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Gute Arbeitsatmosphäre und Teambuilding: Der Schlüssel liegt bei den Führungskräften

Eine gute Arbeitsatmosphäre ist für viele Beschäftigte der wichtigste Grund zu bleiben. Warum es Führungskräfte sind, die entscheiden, ob Teams wirklich an einem Strang ziehen.

An einem Strang: Alte Weisheiten und neue Untersuchungen bestätigen, dass eine wirksame Gruppenidentität die Leistung und Zufriedenheit steigern kann.
An einem Strang: Alte Weisheiten und neue Untersuchungen bestätigen, dass eine wirksame Gruppenidentität die Leistung und Zufriedenheit steigern kann.

Es ist Montagvormittag, der Besprechungsraum duftet nach Kuchen. Anna aus der Buchhaltung hat Geburtstag, und wie immer im Team ist klar: Bevor die erste Excel-Tabelle geöffnet wird, sitzt man gemeinsam beisammen, stößt mit Kaffee an und lacht über Anekdoten. "Das sind die Momente, die uns zusammenschweißen", sagt ein Kollege - und genau das sei der Grund, warum er trotz zahlreicher Jobangebote noch hier sei.

Gruppenidentität steigert Arbeitszufriedenheit

Bereits in den 1920er-Jahren wurde im Zuge der Hawthorne-Studien untersucht, welche Auswirkungen unterschiedliche Arbeitsbedingungen auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben. Das Ergebnis: Eine gemeinsame Gruppenidentität verbessert die Teamleistung, die Arbeitsqualität und die Zufriedenheit immens.

"Wer sich wohlfühlt, wird auch schwierige Zeiten mittragen."
Birgit Artner
Arbeitspsychologin

Und auch heute ist laut einer Stepstone-Studie für 85 Prozent der Beschäftigten eine gute Arbeitsatmosphäre der wichtigste Grund, ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben. "Wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt, wird auch schwierigere Zeiten mittragen", ist Arbeitspsychologin Birgit Artner vom Arbeitsmedizinischen Dienst Salzburg überzeugt.

Eine aktuelle Gallup-Studie zeigt jedoch ein alarmierendes Bild: Sieben von zehn Beschäftigten fühlen sich emotional nicht mit ihrem Arbeitgeber verbunden; laut einer Studie von karriere.at ist jeder zweite Berufstätige in Österreich offen für einen Jobwechsel.

Nicht alle Gruppenaktivitäten sind Teambuilding

Ausflüge in Escape Rooms oder Karaoke-Abende seien ideal, um bereits bestehende Beziehungen im Team zu verbessern, sie aber leichtfertig als "Teambuilding" zu bezeichnen, davon rät die Expertin ab: "Ein Teambuilding ist üblicherweise extern moderiert und hat einen konkreten Auftrag, wie etwa bestehende Konflikte aufzulösen", erklärt sie. Auch um strukturelle Themen, wie eine zu hohe Arbeitsbelastung, anzugehen, werde ein Teambuilding nicht die Methode der Wahl sein. "Das ist, als hätte ich Kopfweh und jemand misst meinen Blutdruck - das wird nur bedingt helfen."

Gerade in Projektteams, die sich kurzfristig finden und intensiv zusammenarbeiten, ist es wichtig, dass die Mitglieder gut aufeinander eingespielt sind, die Stärken und Eigenheiten der jeweils anderen kennen. Was Unternehmen über Teambuilding etwa vom Theater lernen können? "Die Grundlage ist, dass ich eine Atmosphäre der Sicherheit schaffe. Immerhin müssen wir viel ausprobieren. Mobbing wäre der Tod jedes Stücks", betont der Salzburger Regisseur Reinhold Tritscher.

Ob eine Maßnahme wirklich greift, zeigen die Resultate: Schwierigkeiten werden früh genug angesprochen, damit sie noch adäquat gelöst werden können, Vertrauen und Zusammenhalt wachsen, Mitarbeitende fühlen sich sicher genug, Fehler einzugestehen.

Fehlende Bindung an den Arbeitgeber: Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle

Teambuilding-Angebote allein könnten den Trend zur fehlenden Bindung jedenfalls nicht umkehren, so Artner. "Eine Schlüsselrolle tragen hier Führungskräfte. Sie müssen eine offene Fehlerkultur fördern, Rückzugsräume respektieren, Vertrauen schaffen und Rituale etablieren. Es sind die weichen Geschichten, die langfristig Vertrauen und Zusammenhalt stärken", erklärt die Expertin. Wenn sie denn authentisch sind. Nicht jedes Ritual passe zu jeder Unternehmenskultur - während es etwa in einem Start-up gut ankommen könne, sich am Faschingsdienstag gemeinsam zu verkleiden, könnte das in einer streng hierarchischen Organisation eher befremdlich wirken.

Homeoffice schafft Rückzugsoptionen im Büro

Gerade in Großraumbüros brauche es außerdem Möglichkeiten, sich aus dem Team-Alltag bewusst herauszunehmen, so die Arbeitspsychologin. "Homeoffice kann hier eine gute Option sein, in Eigenverantwortung und mit dem Bewusstsein, dass Rückzug genauso wichtig ist wie Austausch." Viele Betriebe hätten mittlerweile Kojen oder Arbeitsnischen mit Dockingstationen eingerichtet, die Mitarbeitende zum Telefonieren oder konzentrierten Arbeiten nutzen könnten. Wichtig sei aber auch die offene Kommunikation darüber: "Eine Open-Door-Policy heißt nicht, dass man ständig verfügbar sein muss. Führungskräfte sollten klar signalisieren, dass es in Ordnung ist, sich Zeiten der Ruhe zu organisieren."

Das Fazit der Expertin: Teambuilding ist kein einzelnes Event, sondern eine Haltung. Kuchen oder Kickertisch können dabei helfen. Entscheidend ist, dass sie Ausdruck einer gelebten Kultur sind.