Josef Sigl V.
Josef Sigl V. (* 18. Juli 1882 in Obertrum; † 7. Oktober 1928 in der Stadt Salzburg)[1] leitete die Josef Sigl Privatbrauerei in Obertrum und zählte in den 1920er-Jahren zu den ambitioniertesten und erfolgreichsten Herrenfahrern in Automobilen in der Stadt Salzburg.
Familie
Josef Sigl V., in der Taufe Joseph Friedrich Sigl, war Sohn des Josef Sigl IV. und der Barbara Sigl, geborene Peter.[1]
Er heiratete am 18. Jänner 1910 Paula Sigl (* 1883, † 1956), Tochter des Bräumeisters Jakob Sigl aus Ottensheim bei Linz, mit der er die Kinder Paula Elisabeth (* 4. November 1910, † 21. Jänner 2010) und Josef (VI.) (* 1911, † 1998) hatte.[2]
Unternehmerische Tätigkeit
Im Betrieb nahm Josef Sigl Modernisierungsmaßnahmen im großen Stil in Angriff. Der Sudhaustrakt und die Kellergebäude wurden 1911 auf dem heutigen Standort errichtet. Die Brauerei wurde als erstes Gebäude in Obertrum mit Gleichstrom ausgestattet.
Den familiären Besitz erweiterte Sigl um den Hofwirt in Seekirchen, die Karlbrauerei in Neumarkt sowie das Schloss und die Brauerei Ursprung bei Elixhausen; die beiden Konkurrenzbetriebe wurden stillgelegt.
Ursprung widmete man zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb um (aus dem die Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft Ursprung hervorging), in Neumarkt wurde ein Bierdepot errichtet. Nach 1917 wurden hier Limonaden erzeugt.
Am 21. Mai 1917 legte ein Großbrand Obertrum in Schutt und Asche. 21 Baulichkeiten, darunter der Braugasthof, brannten nieder. Mit sogenanntem Notgeld versuchte man den Wiederaufbau des Dorfes zu finanzieren. Sigl selbst reagierte auf die Notstandssituation mit der Errichtung eines eigenen Sägewerkes. Auf die Belastungen durch die Brandkatastrophe folgten die wirtschaftlich schwierigen Nachkriegsjahre. Die autonomen Versorgungsmöglichkeiten durch landwirtschaftliche Produkte, hauseigene Metzgerei, Sägewerk und privates Stromnetz waren nützlich.
Als Obmann des Landbundes setzte sich Sigl für die Anliegen der Flachgauer Bauern, besonders im Hinblick auf die Förderung und Qualitätsverbesserung der Milchwirtschaft, ein.
Motorsportliche Karriere
Sigl begann zunächst auf einem Austro-Daimler ADM, mit dem er unter anderem im damals beim Salzburger Publikum sehr beliebten Rennerbergrennen erfolgreich konkurrierte. Dann wechselte er auf einen schweren, knapp acht Liter großen sechs-Zylinder-Gräf & Stift-Tourensportwagen vom Typ SR 4. Der 110 PS starke Motor schaffte dabei etwa 150 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Damit war Sigl bei vielen Bergrennen in Österreich (z. B. dem Internationalen Tauernrennen), Ungarn und der Schweiz am Start und 1927 besonders erfolgreich.
An der Österreichischen Alpenfahrt 1925, die vom 20. bis 28. Juni stattfand, nahm er teil.[3] Dabei wurde er mit einer Bronzeplakette ausgezeichnet.[4] Im selben Jahr wurde er Zweiter in seiner Klasse beim Rennerbergrennen.
Seinen größten Erfolg brachte Sigl dann 1928 nach Hause, als er den Gesamtsieg in der Alpenländischen Kartellfahrt errang. Diese zweitägige Langstreckenprüfung führte vom Start in Klagenfurt über eine Reihe von Alpenpässen nach Graz.
Josef Sigl verstarb auf der Höhe seiner motorsportlichen Erfolge. Am 6. Oktober 1928 ging er mit dem ihm befreundeten Sprengelarzt Dr. Anton Stohl auf Hasenjagd. Aus dessen Schrotgewehr löste sich beim Überklettern eines Hindernisses ein Schuss, der Sigl aus zwei Metern Entfernung in Hüfte und Bauch traf. Dr. Stohl veranlasste die Überführung des Schwerverletzten in die Stadt Salzburg, wo dieser sofort operiert wurde, aber noch am selben Tag starb.[5]
Mehr als 40 Jahre später, am 19. September 1970, erfreuten sich die Teilnehmer der 5. int. Österreichischen Motor-Veteranenrallye der Gastfreundschaft seines Sohnes Josef Sigl VI. im Zielort der 3. Fahreretappe in Obertrum.
Heute leitet bereits der Enkel von Josef Sigl VI., Josef Sigl VIII., das Unternehmen.
Quellen
- Schmoelzer, Ulrike G.: Einfach Leben. Trumer Pils 2001. www.trumer.at (abgerufen am 10. Jänner 2009) ≈ (verkürzt und aktualisiert) https://www.trumer.at/geschichte/ (abgerufen am 3. Mai 2020)
- Motorrad-Literatur- und Bildarchiv Prof. Dr. Helmut Krackowizer
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Taufbuch der Pfarre Obertrum, VII.114
- ↑ Taufbuch der Pfarre Obertrum, VIII.90/36 und VIII.103/43.
- ↑ Allgemeine Sport-Zeitung, Ausgabe 15. Juni 1925, Seite 4
- ↑ Allgemeine Sport-Zeitung, Ausgabe 15. Juli 1925, Seite 30
- ↑ Salzburger Wacht vom 8. Oktober 1928, S. 5: Tragisches Ende des Brauereibesitzers Sigl.