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Wenn "d'Frau" im Advent zu Gast ist

In Dienten wird der alte Brauch des Fraubetens gepflegt.

Alle drei „Fraubilder“ ziehen während der Christmette in die Pfarrkirche Dienten ein.
Alle drei „Fraubilder“ ziehen während der Christmette in die Pfarrkirche Dienten ein.

Aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben sich in Teilen des Pongaus und Pinzgaus noch die sogenannten Fraubilder oder Frautragbilder erhalten. Sie waren in der Gegenreformation ein "Schutz" gegen den Vorwurf, heimlich evangelisch zu sein. Der Brauch existiert in ganz Salzburg und geht auf die Herbergsuche zurück. In Dienten am Hochkönig (Pinzgau) gibt es drei Fraubilder mit Mariendarstellungen, die im Advent von Haus zu Haus (früher: von Hof zu Hof) getragen werden. Ein bis zwei Nächte verbringt "d'Frau" auf einem Altar in der Stube, was dem gesamten Haushalt Segen bringen soll. Zum Fraubeten kommt die Nachbarschaft zusammen, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Danach wird gemeinsam gegessen - zumeist kommen "Kloutzenbrot", Butter, Käse und Weihnachtskekse auf den Tisch. Zur Christmette am Heiligen Abend ziehen alle drei Fraubilder in die Pfarrkirche ein. Jedes Jahr wird eines von mehreren mündlich überlieferten Frauliedern angestimmt.

s'Fraubild is dau

von Franz Portenkirchner (1923 - 2004),
Heimatdichter in Dienten am Hochkönig


Kniatiafe G'wahn -
d'Nacht dunkelt ei"
und von ent umma kimmt
a schwankata Schei'h.
Unsa Knecht kimmt vom Nachbarn -
an Schnee stoßt er au,
hätt mir's nit z'hoffen traut:
s'Fraubild is dau!


Richt'n ma's beim Fenster her -
wia an Altar,
boadseit'n a Tonnach -
und a Köschz steht davor.
Baua geh ummi -
nimm eam de Tafel hiatz au,
bet'n ma an Rosenkranz,
weil's Fraubild is dau!


Seid's andächtig Leut
vor da himmlischen Magd,
dös kennt's scho im G'schau -
was mahnt und was sagt.
Geht's zuawi, halt's Zwiesprach
und de Schwar'n, dö fallt au,
grad hiatz im Advent -
weil s'Fraubild is dau!


Hab'n wir eppas nit g'recht g'mocht -
liabe Mutter verzeih,
sinst hätt'n ma grad s'Bild da
und du gangst vorbei.
Wir möchten daß d'bleibst,
a Bitt" schlog nit au:
wennst morg'n wieda fortgehst,
dein Seg'n laß uns dau!