Kurt Willvonseder

Dr. Kurt Willvonseder (* 10. März 1903 in der Stadt Salzburg; † 3. November 1968 ebenda)[1] war Archäologe mit Schwerpunkt Bronzezeit und Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum.

Leben

Kurt Willvonseder war der Sohn des Apothekers Franz Willvonseder (* 1871; † 1954) und seiner Frau Maria, geborene Büchlmayer. Zunächst wurde Kurt Willvonseder ein Jahr lang zu Hause unterrichtet, bevor er die Volksschule in Bad Vöslau besuchte (1910 bis 1913). 1913 übersiedelte seine Familie nach Salzburg, wo sein Vater die "Alte fürsterzbischöfliche Hofapotheke" übernahm. Hier in Salzburg ging in die Übungsschule der Lehrerbildungsanstalt Salzburg (vierte und fünfte Klasse Volkschule). Ab 1914 besuchte er das Akademische Gymnasium in Salzburg, wo er am 8. Juli 1922 maturierte. Anschließend studierte er in Wien und Stockholm Altgermanistik, Skandinavistik und Prähistorie. Im Dezember 1929 promovierte er zum Dissertationsthema "Der Untersberg und seine Sagen" und 1937 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die mittlere Bronzezeit in Österreich.

Im Oktober 1929 begann er in Wien gemeinsam mit Richard Pittioni als unbesoldeter Assistent am Wiener Institut für Ur- und Frühgeschichte.

Im April 1934 trat Willvonseder der Vaterländischen Front bei. Wie er es nach 1938 darstellte, um seine Anstellung an der Universität nicht zu verlieren. Im Laufe des Jahres 1934 musste er sich eidesstattlich von den nationalsozialistischen Aktivitäten seines Bruders Erik distanzieren. Dieser war zu diesem Zeitpunkt bereits ins Deutsche Reich geflohen.

Ob Kurt Willvonseder vor 1938 schon selbst mit der nationalsozialistischen Bewegung symphatisierte, ist nicht bekannt. Jedoch deutet die spätere Verleihung des "Ehrenwinkels" (eine Auszeichnung für "Alte Kämpfer") darauf hin, dass er zumindest die im Jahr 1939 zuständigen Behörden von seiner nationalsozialistischen Einstellung vor 1938 überzeugen konnte.

1934 heiratete er die zwei Jahre jüngere Paula Duschner. Im August 1935 kam der gemeinsame Sohn auf die Welt.

Eine nachhaltige Prägung erhielt Willvonseder als Mitarbeiter ab 1934 am Prähistorischen Referat in der Zentralstelle für Denkmalschutz. Von 1937 bis 1945 arbeitete er am Bundesdenkmalamt in Wien, unter anderem als Leiter der Abteilung für Bodenaltertümer, der Vorgängerorganisation der heutigen Abteilung für Bodendenkmale.

Seine NS-Vergangenheit

Nach dem Anschluss Österreichs suchte er um Aufnahme in die NSDAP und die SS an, die ihm gewährt wurde. 1940 für zwei Trimester Leiter des Extraordinariats des Innsbrucker Institutes für Ur- und Frühgeschichte, ab 1943 dann außerordentlicher Professor der Urgeschichte in Wien.

Mit 1. Jänner 1941 wurde er in die NSDAP aufgenommen. Ende Jänner wurde er zum SS-Obersturmführer befördert. Aufgrund seiner Stellung als SS-Obersturmführer wurden ihm im Zuge der Entnazifizierung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sämtliche Ämter und die Lehrbefugnis an der Universität Wien entzogen. Doch bereits 1954 wurde er rehabilitiert.

1941 wurde er zum Gaupfleger der Bodenaltertümer in den Reichsgauen Niederdonau und Wien ernannt. Im selben Jahr beförderte man ihn auch zum offiziellen Beauftragten der Forschungs- und Lehrgemeinschaft "Das Ahnenerbe des Reichsführers-SS auf vor- und frühgeschichtlichem Gebiet der Ostmark".

Neben der Mitgliedschaft bei der NSDAP und der SS war Willvonseder spätestens ab 1942 auch in der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" (NSV) und dem "Reichsbund der Deutschen Beamten" (RDB) organisiert.

Nachdem Willvonseder zur SS eingezogen worden war, häuften sich seine Auslandseinsätze. So wurde er im November1942 zur Militärverwaltung nach Serbien entsandt, wo er einige Monate später mit dem Kriegsdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet wurde. Spätestens mit Mai 1944 war sein Haupttätigkeitsgebiet Südtirol. Dort war er u. a. in der Kulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwanderungsstelle tätig sowie für den Arbeitsbereich V/2 beim Obersten Kommissar in der Operationszone Alpenvorland. In Südtirol dürfte er sich bis nach Kriegsende aufgehalten haben.

Am Ende des Krieges war Willvonseder SS-Obersturmbannführer und Herausgeber der Zeitschrift Materialien zur Urgeschichte der Ostmark, wurde allerdings später vom Bundespräsidenten begnadigt und konnte so Direktor des SMCA werden.

Nach 1945

In Italien war Willvonseder von britischen Truppen gefangen genommen und später amerikanischen Einheiten übergeben worden. Diese brachten ihn in das Camp Hallein, in dem ehemalige Nationalsozialisten festgehalten wurden. Im Jänner 1947 übersiedelte er in das Lager "Marcus W. Orr" in der Alpensiedlung im heutigen Salzburg Süd.

Da nach dem Entzug seiner Lehrbefugnis für ihn nach seiner Entlassung aus dem Lager "Marcus W. Orr" zumindest in absehbarer Zeit keine Möglichkeit bestand, an der Universtitä in Wien zu arbeiten, war er für die bis April 1949 als Hilfsarbeiter in Salzburg tätig. Anschließend war er bis Anfang August 1950 als arbeitslos gemeldet.

Seine rechtliche Situation hatte sich laufend verbessert. Beispielsweise wurde das gegen ihn angestrengte Verfahren beim Volksgericht in Linz am 12. Februar 1948 eingestellt. Mit Hilfe Pittionis (den er allerdings während der Kriegszeit schlecht behandelt hatte) versuchte Willvonseder ab 1950, wieder in Wien in der Denkmalpflege eine Anstellung zu bekommen. In Wien lebten auch seine Frau und sein Sohn. Festanstellung erhielt er keine, aber mit Intervention von Pittioni bekam er einen Forschungsauftrag, der 5.000 Schilling an finanzieller Unterstützung bedeutete.

Im Herbst 1950 versuche er dann mit Hilfe der Salzburger Landespolitik Druck in Wien aufzubauen. Als er sich im November 1950 an den Salzburger Landeshauptmann Josef Klaus wandte, erklärte er, dass sein Beitritt zur SS ausschließlich erfolgt wäre, um sich dem "Am Rosenberg" zu widersetzen. Sein Dienstrang als SS-Obersturmführer wäre ihm nur ehrenhalber verliehen worden. Willvonseder gelang es Klaus von seiner Notlage zu überzeugen. Klaus wandte sich an den Salzburger Historiker Hofrat Dr. Franz Martin, der nach 1945 Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde geworden war. Martin schlug zwei Varianten vor, eine einer Anstellung bei Wiener Institutionen und eine Stelle für ihn im Salzburger Museum Carolino Augusteum zu schaffen (heute Salzburg Museum).

Es kam zu mehreren Treffen von Willvonseder und Beamten in Wien ohne Ergebnis. Aber er wurde in der mit der Erstellung des "Salzburg Atlas" betrauten Gruppe von Wissenschaftlern um Egon Lendl untergebracht. Das war ein Projekt, das in Anlehnung an den Salzburger Historiker Peter Danner als Weiterführung des 1942 angedachten "Gauatlas" bezeichnet werden kann. Von 22. Februar bis 30. September 1951 erhielt Willvonseder einen Werkvertrag bei der Salzburger Landesregierung, von 1. September 1951 bis 30. Juni 1953 einen Sondervertrag bei der Salzburger Landesregierung. In der Abschlussphase des Projekts er war bis 31. August 1954 noch beim Salzburger Verlag Otto Müller beschäftigt.

Als der damalige Museumsdirektor Rigobert Funke-Elbstadt 1953 ankündigte, sein Amt zurückzulegen, bewarb sich Willvonseder im Juli 1953 um die Stelle. Die Bewerbung interessanterweise als "Univ-Prof. Dr. Kurt Willvonseder" unterzeichnet. Von 1. September 1954 bis zu seinem Tod im Jahre 1968 war er Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum.

Nachdem die Universität Salzburg zu Beginn der 1960er-Jahre wieder ihren Betrieb aufgenommen hatte, hielt Willvonseder im Sommersemester 1964 als Lehrbeauftragter für Urgeschichte seine erste Lehrveranstaltung an der Universität ab. Siehe dazu auch den Artikel Institut für Geschichte der Universität Salzburg.

1965 wurde er Mitglied des International Council of Museums der UNESCO. 1967, ein Jahr vor seinem Tode, erhielt er den Titel Außerordentlicher Universitätsprofessor.

Quellen

Einzelnachweis

Zeitfolge