SN.AT / Leben

Vom Jahreskreis eines Imkers

Bienenstöcke im eigenen Garten sind ein wachsender Trend, der sowohl der Umwelt als auch den eigenen Honigvorräten dient. Es gilt jedoch einiges zu beachten, denn um das Imkerdasein rankt sich eine eigene Wissenschaft.

Im Sommer ernten Imker die Früchte ihrer Arbeit. Damit das gelingt, sind im Vorfeld viel Arbeit und Wissen vonnöten.
Im Sommer ernten Imker die Früchte ihrer Arbeit. Damit das gelingt, sind im Vorfeld viel Arbeit und Wissen vonnöten.

Mit einem Imker als Großvater wuchs Thomas Renner mit Bienen auf. Neben der Pflege seiner eigenen Bienenstöcke berät der Koppler als Geschäftsführer der Salzburger Imkergenossenschaft auch andere Imker. Was bei der Bienenhaltung wichtig ist, das verrät er im Interview.

Was braucht es, neben einem Garten, um selbst zum Imker zu werden? Thomas Renner: Zunächst einmal ist die Geisteshaltung entscheidend. Es geht darum, mit der Natur verbunden und bereit dazu zu sein, sich in den Dienst der Bienen zu stellen. Das Imkerdasein bringt eine große Verantwortung mit sich, Bienen sind großartige Lebewesen, mit denen man sich für das Imkern intensiv beschäftigen und denen man viel Zeit widmen muss. In weiterer Folge braucht es unbedingt eine gründliche Ausbildung. Wir von der Salzburger Imkergenossenschaft bieten eine Vielzahl von Kursen, zum Einsteigen wie auch zum Fortbilden. Einen Großteil der Kosten für diese Ausbildungen übernehmen wir in Kooperation mit der AMA, eine Einsteigereinheit beispielsweise kommt auf 100 Euro. Ich lege jedem, der Imker werden möchte, dringend ans Herz, sich unserem Verein anzuschließen und bei seiner Ortsgruppe zu melden.

Wie gestaltet es sich mit der Ausrüstung? Da brauchen Imker einerseits die Bienenbalken, also die Kisten, in denen die Völker gehalten werden, die Mittelwände dafür, Wachs und natürlich die Schutzbekleidung. Genau hier unterstützt unser Verein, wir kaufen gemeinsam Ausrüstung und Material ein und beraten unsere Mitglieder, was sie brauchen und wie sie mit allen Utensilien umgehen.

Ist jeder Garten für Bienenstöcke geeignet? Nein, und es lässt sich auch nicht pauschal beantworten, welcher Garten sich eignet. Auch hier berät der Verein individuell. Grundsätzlich sind Grundstücke in der Nähe eines Waldrands geeignet, wo die Bienen auch eine gewisse Ruhe haben. Viele Menschen imkern, auch in der Stadt. Tatsächlich ist die Ortsgruppe von Salzburg-Stadt die größte in unserem Verein. Wichtig ist auch, dass Bienen Wasser brauchen, was wiederum zur Bredouille führen kann, wenn Nachbarn mit Poolanlagen in der Nähe sind. Wenn drei Bienenvölker und damit insgesamt etwa 140.000 Tiere zum Trinken an den Pool kommen, kann sich die Lage rasch anspannen. Eine Grundregel ist übrigens, dass die Bienenstöcke immer mindestens sieben Meter von der Grundgrenze entfernt aufgestellt werden müssen.

Wie beginnt das Jahr eines Imkers? Im Winter ist die angenehme Zeit für den Imker, in der er Honig isst und Vorbereitungen für die kommende Saison trifft. Er richtet die Rähmchen her, auf denen die Bienen ihre Waben bauen, und arbeitet das Wachs ein. Das ist eine angenehme Tätigkeit, man sitzt in einem warmen Raum und man hat den Duft des Bienenwachses in der Nase. Die Bienenkönigin legt in dieser Zeit die Eier und der Imker muss immer wieder die Futterreserven kontrollieren. Den Rest machen die Bienen selbst, sie brüten die Eier und beheizen sie auf 38 bis 40 Grad. Im Februar, März oder April, je nach Witterung, beginnt die Auswinterungsphase und die Arbeit am Bienenvolk. Die alten Rähmchen kommen heraus, die neuen hinein. Im April ist die spannendste Zeit, in der der Nektarfluss laufen sollte. Dabei unterstützen wir die Bienen, indem wir ihnen die Rähmchen geben. Es ist faszinierend und mitreißend zu beobachten, wie da 30.000 bis 50.000 Individuen zusammenarbeiten, an einem Strang ziehen.

Wie geht es dann weiter? Ende April beginnen die Königinnenzucht und die Völkervermehrung, das ist ein umfangreiches Kapitel. Jedenfalls geht es darum, ein neues Jungvolk zu züchten, und das passiert Ende April, Mai. Im Mai ist die intensivste Zeit für den Imker, die Honigernte beträgt bei uns im Jahresschnitt etwa 20 Kilogramm Honig pro Volk, es können aber auch bis zu 60 Kilogramm sein. Die Ernte dauert bis in den Juli an, dann beginnt wieder der Winteraufbau. Die Bienen müssen wir ab etwa Mitte Juli mit Kristallzucker füttern, da sie ab diesem Zeitraum keinen Nektar-, sondern nur mehr Waldhonig produzieren. Dieser Waldhonig ist für die Bienen jedoch zu mineralstoffreich und bewirkt, dass sie Durchfall bekommen und in Folge den Stock verschmutzen. Im Juli und August spielt außerdem die Parasitenbehandlung eine große Rolle. Die Varroamilbe ist leider in jedem Volk latent präsent und die müssen wir auf biologischem Weg behandeln, zum Beispiel mit für die Bienen ungefährlichen Säuren und Duftstoffen. Dann kommt schließlich wieder der Winter. Die Sommerbienen bereiten alles für die Winterbienen vor und sorgen dafür, dass ausreichend Nahrung für sie eingelagert ist. Dabei unterstützen wir die Sommerbienen. Übrigens leben die Sommerbienen nur 30 Tage - die Winterbienen hingegen sechs Monate.

Wie viel vom Honig im Bienenstock entnimmt der Imker für den eigenen Verzehr? Ein Bienenvolk erzeugt 130 bis 150 Kilogramm Honig, um zu überwintern. Der Imker entnimmt bis zu 60 Kilogramm, dabei handelt es sich meist um Waldhonig, der den Bienen wie beschrieben nicht guttut. Den Rest des Honigs fressen die Winterbienen und verarbeiten ihn in Heizleistung für die Brut.

Wer wird heutzutage Imker? Sind es eher Frauen oder Männer und wie alt sind die Personen? Das Bild der Imker verändert sich enorm. Früher waren das eher ältere, grün angezogene ,Manderln', heute sind es vor allem Frauen im Altersdurchschnitt von 35 Jahren. Ich empfinde das als sehr bereichernd, Frauen finden einen anderen Zugang zum Thema Bienen und Imkern. Sie hinterfragen Dinge, an die ich nie gedacht hätte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen ein bisschen mehr Gespür für vieles haben als Männer.