Martina Egger kennt viele Geschichten, etwa über den Ackerschachtelhalm. Der werde besonders von Frauen geschätzt, weil er viel Kieselsäure enthalte und deshalb gut für ein festes Bindegewebe sei, "ausköcheln lassen muss man ihn aber 45 Minuten lang", betont Egger und hat gleich einen weiteren Tipp parat: "Auf der Alm hat man früher nach dem Käsemachen die Kupfertöpfe mit Schachtelhalm geputzt und poliert."
Wer etwas über Wirkung und Heilkraft der heimischen Kräuter und Wildpflanzen lernen will, ist bei Martina Egger richtig. Die 45-jährige Salzburgerin ist diplomierte Kräuterpraktikerin nach der Traditionellen Europäischen Heilkunde (TEH). Bei Kräuterwanderungen, Koch- und Jausenworkshops führt sie in die für viele noch geheimnisvolle Welt ein. Gestartet wird entweder beim Latschenwirt in Großgmain, auf der Erentrudisalm in Elsbethen oder bei der Tauglerei in St. Koloman. Gut eineinhalb Stunden dauert der Ausflug in Wald und Wiese, rund 15 Pflanzen werden dabei genauer studiert. Es wird gesammelt, gerochen, gefühlt, gekostet. "Jede Pflanze hat ja eine Vielzahl an Wirkstoffen", erklärt Egger und beginnt wieder zu erzählen: "Der Spitzwegerich ist Hustenmittel, hilft gegen Schmerzen, fördert die Verdauung und, in der Küche verwendet, entfaltet er ein Steinpilzaroma."
Vielfalt zeigt sich auch in der beruflichen Laufbahn der 45-Jährigen, bevor sie sich vor vier Jahren mit ihrer Marke "AlmSinn" als Ein-Personen-Unternehmen selbstständig machte. Angefangen in der HTL für Bautechnik, wechselte sie in die HAK, war dann in verschiedenen Firmen im Büro tätig. Mit 33 beginnt die gebürtige Stadt-Salzburgerin, die heute in Rif lebt, zu studieren und geht an die Fachhochschule für Tourismus und Innovation in Puch-Urstein. Danach wird Egger bei der Salzburger Land Tourismus Gesellschaft (SLT) Projektleiterin für den Salzburger Almsommer und wird Bergwanderführerin. Und neben ihrer jetzigen Selbstständigkeit arbeitet sie noch in Teilzeit beim Salzburger Agrar Marketing für das Magazin "Salzburg schmeckt". Ihr Motto im Leben: "Es geht viel, wenn man will."
Als Kräuterpraktikerin erfülle sie ein wenig die Aufgabe einer Missionarin, sagt Egger. "Es ist erschreckend, wie weit weg manche Menschen von der Natur sind", dabei sei allein die Bewegung darin schon heilsam. Und es brauche wieder ein wenig mehr Selbsthilfe, wenn es irgendwo zwickt oder wehtut. "Die meisten Teilnehmer sind ganz begeistert vom wilden Thymian, die wenigsten wissen, dass es den bei uns gibt."
Ganz zu schweigen von der Rossminze. Als Beigabe in Tees seien die Blätter zu grob, klärt die Kräuterexpertin auf, "aber die Blätter wie Salbei in Butter kurz gebraten und über Nudeln gegeben, schmeckt die Rossminze hervorragend."
Bunte Salze, Kräutertees und Sauerhonig: Wie aus Kräutern und Wildpflanzen gesunde Köstlichkeiten werden
Unter der Marke "AlmSinn" produziert Martina Egger auch eigene Kräutererzeugnisse wie etwa grünes (mit Baumflechte) oder pinkes (mit Hagebutter und Wacholder) Alm- bzw. Wildfrauensalz. Dazu kommen Kräutertees und der Sauerhonig, ein altes, auch als Oxymel bekannter Sirup aus Honig, unpasteurisiertem Apfelessig und wilden Bitterkräutern wie Enzianwurz oder Schafgarbe. An die 150 Flaschen produziert Egger derzeit im Monat, verkauft wird in acht Shops (u.a. im s'Fachl in Kaigasse oder online: www.almsinn.at). Empfohlen wird Sauerhonig in Wasser als isotonisches Sportgetränk, Immunstärker oder Darmfit-Macher, er passt auch gut in Cocktails. Ausgeschenkt wird der Sauerhonig u.a. in der Tauglerei in St. Koloman, ab Juli auch im Rosewood Schloss Hotel Fuschl.
Bis Ende Oktober gibt es für alle Interessierte wöchentliche Kräuterwanderungen mit Treffpunkten beim Latschenwirt (Großgmain), der Erentrudisalm (Elsbethen) oder der Tauglerei (St. Koloman). Buchbar ist auch online, Sonderführungen für Firmen oder Geburtagsausflüge. Kosten: 45 Euro pro Nase.