Die Hausgeschichte des "Bärenwirts" an der Gabelung von Müllner Hauptstraße und Bärengässchen reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück. 1533 verkaufte Katharina Vischer ihr Haus "am Weg beim Kreuz" gegenüber der Müllner Kirche an den Steinmetz Hans Messerl. Das Haus lag direkt an der Hauptstraße und in der Nähe eines markanten, salzachseitig am Straßenrand aufgestellten Andachtskreuzes, eines sogenannten Schifferkreuzes, dessen Nachfolger heute im Garten der Villa Müllner Hauptstraße 2 nahe dem Müllner Steg aufgestellt ist.
Vom Hufschmied zur Gastwirtschaft
1624 kam das Haus erstmals in den Besitz einer Wirtsfamilie, der Heßhammer, die damals auch den späteren "Krimpelstätter" führte. 1633 übernahm Catharina Heßhammer nach einem Erbverzicht ihrer Geschwister Haus und Gastwirtschaft. Sie war mit dem ehemaligen Hufschmied Balthasar Zöttl (Zottl) verheiratet, der ab 1620 für zehn Jahre beim Laufener Tor eine Schmiede betrieben hatte und dann Gastwirt wurde - eine Verbindung, die mehrfach vorkam. Gemeinsam führten Catharina und Balthasar Zöttl das Gasthaus "Zum Kreuz", benannt eben nach dem nahen "Schifferkreuz", vielfach nannte man die Lokalität auch einfach "Beim Zottl".
Das Schicksal der Müllerner Wirtsfamilien
Nach dem Tod des Gatten ehelichte die Wirtin den Gastwirt Martin Zankl, verwitwete aber erneut und übergab das Gasthaus an ihre Schwester Barbara, die mit Lorenz Gappmayr, dem Besitzer des nachmaligen "Kierlwirts", verheiratet war. Doch den miteinander verschwägerten Müllner Wirtsfamilien war das Glück nicht hold. Auch die neue Besitzerin verwitwete binnen Jahresfrist, die Liegenschaft wurde veräußert. Danach versuchte sich bis 1671 die Lieferinger Schusterfamilie Horner als Wirtsleute.
Neuer Besitz und neue Namen
1683 wurde die Liegenschaft vom Kloster Mülln angekauft. Die Augustiner besaßen damit nach dem "Kierlwirt" eine zweite Gastwirtschaft in Mülln. Ihr eigenes Bier durfte aufgrund erzbischöflicher Auflagen aber erst ab 1694 im Haus ausgeschenkt werden. Das Wirtshaus wurde nun verpachtet und erscheint in der Seelenbeschreibung 1713 erstmals als "Pernhaus". Später wurde es auch "am Pern", "Zum Bären" und "Zum Schwarzen Bären" bezeichnet. Damals benannte man Wirtshäuser gerne nach Tieren, ein Zusammenhang des "Bärenwirts" mit einem 1562 angeschwemmten Bären ist hingegen nicht belegt. Auch das Bärengässchen wurde wohl erst später nach dem Wirtshaus benannt.
Vom Klosterbesitz zum Familienbetrieb
Mit dem Kloster Mülln kam 1835 auch der "Bärenwirt" in den Besitz des Stifts Michaelbeuern und es verwundert daher nicht, dass ab 1919 Anton Riha, der Bruder von Abt Maurus Riha, für fast drei Jahrzehnte als Pächter fungierte. 1936 ließ die Metzgerfamilie Strobl auf dem zu ihrem Haus Müllner Hauptstraße 10 gehörenden Garten ein neues Wohn- und Gewerbeobjekt (Nr. 8a) errichten, wodurch die bis dahin unverbaute Lücke zum Bärenwirt fast völlig geschlossen wurde.
Die Ära der "Bärenwirtin"
Von 1964 bis 1983 führte Franziska Rieder das Haus, das unter der resoluten "Bärenwirtin" als preisgünstiges Lokal für Schüler, Studenten, Rucksacktouristen und Menschen mit schmaler Geldbörse bekannt wurde. Danach wurde das Gasthaus fast zwei Jahre lang grundlegend renoviert und im Mai 1986 wieder eröffnet.