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Historisches Salzburg: Das Städtische Leihhaus

Erzbischof Jakob Ernst Graf Liechtenstein stiftete 1747 ein "Versatzhaus" oder "Mildes Leihhaus"

Das Städtische Leihhaus am oberen Makartplatz verdeckte weitgehend den Blick zur Dreifaltigkeitskirche, Aufnahme vom 13. Juli 1891.
Das Städtische Leihhaus am oberen Makartplatz verdeckte weitgehend den Blick zur Dreifaltigkeitskirche, Aufnahme vom 13. Juli 1891.

Bis zum Jahr 1907 befand sich zwischen oberem Makartplatz und Dreifaltigkeitsgasse, direkt gegenüber der Dreifaltigkeitskirche, das Städtische Leihhaus (Dreifaltigkeitsgasse 11). Diese Pfandleihanstalt bot der Bevölkerung die Möglichkeit, in Notfällen gegen Stellung eines Pfandes Geldmittel zu geringer Verzinsung auszuleihen, und sollte sie vor Wucher schützen. Für hinterlegte Gegenstände erhielten die Besitzer 75 Prozent des Schätzwertes ausbezahlt, für Schmuck lediglich 50 Prozent. Nicht eingelöste Pfandstücke wurden zwei Mal jährlich versteigert.

Erzbischof Liechtensteins Vermächtnis

Die Einrichtung ging auf Erzbischof Jakob Ernst Graf Liechtenstein zurück, der in seinem Todesjahr 1747 ein "Versatzhaus" oder "Mildes Leihhaus", nach italienischem Vorbild "Mons pietatis" ("Berg des Mitleids") genannt, stiftete. Das Stiftungskapital betrug im Andenken an die 33 Lebensjahre Christi 33.000 Gulden. Die Stiftung hatte zunächst im Haus Getreidegasse 6 ihren Sitz. Der Bau eines eigenen Gebäudes, für das der Erzbischof weitere 20.000 Gulden bereitgestellt hatte, wurde durch seinen Tod verzögert und erst von seinem Nachfolger Andreas Jakob Graf Dietrichstein realisiert.

Das Leihhaus im "Hannibalgarten"

1749/50 konnte ein älteres, schon 1681 vom Oberwaldmeister Michael Karl Schmidt im "Hannibalgarten" (heute Makartplatz) errichtetes Stadthaus als Stiftungsgebäude erworben werden. Das baufällige Objekt gegenüber der 1699 geweihten Dreifaltigkeitskirche wurde aufgestockt, baulich adaptiert und die Hauptfassade an der Dreifaltigkeitsgasse mit einem prachtvollen Rokoko-Marmorportal geschmückt. Es trug das Wappen des Stifters und die Bauinschrift (übersetzt) "Leihhaus, welches Jakob Ernst, Erzbischof und Fürst von Salzburg, aus dem Grafengeschlecht von Liechtenstein etc. etc., begründet hat, im Jahre 1747." Das schmiedeeiserne Oberlichtgitter zeigte im Gitterwerk als Hinweis auf die wohltätige Bestimmung der Anstalt einen Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut nährt.

Marmorportal ziert heute ein Gebäude am Alten Markt

Das neue "Hochfürstliche Versatzhaus" oder "Milde Leihhaus" wurde im Jänner 1751 bezogen und von einem städtischen Leihhaus-Verwalter geführt. Die Leihhaus-Stiftung unterstand dem Bischof von Chiemsee und dem Bürgermeister der Stadt Salzburg. Nach dem Ende des Erzstifts ging die Zuständigkeit an die Landesverwaltung über. Ab 1875 wurde das Leihhaus als "Städtische Anstalt" geführt. Das Leihhausgebäude an der Dreifaltigkeitsgasse wurde 1907 aus "Verkehrsrücksichten", vor allem im Hinblick auf die Trassenführung der neuen "Gelben Elektrischen", abgebrochen. Die Leihanstalt übersiedelte 1908 in das Gebäude der ehemaligen Ochsenstallkaserne (Linzer Gasse 72). Im Jahr 1943 wurde der Leihhausbetrieb gänzlich stillgelegt.

Seit 1951 ziert das prachtvolle Marmorportal des alten Leihhauses den Haupteingang des Gebäudes der Hauptanstalt der Salzburger Sparkasse am Alten Markt, das ehemals hofseitige Nebenportal ist an der Brodgassenseite des Bankgebäudes eingemauert.

Dieser Beitrag wurde im Salzburger Fenster veröffentlicht.


Ein Beitrag aus dem Stadtarchiv Salzburg: