In der Nacht auf den 1. Mai 1895 ereignete sich in der Fronfeste, die im Osten des heutigen Kajetanerplatzes stand, ein spektakulärer Gefangenenausbruch, der weit über Salzburg hinaus Beachtung fand. Dem in Zelle 21 im zweiten Stock inhaftierten Stempelmarkendieb Ludwig Swietly, der nach einem Einbruch in das k. k. Tabak- und Stempelamt im erzbischöflichen Palais seine zehnjährige Haftstrafe absaß, war mit der Hilfe von Komplizen die Flucht gelungen. Der Einbrecherkönig übersandte drei Wochen später dem Salzburger Landesgericht demonstrativ per Post 1000 Gulden für die Stadtarmen und fand bei der Bevölkerung und auch der Presse durchaus Sympathien. Nach 81-tägiger Flucht wurde Swietly in einem Münchner Kaffeehaus erneut verhaftet, nach Salzburg zurückgebracht und schließlich in die Strafanstalt Stein an der Donau überstellt, wo weitere Ausbruchspläne scheiterten und er im Jahr 1898 verstarb. Christoph Koca hat dem berühmt-berüchtigten Ein- und Ausbrecher in der neuesten Ausgabe des "Salzburg Archivs" eine umfassende Studie gewidmet.
Wechselvolle Geschichte
Die Fronfeste war zu Zeiten dieses Kriminalfalls ein in die Jahre gekommenes vierstöckiges Gefangenenhaus, das auf eine lange Geschichte und die verschiedensten Vornutzungen zurückblicken konnte. Bereits Erzbischof Leonhard von Keutschach erwarb hier zwei Gebäude, um Bier der erzbischöflichen Brauerei in Kalten-hausen zu lagern und auszuschenken und eine Hofschmiede zu betreiben. Das Gebäude wurde im 16. Jahrhundert mehrfach ausgebaut und als erzbischöfliches Hofbräuhaus geführt. Erzbischof Paris Lodron, der auch die Stadtmauern und -tore des Kaiviertels massiv verstärkte, ließ das "Kalte Brauhaus im Kai" bzw. "Kaltenbierhaus" 1648 zu einem großen Blockbau erweitern. Die Hofbrauerei versorgte den erzbischöflichen Hof und auch eine Reihe von bürgerlichen Wirtshäusern. Der Brauereibetrieb wurde mehrfach eingestellt und schließlich 1704 endgültig stillgelegt. In der Folge diente das Kalte Brauhaus rund hundert Jahre als Bierniederlage und Lagerraum für verschiedenste Vorräte und ein Teil des Hauses wurde als Wirtshaus geführt.
Transformation und Neubauten am Kajetanerplatz
An der Seite der heutigen Schanzlgasse, die damals daher noch Stockhausgasse hieß, war das Stockhaus, ein Militärgefängnis, angebaut. Aufgrund der Nutzung als Kaserne zur Zeit der Napoleonischen Kriege nannte man das Objekt auch Bräuhauskaserne. Im Jahr 1812 ließ der bayerische König Maximilian I. Joseph das Objekt zur Kriminalfronfeste, also zu einem staatlichen Gefängnis, umbauen. Gegen Ende des Jahrhunderts entsprach das Zuchthaus, für das sich der Name "Fronfeste" einbürgerte, nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Es musste ab 1906 ebenso wie das Schmied-Haus in der Schanzlgasse und das Mauteinnehmer-Häuschen bei der Karolinenbrücke dem in fünfjähriger Bauzeit neu errichteten Justizgebäude (mit einem neuen Gefangenentrakt) weichen. Erst dadurch entstand der Kajetanerplatz in seiner heutigen geräumigen Form.
Dieser Beitrag wurde im Salzburger Fenster veröffentlicht.
Ein Beitrag aus dem Stadtarchiv Salzburg: