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Historisches Salzburg: Das Paracelsus-Haus am Platzl

Wohnhaus des Gelehrten 1541, Wirtshaus, Drogerie und erste Autobenzin-Verkaufsstelle in der Stadt

Das Haus Platzl 3 mit der „Droguerie Theophrast Paracelsus“, um 1910. Ganz links ist die 1909 neu eingeführte „Gelbe Elektrische“ auf dem Weg zur Haltestelle Platzl zu erkennen.
Das Haus Platzl 3 mit der „Droguerie Theophrast Paracelsus“, um 1910. Ganz links ist die 1909 neu eingeführte „Gelbe Elektrische“ auf dem Weg zur Haltestelle Platzl zu erkennen.

Vor 500 Jahren kam der berühmte Arzt, Naturforscher und Laientheologe Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus, nach Salzburg und trat im Sommer 1524 erstmals aus der Anonymität der Quellen hervor. Er stand damals bereits am Beginn seines vierten Lebensjahrzehnts. Paracelsus wohnte im Salzburger Kaiviertel, nahe dem Rapplbad, und fand als Arzt sein berufliches Auskommen. Im Bauernkrieg 1525 verließ er die Stadt und kehrte erst an seinem Lebensabend nach Salzburg zurück. Er starb am 24. September 1541 und wurde auf dem Friedhof von St. Sebastian in der Linzer Gasse beigesetzt.

Ein historischer Ort mit langer Tradition

Bei seinem letzten Salzburgaufenthalt wohnte der Gelehrte mit großer Wahrscheinlichkeit im Haus Platzl 3, das damals bereits ein Wirtshaus beherbergte. Es lag direkt gegenüber dem Stieglbad (Platzl 1, im Jahr 1608 abgebrochen) und hat eine sehr lange Paracelsus-Tradition. Bereits 1740 wurde ein Paracelsus-Porträt an seinem "Sterbehaus" angebracht und im zweiten Stock konnten das Theophrastus-Zimmer und ein Alchemistenofen besichtigt werden. Das "Paracelsus Haus" nahe seinem Grabdenkmal in St. Sebastian wurde zu einer frühen Salzburger Touristenattraktion und in Reiseberichten und auf Stadtansichten verewigt.

Die Aufteilung des historischen Wirtshauses

Das ehemalige Wirtshaus wurde 1775 "verstuckt", also in Stockwerkseigentum aufgeteilt. Den ersten und dritten Stock besaß die Bäckerfamilie Feyerl, den zweiten Stock mit den Paracelsus-Zimmern der Medizinalchirurg Friedrich Bauer und ab 1870 der Stadtwundarzt Carl Leonhard. Im Erdgeschoß befand sich links der ursprünglich mittigen Haustüre eine Bader-Offizin, also die Werkstätte des Wundarztes, und rechts vom Eingang betrieb Karl Leitner (gest. 1911) seine Wechselstube. Der Bankier erlangte als Gründer des ersten Salzburger E-Werks und Erbauer des elektrischen Aufzugs auf den Mönchsberg Bekanntheit.

Paracelsus-Drogerie bis in die 1990er-Jahre

Anfang Juni 1898 eröffneten der Pharmazeut Carl Eigner und der Drogist Albert Lauterbach die "Droguerie Theophrast Paracelsus", die mit großflächigen Werbeträgern für fotografische Bedarfsmittel, Mineralwässer und auch Automobil-Benzin warb. Die Geschäftsinhaber hatten 1903 die erste gewerberechtliche Genehmigung in der Stadt zum Verkauf von "Automobil-Benzin" erhalten, das damals noch in Kannen von der Drogerie zum Fahrzeug getragen werden musste. 1909 wurde das gesamte Untergeschoß für die Drogerie umgebaut und 1912 wurden nach einem Antrag des bekannten Paracelsus-Forschers Professor Karl Sudhoff im Auftrag des Stadtmagistrats die großen Werbeaufschriften am Haus entfernt. Nun war Platz für die von der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften gestiftete Gedenktafel, die das Haus Platzl 3, dem damaligen Forschungsstand entsprechend, nicht mehr als Sterbehaus, sondern als Wohnhaus des Paracelsus in den Jahren 1540/41 auswies.

Anfang 1939 feierte die Paracelsus-Drogerie ihr 40-jähriges Geschäftsjubiläum und wurde von der neuen Besitzerfamilie Amerhauser noch bis Mitte der 1990er-Jahre betrieben.

Dieser Beitrag wurde im Salzburger Fenster veröffentlicht.


Ein Beitrag aus dem Stadtarchiv Salzburg: