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Heilkräuter sind sein Lebenselixier

Mit zehn Jahren träumte Siegfried Fink von einem Job in der Gastronomie. Warum es ganz anders kam und wie Tradition auch in Zukunft bewahrt werden kann.

Siegfried Fink will die Firma SonnenMoor an seinen Sohn übergeben.
Siegfried Fink will die Firma SonnenMoor an seinen Sohn übergeben.

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen, so heißt es. Wie man aus diesen Kräutern Elixiere macht, weiß Siegfried Fink. Gelernt hat er dies am Küchentisch seiner Eltern. "Wir haben mit 100 Litern in der Woche angefangen", erinnert er sich. Seitdem sind 50 Jahre vergangen. Heute produziert Sonnenmoor 1000 Liter an Kräuterauszügen pro Tag.

Wie es auf dem Küchentisch der Familie Fink damals ausgesehen hat, kann man sich in Anthering ansehen. Dort ist die Küche im Foyer der Sonnenmoor-Erlebniswelt nachgestellt: Auf den Schränken stehen Gläser, gefüllt mit verschiedenen Kräutern, davor auf dem Tisch ein Einkochautomat. Als die Aufträge immer mehr wurden, zog die Familie mit ihrer Produktion in die Bergstraße in Anthering. Ein großer Schritt. "Damals dachte ich, dass wir dort für immer bleiben." Doch auch dort wurde es dem Unternehmen zu eng. Vor acht Jahren dann der Umzug in den Neubau. Mittlerweile hat Sonnenmoor 57 Angestellte, verkauft etwa 80 verschiedene Moor- und Kräuterprodukte und arbeitet mit 2000 Handelspartnern zusammen. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 7,2 Millionen Euro.

Siegfried Finks Weg ins Unternehmen

Die Philosophie des Firmengründers Franz Fink ist noch immer im Unternehmen spürbar. Er verstarb 2011. Sein Sohn Siegfried Fink übernahm die Firma bereits 1994, noch heute ist er deren Inhaber. Dabei war sein Traumberuf ein ganz anderer. "Mit zehn Jahren wusste ich: Ich werde einmal Koch oder Kellner." Deswegen besuchte Fink die Tourismusschule, arbeitete in mehreren Hotels. "Dann kam mein Sohn auf die Welt und bei meinem Vater traten gesundheitliche Probleme auf." 1983 trat er in die Firma ein, wenn auch nicht mit vollem Eifer, wie er heute sagt. "Nebenbei war ich noch in der Gastronomie beschäftigt." Das ging nicht lange gut. Er könne sich noch heute an den exakten Moment erinnern, als er dies begriffen habe, sagt Fink. "Es war ein Dienstag. Ich habe mir eine Plus-Minus-Liste erstellt." Er habe alle Argumente aufgeschrieben, die dafür- oder dagegensprachen, sich vollständig der Arbeit in der Firma zu widmen. Am Ende war klar: Die Liste unter der Spalte "Plus" war länger.

Erneuter Generationswechsel bei Sonnenmoor

Von da an ging es bergauf, sagt Fink. "Ich wusste plötzlich, was ich tun soll und wohin sich die Firma entwickeln soll." Bei seinem Vater lagen nach wie vor die Beratung der Kundinnen und Kunden und die Produktentwicklung. Siegfried Fink übernahm die Geschäftsführung und das Marketing. "Wir haben uns gut ergänzt." Heute wünsche er sich, er hätte mehr Ratschläge seines Vaters angenommen. "Im Nachhinein denke ich mir, dass es schön gewesen wären, wenn wir uns mehr ausgetauscht hätten." Auch wenn sein Vater die Firma gegründet hat: Siegfried Fink spricht ebenso von ihr als sein Lebenswerk. Vor viereinhalb Jahren gab der 68-Jährige die operativen Geschäfte ab. Diese übernahm mit Anfang 2018 Walter Wieland, vormals langjähriger Vertriebsleiter der Firma. Wieland weiß genau, wohin sich Sonnenmoor in Zukunft entwickeln soll. "Für heuer hoffen wir auf ein gesundes Wachstum von sechs bis zehn Prozent", sagt der 52-jährige gebürtige Lungauer. Auch wenn die Teuerung sich auch bei Sonnenmoor bemerkbar mache. "Die Leute überlegen zwei Mal, was sie kaufen." Man bewege sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation. "Ziel ist es aber, die Philosophie beizubehalten und dennoch die Produkte auf eine innovative und moderne Art weiterzuentwickeln." Derzeit vertreibe Sonnenmoor etwa 30 Prozent der Produkte über den Onlinehandel. Dieser Anteil soll sich in den kommenden vier Jahren auf etwa 50 Prozent erhöhen.

Sonnenmoor-Shop in der Altstadt

Die persönliche Beratung bleibe jedoch auch nach wie vor ein fester Bestandteil des Unternehmens. Im September eröffnete Sonnenmoor in der Stadt Salzburg auch deshalb sein erstes Geschäft. Der Abschied vom Unternehmen fällt Siegfried Fink nicht leicht. "Ganz abschließen werde ich wohl erst können, wenn mein Sohn Firmeninhaber wird und ich Pensionist bin." Das werde in zwei bis drei Jahren sein. Bis dahin ist Fink nach wie vor in das Unternehmen involviert. Auch wenn er sich die Freiheit nehme, das Homeoffice an den See zu verlegen - in sein neues Wohnmobil.

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