Das Haus Kaigasse 8 hat eine mehr als 800-jährige Geschichte. Es ist bereits 1201 als Besitz der Reichsabtei Salem (Salmannsweiler) in Schwaben urkundlich belegt. Das nördlich des Bodensees gelegene Zisterzienserkloster erhielt vom Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg sowie seiner Familie reiche Stiftungen und war bis 1530 im Besitz von zwei Salzpfannen in Hallein und damit einer der wichtigsten Salzproduzenten des Landes.
Paracelsus starb im "Weißen Roß"
Der an einem Zweig des Almkanals gelegene ehemalige Klosterhof in Salzburg, der Salmannsweilerhof, wurde im ausgehenden Mittelalter an Salzburger Bürger vergeben. So hatte zunächst der Stadtschreiber Hans Stangl das Haus inne, ihm folgte Peter Walch und danach seine Witwe, die hier von 1528 bis 1551 ein Wirtshaus betrieb. Den Namen der Gaststätte, "Zum Weißen Roß" erfahren wir im Testament des berühmten Arztes und Naturforschers Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus. Der Schwerkranke war am 21. September 1541 auf einem Reisebett in ein Stüberl des Wirtshauses getragen worden und hatte dort einem eigens herbeigeholten Notar seinen letzten Willen diktiert. Paracelsus starb drei Tage später und wurde auf dem Friedhof von St. Sebastian in der Linzer Gasse beigesetzt. Seit 1937, dem 395. Todestag des Hohenheimers, erinnert eine Gedenktafel am Haus an an das historische Ereignis.
Vom Wirtshaus zum Domherrenhaus: Die wechselvolle Geschichte des Salmannsweilerhofs
Der Salmannsweilerhof blieb bis 1630 ein Wirtshaus, dann wurde er vom Domkapitel angekauft und die Wirtsgerechtsame des "Weißen Rössls" in die Linzer Gasse transferiert. Im Jahr 1671 erfolgte - wie auch eine Bauinschrift berichtet - durch Erzbischof Max Gandolf Graf von Kuenburg der Neubau als Domherrenhaus, das man 1693 in zwei Kanonikalhöfe teilte. Nach den letzten hier residierenden Domherren wurde das Objekt später auch Trautson- oder Graf-Thun-Kanonikalhaus genannt. Nach der Säkularisierung des Domkapitels gelangte das Gebäude zunächst in Privatbesitz und wurde 1897 vom Katholischen Leichenbestattungsverein angekauft. Im Erdgeschoß des Hauses befanden sich mehrere Verlaufsläden und ab 1901 auch die "Weinstube Lazzeri" bzw. dann bis 1926 jene von Anna Maria Unterrainer.
Zeit des Wandels: Vom Paracelsus-Museum zum beliebten Treffpunkt in der Kaigasse 8
1941 wurde das von den NS-Machthabern beschlagnahmte Gebäude der aus Anlass des 400. Todestages des Hohenheimers neu gegründeten Paracelsus-Gesellschaft für die Errichtung eines Paracelsus-Museums gewidmet. Das Haus erlitt beim ersten Bombenangriff auf Salzburg am 16. Oktober 1944 schwere Schäden. Der Wiederaufbau des an die Eigentümer zurückgestellten Objekts erfolgte bis zum Jahr 1958. Ein Jahr später wurde in einer Portalnische eine vom Salzburger Bildhauer Alois Lidauer geschaffene Bronzestatue des Paracelsus aufgestellt.
In der Kaigasse 8 war bereits Ende 1948 die "Paracelsus-Weinstube" von Stefan und Berta Bachleitner eröffnet worden, die sich Jahrzehnte großer Beliebtheit erfreute. Heute wird das Haus vom Eigentümer, der Erzdiözese Salzburg, genutzt und im Erdgeschoß ein besonders bei Studierenden beliebtes irisches Pub betrieben.