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Video: Ab auf den Berg - So leben und arbeiten die Hüttenwirte auf dem Zeppezauerhaus

Woher das Trinkwasser am Zeppezauerhaus kommt und warum dort jeder Knödel gewogen wird, verraten die Hüttenwirte beim Gespräch in der Küche.

Die Schutzhütte wurde 1914 eröffnet und ersetzte das 1883 errichtete Untersberghaus. Dieses war am 17. Oktober 1912 bei einem Brand völlig zerstört worden.
Die Schutzhütte wurde 1914 eröffnet und ersetzte das 1883 errichtete Untersberghaus. Dieses war am 17. Oktober 1912 bei einem Brand völlig zerstört worden.
„Jeder Knödel muss zwischen 115 und 118 Gramm wiegen“, sagt Ingrid.
„Jeder Knödel muss zwischen 115 und 118 Gramm wiegen“, sagt Ingrid.
Anton beladet die Materialseilbahn mit Lebensmitteln.
Anton beladet die Materialseilbahn mit Lebensmitteln.
Das Zeppezauerhaus ist nach Moritz Zeppezauer benannt. Der Rechtsanwalt und Alpinist war erster Vorstand des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Sektion Salzburg.
Das Zeppezauerhaus ist nach Moritz Zeppezauer benannt. Der Rechtsanwalt und Alpinist war erster Vorstand des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Sektion Salzburg.
Uschi kocht Knödel auf Vorrat.
Uschi kocht Knödel auf Vorrat.
Ingrid rollt einen Knödel nach dem anderen aus der Teigmasse.
Ingrid rollt einen Knödel nach dem anderen aus der Teigmasse.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.
Am Zeppezauerhaus haben alle Knödel die gleiche Größe.
Am Zeppezauerhaus haben alle Knödel die gleiche Größe.
Das Zeppezauerhaus liegt in 1663 Metern Seehöhe unterhalb des Geierecks auf der Nordseite des Untersbergs.
Das Zeppezauerhaus liegt in 1663 Metern Seehöhe unterhalb des Geierecks auf der Nordseite des Untersbergs.
Mit Strom versorgt wird das Zeppezauerhaus über eine Photovoltaikanlage am Dach.
Mit Strom versorgt wird das Zeppezauerhaus über eine Photovoltaikanlage am Dach.
Anton lässt Lebensmittel per Materialseilbahn hinunter zum Zeppezauerhaus.
Anton lässt Lebensmittel per Materialseilbahn hinunter zum Zeppezauerhaus.
Der Spintaknödel am Teller.
Der Spintaknödel am Teller.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.
Das Team vom Zeppezauerhaus: Ingrid, Uschi und Anton.

"Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür", sagt Ingrid Lohmeyer und rollt den grünen Teig mit den Händen zu einem Knödel. 115 bis 118 Gramm muss er haben - nicht mehr und nicht weniger. Das ist deshalb wichtig, damit alle 70 Spinatknödel, die sie jetzt formt, dieselbe Größe haben. Nur so werden sie gleichmäßig gar und nur so schauen sie auch später auf dem Teller etwas gleich. Etwa wenn ein Spinatknödel zusammen mit einem Speckknödel serviert wird. Denn am Zeppezauerhaus haben alle Knödel die gleiche Größe. Die Kaspressknödel wiederum müssen 125 Gramm auf die Waage bringen, um als Portionsgröße dazu zu passen, denn der Käse macht den Teig etwas schwerer.

Das genaue Rezept ist ein Hüttengeheimnis

Am Gasherd der Alpenvereinshütte auf dem Untersberg hantiert Hüttenwirtin Uschi Klumaier-Wiebecke mit dem Anzünder. Sie setzt das Knödelwasser auf und bereitet nebenher die selbst kreierte Sauce für die Hirtenmakkaroni vor. Knoblauch und frisch geschnittene Zwiebeln brutzeln bereits im heißen Olivenöl, später kommen geschnittene Champignons, Erbsen und Speck dazu. "Das genaue Rezept verrate ich aber nicht, das bleibt ein Hüttengeheimnis", erklärt sie lächelnd. Dafür verrät sie ihr persönliches Lieblingsgericht, eine Kombination, die so gar nicht auf der Karte steht: der hauseigene Linsen-Kichererbsen-Eintopf mit einem Semmelknödel, wie es ihn auch zum Gulasch gibt. Die Eier für die Knödel und andere Speisen - pro Woche werden am Zeppezauerhaus rund 250 Eier benötigt - kommen von einem Bauernhof in Salzburg-Taxham.

Die Lebensmittel und Getränke kommen mit der Untersbergseilbahn

So wie alle anderen Lebensmittel und Getränke gelangen sie mit der Untersbergseilbahn auf den Berg. Die Lieferanten bringen vom frischen Gemüse über Bierkisten bis zur Zehn-Kilogramm-Nudelpackung alles zur Talstation. Wenn an dem Tag keiner der Zeppezauerhaus-Bewohner aus dem Tal heraufkommt, nehmen die Seilbahnmitarbeiter die Lieferungen in der Gondel mit. Von der Bergstation holt Hüttenbetreiber Anton Langer die Lebensmittel ab und transportiert sie zur etwa hundert Schritte entfernten Materialseilbahn. Acht Minuten dauert die kurze Fahrt 111 Höhenmeter talwärts Richtung Hütte. Dort werden die Lebensmittel wieder ausgeladen und per Scheibtruhe bis zum 50 Meter entfernten Eingang des Zeppezauerhauses gebracht. Weil mittlerweile so viele Wanderer bei Anton, Uschi und Ingrid einkehren, ist drei Mal pro Woche Nachschub notwendig.

Manchmal kommen mit den Wanderern Probleme mit auf den Berg

Mit den Wanderern kommen auch so manche Probleme mit auf den Berg. Volle Babywindeln etwa, die die Besucher am Zeppezauerhaus lassen wollen. Meistens, aber nicht immer, stößt Anton dann auf Verständnis, wenn er seinen Gästen erklärt, dass er die Windeln tagelang behalten müsste und sie dann zusammen mit dem hauseigenen Müll zunächst zur Bergstation und dann mit der Gondel ins Tal befördern lassen und entsorgen muss. "Manchmal finden wir die Windeln oder anderes dann ein paar Meter von der Hütte entfernt am Boden liegen", sagt er.

Mit Strom versorgt wird das Zeppezauerhaus über eine Photovoltaikanlage am Dach, ein Rapsöl-Aggregat und einen Batteriespeicher. Ein Spezialthema ist das Wasser: Für den Geschirrspüler und die Toiletten wird Oberflächenwasser in einem 22.000 Kubikmeter großen Behälter gesammelt. Und: Weil der Untersberg ein Quellschutzgebiet ist, werden Abwässer und andere menschliche Hinterlassenschaften gesammelt und per Schneckenpumpe zu einem großen Sammelbehälter an der Bergstation gepumpt. Auch dieser Inhalt verlässt den Berg per Gondel - in einem Spezialbehälter, der unter der Gondel befestigt wird.

Die Trinkwasserbesorgung kostet pro Saison 2000 Euro

Über (andere) Edelstahlbehälter kommt bis zu drei Mal wöchentlich Trinkwasser per Gondel auf den Berg hinauf: Von einem Sammelbehälter bei der Bergstation aus wird es über eine Druckleitung zur Hütte geliefert. Pro Saison kostet die Trinkwasserbesorgung rund 2000 Euro. Deshalb - und weil manche Wanderer nur das kostenlos bereitgestellte Trinkwasser konsumieren - überlegt Anton jetzt, ob er für den Liter Trinkwasser künftig 50 Cent verlangen soll.

Die Zeppezauerhaus-Knödel sind - in allen Varianten - gefragt bei Wanderern. Etwa 3000 Knödel haben Uschi und ihre Mitarbeiterin Ingrid seit Saisonbeginn am 1. Mai heuer bereits gerollt, zubereitet und serviert. Bis zum Saisonende, das traditionell am 26. Oktober ansteht, werde man die 10.000er-Marke knacken, sagt die Hüttenwirtin.

Das Brot wird schon um fünf Uhr in der Früh gebacken

Ihr Tag beginnt um fünf Uhr in der Früh mit einer Tasse Kaffee und gleich danach mit dem Brotbacken. Denn auch das wird hier auf 1663 Höhenmetern selbst gebacken. Aus Gründen der Flexibilität, sagt sie. Denn erst am Vorabend eines neuen Tags lässt sich anhand der Wettervorhersage abschätzen, ob am folgenden Tag mit vielen oder nicht so vielen Gästen zu rechnen ist. Mit Vorbestellungen bei einem Bäcker käme sie da kaum zurecht. Auch sonst wird auf der Hütte alles selbst zubereitet. "Weil ich der Meinung bin, dass man das schmeckt, wenn man selber kocht", sagt Uschi.

Eine Hütte zu führen ist kein Kindergeburtstag

Für sie und ihren Partner Anton ist es die vierte Saison am Untersberg. "Man lernt täglich dazu", erklärt sie. Eine der Lektionen aus dem ersten Jahr war es zu erkennen, wie viel man vorbereiten müsse, um für einen Ansturm gerüstet zu sein. "Denn wenn die Hütte voll ist, bleibt untertags nicht einmal Zeit, um Suppennudeln nachzukochen", schildert Uschi. Eine Hütte zu führen sei nun einmal kein Kindergeburtstag. Sie und Ingrid nutzen die Zeit zwischen dem Aufbruch der Übernachtungsgäste und dem Eintreffen der ersten Tagesgäste für die Vorbereitung von Speisen. "Wenn wir nicht Knödel rollen, dann schneiden wir Zwiebeln für das Gulasch, bereiten Äpfel für den Strudel vor oder reiben Zucchini für den Zucchinikuchen."

Ihr Hüttentipp ist jetzt gefragt:

Sommerzeit ist neben den kristallklaren Seen auch Berg- und Wanderzeit.

  • Und in keinem Bundesland ist die Vielfalt an Hütten und Almen so groß wie in Salzburg. Nicht umsonst geben Bundespolitiker, wenn sie nach ihren Urlaubsplänen im Sommer gefragt werden, stets und prompt Salzburg als ihre Destination zum Ent- und Ausspannen an.
  • Die SN-Redakteurinnen Stefanie Schenker und Anna Boschner begeben sich deshalb heuer auf eine Hüttenreise. In der SN-Serie "Einkehr auf Alm & Berg" geht es um Kulinarik, um Außergewöhnliches, um Schätze der Region, und selten, aber doch vielleicht auch um Politik.
  • Haben auch Sie einen Hüttentipp, den Sie mit der SN-Leserschaft teilen wollen? Dann schreiben Sie uns doch ein paar Sätze per E-Mail an lokales@sn.at, auf welcher Alm oder Hütte Sie am liebsten einkehren und was diesen Ort für Sie auszeichnet und so besonders macht. Foto von der Hütte und/oder den Hüttenwirt nicht vergessen.