das "Wunder der Brotvermehrung" und in den vier seitlichen Kartuschen zwei Szenen aus dem Martyrium des heiligen Alban. Ebenfalls von ihm stammt das große Kuppelfresko mit der Darstellung "Aufnahme des hl. Alban unter die Heiligen des Himmels" sowie die vier Kirchenlehrer in den Kartuschen und im Chor die "Verehrung des Namen Jesu" durch die himmlischen Geister. Später lieferte Zeiller auch ein später verschollenes Altarblatt und 15 Stationsbilder nach. Sich selbst verewigte der Künstler am linken Bildrand der Brotvermehrung. Graßmayr schuf 1784 noch die Stuckaturen an der Kanzel, während die Schnitzarbeiten vom Matreier Michael Hueber gefertigt wurden.

Altäre

Mit der Ausführung des Hochaltars war ursprünglich der Bildhauer Petrus Schmid beauftragt worden. Der gebürtige Zillertaler, ansässig in Mittersill, stellte einige Statuen her, erfror jedoch bei der Überquerung des Felber Tauerns im Mai 1787. Die bereits fertiggestellten Statuen wurden in den späteren Hochaltar integriert. Für die nun neu zu projektierende Ausgestaltung wurde jedoch weder eine Ausführung in Marmor oder Stuck genehmigt, sondern es durfte nur Holz verwendet werden. Die Kriegswirren der Koalitionskriege hatten ein teureres Projekt verhindert. Der Bozener Maler und Lackierer Anton Simeth führte schließlich den Altar aus und übergab ihn 1805, während das Altarbild "Anbetung der Hirten" und das Aufsatzbild "St. Alban" vom letzten salzburgischen Hofmaler Andreas Nesselthaler 1807 geschaffen wurden. Für die Darstellung der anbetenden Hirten vor der Krippe nutzte Nesselthaler das Bild "Geburt Christi" von Anton Raphael Mengs als Vorlage. Die Seitenaltäre wurden hauptsächlich von Michael Hueber gestaltet. ebenso das Orgelgehäuse, das 1805 in Weiß-Gold gefasst wurde. Die Orgel selbst, hergestellt von Johann Götz (Toblach), war hingegen bereits 1782 errichtet worden.

Weitere Ausgestaltung

In der Pfarrkirche St. Alban befinden sich auch zahlreiche Werke des Bildhauers Johann Paterer und seiner Werkstätte. Nach seiner Rückkehr aus Italien schuf er die Statue des heiligen Sebastian (1738). Des Weiteren stammen von ihm ein Schutzengel in Schwebehaltung, der heilige Antonius von Padua mit Engeln und der heilige Josef mit Kind. Für den Hochaltar schuf er die Statuen der Heiligen Petrus und Paulus und für das Kanzeldach vier Engel und den guten Hirten.

Orgel

Die Orgel auf der geschwungenen Empore der Matreier Pfarrkirche wurde 1875 von Franz (II.) Reinisch (Steinach a. Brenner) in das Gehäuse der Vorgängerorgel von Johann Götz (Toblach) aus dem Jahr 1782 eingebaut. Das Orgelgehäuse wurde das 1805 in Weiß-Gold gefasst. Die Reinisch-Orgel hat einen Umfang von 25 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Glocken

Fünf Kirchenglocken des sechsstimmigen Glockengeläuts im Kirchturm der Dekanatspfarrkirche wurden 1949 in der Glockengießerei Grassmayr (Innsbruck) gegossen. Glocke 3 entstand 1923 in der Berndorfer Glockengießerei.

Turmuhr

Das 2025 restaurierte Uhrwerk.

Am "Tag des Denkmals 2025" konnte kostbare Turmuhr aus dem Jahr 1543 wieder in Betrieb genommen werden. Vor 65 Jahren wurde sie stillgelegt, nun tickt sie wieder: Im wuchtigen Turm der größten Landkirche Tirols wurde die restaurierte und revitalisierte fast 500 Jahre alte Turmuhr wieder in Betrieb genommen. 69 waren das Limit bei den drei Touren über 86 Stufen auf den 67 m hohen Turm.

Vor zwei Jahren hatte das Projekt begonnen: Die Pfarre Matrei mit Dechant Ferdinand Pittl und der Heimatkundliche Verein "Medaria" mit Obmann Bernhard Oberschneider luden Michael Neureiter und sein Kleinunternehmen "horologium" in Bad Vigaun zu einem Lokalaugenschein, der zu einigen Überraschungen und schließlich zum Restaurierungsauftrag führte. Dieser ist nun abgeschlossen, das kostbare Werk ist wieder betriebsfähig.

Zu den Überraschungen gehört, dass es sich in Matrei um ein spätgotisches Werk handelt, das 1543 von Turmuhrmacher Christian Grienberger im Stubai gebaut wurde. Die sehr seltene originale Waaghemmung ist vorhanden: "Vermutlich haben wir es hier mit der ältesten Waaguhr am ursprünglichen Standort zu tun, die in Österreich betriebsfähig ist" mutmaßt Neureiter, der vor 56 Jahren seine erste Turmuhr zusammenbaute – sie steht seit 25 Jahren wieder in der Wallfahrtskirche am Dürrnberg.

Die historische Befundung erfolgte dank der kundigen Mithilfe von Pfarrarchivarin Gertraud Brugger, die eine Rechnung aus 1543 und eine Beschwerde von Matrei beim Uhrmacher Grienberger 1547 fand: Die Uhr sei "unrichtig und mangelhafftig worden". Kunstschmied Alois Unterrainer fertigte einen neuen Waagbalken, weil die historische leider verloren ging, und Tischler Daniel Wolsegger baute einen Glaskasten zum Schutz des Werks im 6. Turmgeschoß.

Bilder

 Pfarrkirche St. Alban in Matrei in Osttirol – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quellen

  • Aussendung von Michael Neureiter, horologium. großuhren und turmuhren, am 1. Oktober 2025