Josef Wisgrill
Mag. pharm. Josef Wisgrill (* 14. September 1867 in Wien; † 26. Juli 1935 in Zell am See)[1] war Apotheker und von 1913 bis 1918 Bürgermeister sowie Ehrenbürger von Zell am See.
Einleitung
Josef Wisgrill wurde unmittelbar nach seiner Abdankung im Jahr 1918 als Bürgermeister zum Ehrenbürger des Marktes Zell am See ernannt, er fand am Friedhof Zell am See seine letzte Ruhestätte. An ihn erinnert in Zell am See auch das 1898 von ihm erbaute und bis heute im Wesentlichen unveränderte Apothekerhaus (Haus Wisgrill) in der damals neu eröffneten Jubiläumstraße (benannt nach dem 50-jährigen Jubiläum der Thronbesteigung von Kaiser Franz Joseph I., heute Bahnhofstraße).
Leben und Wirken
Bereits in den 1880er- und 1890er-Jahren war Wisgrill um die nachhaltige Förderung des Fremdenverkehrs bemüht. Er engagierte sich im 1877 gegründeten Verschönerungsverein unter der Ägide von Bezirkshauptmann Johann Stöckl zehn Jahre als Redakteur der Tourismusschrift "Fremdenliste", auch die Anlage der Promenaden wurde von ihm gefördert. Ab 1900 wurde der Verschönerungsverein "mit großer Umsicht" von Wisgrill selbst geleitet.[2]
Als Nachfolger von Dr. Josef Müller übernahm Wisgrill 1913 das Bürgermeisteramt, nicht ahnend, welch schwierige Zeiten mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges auch auf Zell am See zukommen sollten. So mussten zu Anfang des Krieges 270 Männer aus Zell am See einrücken, 62 kehrten nicht mehr von den Fronten zurück.[3] In den Kriegsjahren musste die Marktgemeinde für die Versorgung der Bevölkerung Lebensmittel und Mehl ankaufen und für eine gerechte Verteilung sorgen. Auch die Zeichnung von Kriegsanleihen wurde eingefordert, dafür musste sogar ein Kredit aufgenommen werden. Schon bald nach Kriegsbeginn hatte die k. k. Militärbehörde die Unterbringung Verwundeter in Zell am See angeordnet, die ebenfalls geforderte Schaffung eines TBC-Heimes stellte für Bürgermeister Wisgrill – bei gleichzeitiger Beibehaltung des Rufes als Kurort – eine große Herausforderung dar.
Maßlos verärgert dürfte Wisgrill und die Gemeindevertretung schließlich auch das Agieren der Eisenbahnobrigkeit haben: 1913/14 wurde die Erzherzogin-Giselabahn zweigleisig ausgebaut. Das Vorgehen mancher Bahnfunktionäre und Bauleiter war rücksichtslos und forderte mehr als einmal Wisgrills energisches Einschreiten. Es konnten zwar nicht alle Maßnahmen, die zu einer Verschandelung des Ortsbildes beitrugen, verhindert werden (v. a. wurde der Promenadenweg am See durch das bis heute unschöne "Geleiswirrwarr" bei der Zufahrt von Süden beschnitten), aber zumindest blieb der damals noch der Bahn gehörige Elisabethpark (hier stand bis zum Abriss im Jahr 1915 das Hotel Kaiserin Elisabeth) von einer Verbauung mit Werkstätten und Baracken verschont.
Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs gab Mag. Wisgrill am 5. Oktober 1918 aus gesundheitlichen Gründen das Bürgermeisteramt an den "ersten Gemeinderat" Anton Gassner ab. Bereits in der darauffolgenden Sitzung am 10. August 1918 wurde Josef Wisgrill aufgrund seiner Verdienste als Bürgermeister in den Kriegsjahren die Ehrenbürgerwürde verliehen. Wisgrill blieb aber auch in der Folge als Gemeindevertreter bis Mitte der 1930er-Jahre (zuletzt 1934 sogar noch als Beirat der kommissarisch geführten Stadtregierung) politisch aktiv. Aus zeitgenössischen Dokumenten und den Sitzungsprotokollen der Marktgemeinde Zell am See geht hervor, dass Wisgrill in den 1920er-Jahren das Projekt des Baus einer Bahn auf die Schmittenhöhe unterstützt hatte[4] und auch ein Befürworter des Antrags auf die Stadterhebung war.[5]
Seine Tätigkeiten in Zell am See
Beginnend mit der von ihm geschaffenen ersten Ausgabe eines Zeller Prospektes, dem von ihm verfassten und herausgegebenen ersten Zeller Führers und der ersten Zeller Fremdenliste hatte er durch drei Jahrzehnte den gesamten Zeller Fremdenverkehrsförderungsdienst ohne jede Hilfskraft, oft bis in die Nacht die Korrespondenz selbst mit der Feder erledigend, ganz allein besorgt. Die Erbauung des Zeller Elektrizitätswerkes, der im Jahr 1906 erfolgte Ankauf des ersten Motorbootes für den Zeller See und den Ankauf des großen Motorboots "Großglockner" im Jahre 1910, die Erbauung des neuen Zeller Friedhofes (1908) und der neuen Badeanstalt, die erste Pinzgauer Gauausstellung (1903), die Arrondierung des Gemeindeparks, Straßenregulierungen und Anlagen neuer Straßen sind historische Geschehnisse, an denen der Apotheker Wisgrill in gemeinsamer Arbeit mit dem damaligen Zeller Bürgermeister Dr. Josef Müller hervorragenden Anteil hatte.
Von 1900 bis 1923 war Wisgrill ehrenamtlich in der Leitung der Zeller Sparkasse größtenteils als Vorsitzender und Kanzleivorstand tätig. Die durch ihn dabei erzielten Überschüsse, alljährlich viele Tausende von Kronen, verstand Wisgrill zielbewusst für die Schaffung von Fremdenverkehrseinrichtungen zu verwenden, die noch später die Grundlagen und Voraussetzungen des dortigen Fremdenverkehrs bildeten. Wisgrill verstand es überdies, seine Mitbürger für einvernehmliche Zusammenarbeit, für Bürgersinn und Heimatliebe zu gewinnen. Ungeachtet seines Alters wirkte Wisgrill bis zwei Jahren vor seinem Tod in der Zeller Fremdenverkehrskommission. Er war Hälftebesitzer des Berghotels Schmittenhöhe.[6]
Literatur
- Hölzl, Ferdinand: "1200 Jahre Zell am See", Eigenverlag, Zell am See, 1975
- Scholz, Horst; Pfeiffenberger-Scherer, Erika (1996): "Zell am See in vergangenen Tagen." Rauter, St. Johann im Pongau
- Lahnsteiner, Josef (1960): "Unterpinzgau. Zell am See, Taxenbach, Rauris. Geschichtlich und heimatkundlich beschrieben." Hollersbach im Pinzgau (Selbstverlag) 1960.
- Hochhold, Rainer: "Cella in Bisontio, Zell im Pinzgau, Zell am See – Eine historische Zeitreise", Zell am See, 2013. ISBN: 978-3-200-03385-6
Quelle
- Grabstein auf dem Friedhof Zell am See
- Oben genannte Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt, Band VII, S. 7.
- ↑ Bittner senior, Eduard (1921): "Zell am Seer Erinnerungen". Abdruck aus der "Salzburger Gebirgszeitung, Unabhängiges Wochenblatt für Zell am See und Umgebung", aus dem Jahre 1921. Publiziert in: Scholz; Pfeiffenberger-Scherer (1996) bzw. Hochhold (2013) S. 417
- ↑ Lahnsteiner, Josef (1980) S. 63 bzw. Hochhold, Rainer (2013) S. 279f
- ↑ Schmittenhöhebahn Ag. (Hg.): "1927–1987. 60 Jahre Schmittenhöhebahn. Festschrift zum 60-Jahr-Jubiläum". Zell am See (1987)
- ↑ Sitzungsprotokolle der Gemeindevertretung Zell am See der Jahre 1911 bis 1914; Sitzungsprokolle der Markt- bzw. Stadtgemeinde Zell am See ab 1915; 1926/27; 1933-1945. In: Hochhold, Rainer (2013) S. 279ff
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 27. Juli 1935, Seite 10
Vorgänger Dr. Josef Müller |
Bürgermeister der Stadt Zell am See 1913–1918 |
Nachfolger Anton Gaßner |