SN.AT / Leben

Historisches Salzburg: Die zwei Müllner "Vorspannwirtshäuser"

Der ehemalige "Kierlwirt" und das Wirtshaus "Zum weißen Schwanen", nachmals "Krimpelstätter"

Die Häuser Müllner Hauptstraße 29, 31 und 33 um 1940. Rechts der im Krieg zerstörte „Kierlwirt“, in der Bildmitte der „Krimpelstätter“ und links ein Frisiersalon im Haus Nr. 29, das damals auch Franz Wannebauers Café „Flora“ beherbergte.
Die Häuser Müllner Hauptstraße 29, 31 und 33 um 1940. Rechts der im Krieg zerstörte „Kierlwirt“, in der Bildmitte der „Krimpelstätter“ und links ein Frisiersalon im Haus Nr. 29, das damals auch Franz Wannebauers Café „Flora“ beherbergte.

Der Weg von Mülln Richtung Stadt führte den Müllner Hügel bergauf und am Mönchsberg entlang ins Zentrum. In der Vorstadt führten eine Schmiede und Wagnerei Reparaturen an Wagen und Hufen durch und mehrere Gasthöfe versorgten die Reisenden und Fuhrleute. Zwei sogenannte "Vorspannwirtshäuser" hielten Vorspannpferde bereit, um die schwer bepackten Wagen über den Müllner Hügel Richtung Stadt zu ziehen. Es waren dies der "Kierlwirt", Müllns ältestes Gasthaus, und das Gasthaus "Zum weißen Schwanen", später "Krimpelstätter" genannt, dessen heutige Gaststube bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als Stall für die Fuhrwerkspferde gedient hatte.

Vom "Kierlwirt" zum modernen Restaurant

Der ehemalige "Kierlwirt", dessen Besitzer ab 1494 urkundlich bekannt sind, lag direkt an der Brücke über den Arm des Almkanals und hieß daher "Wirtsbehausung am Bach zu Mülln". 1642 kaufte das Kloster Mülln die Liegenschaft. Das Wirtshaus wurde zu Bestand vergeben, also verpachtet. Bestandswirt ab der Mitte des 17. Jahrhunderts war Georg Kierl, nach dem die Taverne "beim Kierl" hieß. Das große, dreigeschoßige Haus mit barocker Fassade und einem massiven Gewölbe im Erdgeschoß besaß auch einen großen Weinkeller, der unter die Müllner Hauptstraße reichte. 1921 wurde der "Kierlwirt" an die Pächterfamilie Unger verkauft, große Umbaupläne scheiterten und das Gebäude wurde beim dritten Luftangriff auf Salzburg am 17. November 1944 fast völlig zerstört. Beim Wiederaufbau wurde die Bauflucht des Hauses zurückversetzt und die Straße dadurch verbreitert. 1977 schloss Müllns älteste Gaststätte. Seit 2004 ist das Haus mit dem Restaurant "Esszimmer" wieder einer gastronomischen Nutzung zugeführt.

Der "Krimpelstätter": Ein historisches Wirtshaus und gesellschaftlicher Treffpunkt seit 1548

Der heute noch bestehende "Krimpelstätter", im Kern ein spätgotisches Gebäude, ist erstmals 1548 im Besitz des Weingastgeb Christoph Lowircher belegt, der hier ein Wirtshaus und eine Schmiede betrieb. Seine Witwe ehelichte den Weinschenk Daniel Fraislich, unter dessen Sohn 1589 erstmals der Hausname "Zum weißen Schwanen" aufscheint. 1691 erwarb Johanna Harratinger das Gasthaus und heiratete ein Jahr später Andreas Krimpelstätter. Die angesehene Wirtsfamilie hatte zwölf Kinder, bewirtschaftete das Gasthaus fast ein halbes Jahrhundert und lebt im Hausnamen "Krimpelstätter" bis heute weiter. Unter dem Weingroßhändler Rochus Hofer d. Ä. entwickelte sich der "Krimpelstätter" im ausgehenden 18. Jahrhundert zu einem beliebten Treffpunkt der Salzburger Gesellschaft. Sein gleichnamiger Sohn setzte seine Nichte Apollonia Strähuber als Erbin ein, die das Haus über 40 Jahre lang als selbstständige Gastwirtin führte. Das Wirtshaus, ein beliebter Ort für Tanz- und Musikveranstaltungen und Stammtische der Vereine, blieb 126 Jahre im Besitz der Familie Strähuber und wurde 1958 vom Müllner Bräu erworben. Großer Bekanntheit erfreute sich die Pächterfamilie Essl (1969-2004), die den Krimpelstätter zum Treffpunkt prominenter Gäste aus Kultur und Politik machte und über 40 Stammtischen eine Heimat bot. Nach einer Generalsanierung wurde das Haus 2005 wieder eröffnet.

Dieser Beitrag wurde im Salzburger Fenster veröffentlicht.


Ein Beitrag aus dem Stadtarchiv Salzburg: