Pfarrkirche zum hl. Oswald
Die Pfarrkirche zum hl. Oswald ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Pfarre Anif in der Gemeinde Anif im Flachgau. Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Gemeinde.
Patrozinium
Die Kirche ist dem heiligen Oswald geweiht.
Geschichte
Schon in der Notitia Arnonis, dem Salzburger Güterverzeichnis von Erzbischof Arn aus dem Jahr 788, wurde eine mit Landbesitz ausgestattete Kirche (ecclesia cum territorio) in Anif (ad Anua) schriftlich genannt.
Sowohl die Anfänge der Kirche als auch die Entwicklung in den folgenden siebeneinhalb Jahrhunderten sind undokumentiert. Ab dem 15. Jahrhundert finden sich dann vereinzelte Dokumente, wie zum Beispiel von der Turmfundamentlegung und Errichtung des Turmes bis zur Höhe des Kirchenschiffes von Maurermeister Johannes von St. Peter. 1734 wurde die Sakristei an der Südseite der Kirche erbaut. 1773 wurde ein neues Geläut der Glockengießerei Oberascher angebracht. Unter Pfarrprovisor Johann Georg Reiter kam es 1840 zu einer grundlegenden Erneuerung der Kirche. 1885 wurde unter Pfarrer Erich Gruber die Außenfassade durch Rundbogenfriese in neoromanischer Manier aufgeputzt.
Der letzte Umbau erfolgte unter Pfarrer Emil Hug 1969. Dabei wurde der neoromanische Putz wieder abgenommen und die ursprüngliche Bruchsteinmauer freigelegt. Auch die Rundbogenfenster des Langhauses wurden wieder in längsrechteckige Fensteröffnungen rückgebaut. Dabei wurde ein Bronzekruzifix von Jakob Adlhart an der Westfassade angebracht. Auf Höhe des Dachansatzes wurde eine Serie balkenkopfartig blockhafter Evangelistensymbole aus Bronzeguss versetzt.
Glocken
1973 wurde das von Glockengießerei Oberascher hergestellte neue Geläute mit fünf Glocken aufgehängt.
Glocke | Name | Gussjahr | Gießer | Gewicht ca. | Nominal |
---|---|---|---|---|---|
1 | Hl. Dreifaltigkeit | 1972 | Glockengießerei Oberascher | 3450 kg | b0 |
2 | Muttergottesglocke | 1972 | Glockengießerei Oberascher | 1700 kg | d1 |
3 | Hl. Josef | 1972 | Glockengießerei Oberascher | 1000 kg | f1 |
4 | Hl. Oswald | 1972 | Glockengießerei Oberascher | 700 kg | g1 |
5 | Schutzengelglocke | 1972 | Glockengießerei Oberascher | 420 kg | b1 |
6 | Sterbeglocke | 1845 | nicht überliefert | um d2 |
Innenausstattung
1614 wurden erstmals Altäre für die Patrone HHl. Oswald, Stephan und Sebastian urkundlich genannt. 1682 wurde ein neuer Hochaltar errichtet. Der erzbischöfliche Kammerdiener und Hofmaler Christian Lederwasch fertige zwei Altarbilder, die vermutlich für neue Seitenaltäre bestimmt waren. 1732 wurde der Hochaltar mit einem von Wolfgang Spieß geschaffenen Hochaltarbild ergänzt. Von eine, "Bildhauer aus Reichenhall" stammt der neue Tabernakel. Es folgten 1750 zwei aus Marzoll angekaufte Seitenaltäre. Die barocke Ausstattungsphase wurde mit einer Prunkmonstranz 1756 vom Tittmoninger Goldschmied Egid Hablitschek abgeschlossen.
Künstlerisch beachtenswert ist auch die Christophorus-Skulptur von dem für St. Peter seit 1603 tätig gewesenen Hans Waldburger.
Die Wand- und Deckengemälde in nazarenischem Stil stammen vom Salzburger Maler Josef Gold. Auf dem linken Bild wird Des heiligen Oswald erste Königsthat gezeigt, Oswald stellt ein Kreuz als Zeichen für den Sieg des Glaubens auf. Die Landschaft mit Gebirge im Hintergrund hat einen Bezug zum Salzburger Land. Das Bild auf der rechten Seite zeigt Oswald als Wohltäter der Armen. Die Bildunterschrift lautet: "Diese Hand, welche Alles mit den Armen theilt, wird nicht verwesen." Bei den drei Männern, die an einem Tisch im Hintergrund gestikulieren, porträtierte Gold den Graf Moy, Alois Graf von Arco-Stepperg und den damaligen Pfarradministrator Johann Georg Reiter. Beide Bilder wurden nach einer Inschrift am linken Bildrand von der Pauline Gräfin Arco-Stepperg und dem Grafen Ernst und Sophie Gräfin Moy, geb. Stepperg gestiftet. Gold bemalte das Bogenfeld über der Turmtür mit Bildern der Salzburger Bischöfe und der Heiligen Rupert und Virgil.
In der Zeit um 1887 bis 1896 malte Gold die Deckenfresken über den Chorbogen eine monumental wirkende Kreuzigungsszene, die die gesamte Fläche zwischen dem Tonnengewölbe und dem Bogen ausfüllt. Die Bildmitte prägt der gekreuzigte tote Christus inmitten der zwei Schächer. Maria Magdalena kniet vor dem Kreuz, links davon steht Maria mit einem von Schmerz gezeichneten Gesicht; der Johannes breitet die Arme aus. Der Hintergrund zeigt Jerusalem, aus dem Nikodemus und Joseph von Arimathäa sich der Szenerie nähern. Die beiden Heiligen neben Maria sind vermutlich Maria Salome und Maria Cleophas, die beide zur Heiligen Sippe gehören. Die Darstellung wird durch Schriftgelehrte und Vertreter der Hohepriester und zweier Knechte, die die Kreuzigungsinstrumente wegtragen, bereichert. Soldaten würfeln um das Gewand Christi. Das Tonnengewölbe ist im Westen und im Osten mit vier Deckenmedaillons geschmückt. Es werden das letzte Abendmahl, die Erscheinung Christi unter den Aposteln, die Versuchung Christi in der Wüste und Jesu Taufe im Jordan gezeigt. Die Szenen aus dem Marienleben zeigen die Verlobung mit Joseph, die Verkündung des Erzengels Gabriel an Maria und Mariä Heimsuchung. Das mittlere Fresko zeigt die Marienkrönung Die Marienfresken wurden in Grisailletechnik ausgeführt.
Den Volksaltar fertigte 1969 der Bildhauer Jakob Adlhart aus Hallein an. Der Künstler baute auch im selben Jahr den Zelebrationsaltar, der mit Reliefs der Evangelisten geschmückt ist. Ebenfalls 1969 baute Adlhart eine neue Weihnachtskrippe, die jedes Jahr in der Weihnachtszeit aufgestellt wird. Die ehemalige Krippe, im Inventarverzeichnis der Kirche mit etlichen Fotos abgebildet, wird in der Sakristei gelagert. Von der alten Krippe sind 58 Figuren erhalten, darunter Ochs und Esel, ein Elefant und zahlreiche Schafe. Der Mittelpunkt waren zwei Tempelarchitekturen, in denen und um diese herum die Figuren aufgestellt wurden. Die Menschenfiguren sind mit Brokatstoffen, Samt und Seide und anderen Materialien, wie Spitzen Gold- und Silberborten bekleidet. Die Köpfe sind entweder aus Wachs modelliert oder in Holz geschnitzt und tragen zum Teil Glasaugen und Naturhaar. Die Grundgerüste werden aus Gliederpuppen gebildet. Solche Krippen waren im 17. und 18. Jahrhundert typisch für Pfarrkirchen. Weiters stammen von Adlhart der 1972 gefertigte Kreuzweg in seinem nachexpressionistischen Stil an.
Die Ölgemälde mit den Darstellungen der Notburga von Rattenberg und des Isidor von Madrid malte der Salzburger Nazarenermaler Josef Rattensperger 1843. sie waren ursprünglich Bilder von Seitenaltären.
An den Außenwänden sind verschiedene Grabsteine zu sehen, so ein Wappengrabstein für den 1788 verstorbenen Paul Waßner von Waßenau († 1788), der Pfleger (?[1]) und Rat in Anif war. Die Grabsteine für den Amtmann Hans Überacker († 1505) und der Maria Carolina Augusta, Gräfin von Überacker († 1750), waren ursprünglich in den Fußboden der Kirche eingelassen. Der Stein für den Pfarrer Jörg Schrader († 1515), wurde aus Rotem Marmor angefertigt. Nicolaus Mudet († 1656) war Einsiedler der ehemaligen Klause von Hellbrunn. Seine Grabplatte befindet sich an der Südwand des Chores.
Orgel
Die Orgel wurde 1983 von Johann Pirchner aus Steinach am Brenner in Nordtirol in rein mechanischer Bauart, nach den Prinzipien des klassischen Orgelbaues gebaut. 21 Stimmen verteilen sich auf das Hauptwerk, das Unterwerk und Pedal. Die Schleierbretter des Prospektes in seiner traditionellen, klassizistischen Formgebung, wurden von dem in Anif lebenden Restaurator Josef Ghezzi entworfen. Er bezog sich auf das Vorbild der Orgel von Mauracher aus dem Jahr 1870. Den Orgelprospekt baute der Bildhauer Josef Plattner aus Axams.
Friedhof Anif
Der Friedhof umgibt die Pfarrkirche. Ostseitig befindet sich das Grab Herbert von Karajans. In der Friedhofsmauer wurde der Deckel einer Aschenurnenkiste aus der Zeit des 3. Jahrhunderts entdeckt. Er wird im Außenbereich auf einem erneuerten Podest ausgestellt.
Literatur
- Hahnl, Adolf; Hiller, Stefan; Reindl, Rupert und Stiller, Franz: "Kirche Anif. Vertrautes in neuem Glanze. Festschrift zur Renovierung 1996-1999." HrsG. Pfarre Anif, Druck Offset 5020 GesmbH
- Weidl, Reinhard: "Pfarrkirche zum hl. Oswald in Anif", Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 541, Salzburg 2012
Bilder
- Pfarrkirche zum hl. Oswald – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
- Pfarrkirche hl. Oswald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Dopsch, Heinz; Ewald Hiebl (Hrsg.): Anif. Kultur, Geschichte und Wirtschaft von Anif, Niederalm und Neu-Anif, Gemeinde Anif, 2003
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Pfarrkirche Anif"
- → gestützt auf web.archive.org www.kirchen-fuehrer.info/pfarrkirche-anif
Fußnote
- ↑ Anif hatte kein Pfleggericht