Vor zehn Jahren neu gemacht, wird die Lehramtsausbildung nun noch einmal novelliert. Was das für angehende Lehrer:innen bedeutet und wie das alles mit dem Lehrermangel zusammenhängt, erklärt Daniela Martinek, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Salzburg.
BILD: SN/CONTRASTWERKSTATT - STOCK.ADOBE.
Mit der neuen Lehramtsausbildung „dauerhaft ein gutes Angebot schaffen“.
Was halten Sie von der geplanten Novelle der Lehramtsausbildung? Daniela Martinek: Sehr erfreulich ist die Angleichung an die ansonsten bekannte Studienarchitektur mit drei Jahren Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium. Wobei es in der Primarstufe ab dem Studienjahr 2025/26 im Wesentlichen nur zu einer Verschiebung kommt, von vier plus eins auf drei plus zwei. In der Sekundarstufe verkürzt sich das Bachelorstudium um ein Jahr von vier auf drei Jahre, das Masterstudium bleibt gleich.
Das wird kein leichtes Unterfangen: Erst muss man sich auf ein neues Curriculum einigen, dann muss es modelliert werden. Wenn man hier die Frist bis Studienjahr 2025/26 betrachtet, ist das nahezu unmöglich. Und die große Diskussion ist natürlich: Kann man in der Sekundarstufe in drei Bachelorjahren zur Lehre befähigen?
Und, kann man das? Ja. Über den genauen Weg muss noch diskutiert werden - so soll etwa im bildungswissenschaftlichen Bereich des Studiums überproportional gekürzt werden, was ich kritisch sehe. Besser wäre es sicher, in allen Bereichen etwas zu fokussieren und auf das Wesentliche zu reduzieren. Das ist eine große Herausforderung - aber die Fachgruppen sind dem gewachsen. Es geht darum, gemeinsam sicherzustellen, dass Lehrer:innen nach drei Jahren Studium gut in den Beruf einsteigen können.
"Die Veränderungen tragen zur Attraktivie- rung bei – vor allem, wenn man sie mit einer Dienstrechtsnovelle verknüpft. Das ist not- wendig, um engagierte Leute zu begeistern."
Daniela Martinek
PH Salzburg Stefan Zweig
Was bedeutet das für die angehenden Lehrer:innen? Hier ist wichtig, dass auch eine Dienstrechtsnovelle geplant ist. Ziel ist, dass Studierende mit Bachelorabschluss einsteigen können, bis maximal 50 Prozent, und den Master berufsbegleitend machen können - im Sinne eines noch besser professionsermöglichenden Masterstudiums. Bislang waren Bachelor und Master dann innerhalb von acht Jahren zu erfüllen. Das ist weiterhin anzustreben - es ist für den Studienerfolg sicher gut, nicht zu lange vom Studium weg zu sein. Wir empfehlen also, den aktuellen Rahmen gar nicht auszunutzen - und unterstützen dabei, weiterzustudieren: Im letzten Jahr des Bachelorstudiums fragen wir nach Präferenzen im Master - um dann das Angebot justieren und schnellstmöglich publizieren zu können. So bauen wir zum Beispiel derzeit digitale Formate aus, damit man gut vereinbar an weiter entfernten Schulen unterrichten und gleichzeitig studieren kann. Es braucht einerseits Flexibilität seitens der Hochschulen, sie müssen sich auf die Studierenden zubewegen, andererseits müssen auch die Schulen flexibel sein.
Ist die geplante Novelle aus Ihrer Sicht eine direkte Reaktion auf den akuten Lehrer:innenmangel? Dieser ist sicher ein Auslöser gewesen. Aber die Novelle kann ihn natürlich nur mittelfristig tangieren. Was sofort passiert, ist, dass die Veränderungen zur Attraktivierung beitragen - vor allem, wenn man sie gut mit einer Dienstrechtsnovelle verknüpft. Das ist auch dringend notwendig, um engagierte Leute zu begeistern. In der geplanten Form ist viel persönliche Entfaltung im Beruf möglich, man kann diesen gut mit individuellen Vorstellungen von Arbeitseinteilung und Lifestyle verbinden. Das können und werden wir noch ausbauen und stärker an die Öffentlichkeit tragen.
Wie sehen Sie den Lehrer:innenmangel generell? Von 2025 bis 2030 wird es Wellen geben, das ist nicht ganz vorhersehbar, aber wahrscheinlich. Danach ist auch wieder eine Trendwende zu erwarten. Uns geht es darum, dauerhaft ein gutes Angebot zu schaffen.
Wie beurteilen Sie die vielen Diskussionen in diesem Bereich in den vergangenen Jahren? Veränderungen führen immer zu Diskussionen. In meinen Augen ist das auch eine große Chance. Es überwiegt heute bei allen Differenzen, die man auch haben kann, der positive Wille zum qualitätvollen Gestalten. Deshalb begrüße ich auch Aufbruchszeiten, weil da vieles bewegt werden kann. Ganz speziell an der PH Salzburg sehe ich, dass alle die neue Struktur auskleiden und mit innovativen Konzepten ausstatten wollen. In der Gesellschaft insgesamt nehme ich wahr, dass wir verstärkt über Bildung diskutieren, nicht nur in den Hochschulen und im Parlament - als Folge der Pandemie, aber auch wegen des Lehrer:innenmangels. Bildung wird im Diskurs verstärkt wahrgenommen, und das ist gut und wichtig.