SN.AT / Leben / Karriere

Wie wird ein Betrieb "fit für die Zukunft"?

Welche Fertigkeiten braucht es, um ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen? Und was bedeutet das für Führungskräfte?

Der Wandel der Arbeitswelt erfordert vor allem eines: Resilienz. Rein fachliche Weiterqualifizierungen greifen zu kurz – insbesondere in der Führungsetage.
Der Wandel der Arbeitswelt erfordert vor allem eines: Resilienz. Rein fachliche Weiterqualifizierungen greifen zu kurz – insbesondere in der Führungsetage.

Klimawandel, Digitalisierung und nicht zuletzt künstliche Intelligenz (KI) stellen bestehende Geschäftsmodelle infrage und verlangen in Hinblick auf die Mitarbeitenden in Unternehmen nach neuen Fähigkeiten. Das gilt auch für Führungskräfte.

Welchen Stellenwert nehmen hier Weiterbildungen ein? Und welche, mitunter neuen, Fertigkeiten braucht man heutzutage in der Führungsetage? Diesen Fragen widmet sich der "Hays Report 2025": "Fit für die Arbeit der Zukunft? Die Bedeutung von Future Skills für Unternehmen und der Weg dorthin". Entstanden ist die Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE).

Das Beratungsunternehmen hat sich dabei angeschaut, wie Unternehmen Qualifizierungsmaßnahmen einsetzen, um sich für die Zukunft aufzustellen. Im Genauen schlüsselt die Befragung von 975 Beschäftigten in Deutschland mit und ohne Führungsverantwortung auf, in welchem Maße Unternehmen Up-, Re- und Deskilling-Maßnahmen einsetzen und welche Herausforderungen damit für Mitarbeitende und Führungskräfte verbunden sind. Fest steht: "Berufsbilder und Jobanforderungen verändern sich und machen Skilling-Strategien relevant, um Mitarbeitende weiterzuentwickeln und damit gezielt zu binden", ist man bei Hays überzeugt.

"Aufgrund der globalen Umwälzungen steigt der Druck auf Unternehmen.""
Mark Frost
Hays Österreich

Fest steht die Veränderung

"Wir leben in einer Welt der stetigen Veränderung. Die rasanten, technologischen Entwicklungen erfordern eine strategische Vorgehensweise bei der Personalqualifizierung. Es gilt, dem Fachkräftemangel gegenzusteuern und aus Verantwortung der Firmen gegenüber ihren Mitarbeitenden die Beschäftigungsfähigkeit hoch zu halten", sagt Mark Frost, Geschäftsführer Hays Österreich: "Hier spielen das Re- und Upskilling eine entscheidende Rolle. Vor dem Hintergrund der globalen Umwälzungen wird der Druck auf Unternehmen deutlich steigen." Im Zuge dessen stellt sich auch die Frage, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden fit für die Herausforderungen der Zukunft machen. Schenkt man dem Report Glauben, finden es die Befragten wichtiger, ihre Kenntnisse im eigenen Aufgabenbereich zu erweitern, als Beschäftigte für neue Tätigkeiten zu qualifizieren. Konkret: "Fast die Hälfte der Teilnehmenden spricht dem Upskilling einen hohen oder sehr hohen Stellenwert zu, während es beim Reskilling nur 36 Prozent sind."

Treiber für Weiterbildungen

Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind in den meisten Unternehmen längst eine Selbstverständlichkeit. 51 Prozent nennen die Mitarbeiterbindung diesbezüglich als wichtigsten Ansporn. Wenn es um die ausschlaggebenden Gründe für Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen geht, stehen technologische Veränderungen ganz oben auf der Agenda. Gefolgt von veränderten Kundenwünschen und der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Daneben gehen 64 Prozent davon aus, dass die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund künstlicher Intelligenz steigen werden. Substitutions- sowie Polarisierungseffekte werden diesbezüglich ebenfalls zu beinahe gleichen Teilen erwartet - das heißt: eine steigende Nachfrage nach niedrig qualifizierter als auch hoch qualifizierter Arbeit.

Den größten Fortbildungsbedarf gibt es bei der Weiterentwicklung von digitalen, technologischen und fachspezifischen Kompetenzen. Demnach ist der IT-Bereich besonders aktiv, wenn es um Weiterbildungs- als auch Qualifizierungsmaßnahmen geht. Upskilling ist dabei mit 30 Prozent auch in der Unternehmensleitung oder Unternehmensentwicklung sowie in Forschung und Entwicklung (27 Prozent) weitverbreitet. Sozialen Fertigkeiten wird hingegen weniger Bedeutung beigemessen.

In der Arbeitswelt sind neue Fähigkeiten gefragt

Angesichts der Transformationsprozesse, denen die Arbeitswelt heutzutage unterliegt, wird das Erlernen neuer Fähigkeiten zunehmend wichtig - um Beschäftigten berufliche Perspektiven zu bieten und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu sichern. Dennoch fehlt in Sachen Reskilling oft noch die Erfahrung - lediglich etwas mehr als ein Drittel der Befragten lässt diesem Bereich einen hohen Stellenwert zukommen.

Die Ziele von Umschulungsmaßnahmen sind mit 49 Prozent vor allem die Anpassung an neue Arbeitsbereiche und die Erhöhung fachlicher (46 Prozent) Kompetenzen. Dabei ist der IT-Bereich im Fokus (28 Prozent), gefolgt von der Produktion (25 Prozent), dem Vertrieb und Kundenservice sowie dem Finanzwesen (je 22 Prozent). Im öffentlichen Sektor sind am wenigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Reskilling-Maßnahmen involviert. Immerhin 64 Prozent der Unternehmen planen Umschulungen strategisch. Ein Drittel ergänzt das durch Ad-hoc-Maßnahmen, 24 Prozent reagieren ausschließlich auf akuten Bedarf.

Umschulungen als Kraftakt

In Sachen Reskilling sind Unternehmen im deutschsprachigen Raum noch zögerlich. Denn: Bei der Einführung von Umschulungen fürchtet beinahe die Hälfte der Führungskräfte vor allem den hohen Zeitaufwand für die Beschäftigten, gefolgt vom hohen finanziellen Aufwand und dem Widerstand der Mitarbeitenden (33 Prozent). Ängste und Überforderung treiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um, wenn es um Reskilling geht - 45 Prozent fürchten insbesondere, den neuen oder zusätzlichen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Die Veränderung der bisherigen Arbeitsaufgaben verursacht Unsicherheit bei den Beschäftigten.

Die Chefetage im Fokus

Was heißt das nun für Führungskräfte? In der Chefetage sind emotionale Kompetenzen sehr wohl gefragt, um die neu aufkeimenden Herausforderungen gut zu handeln und die Ängste und Unsicherheiten in der Belegschaft abzubauen, Vertrauen aufzubauen und Teams zu befähigen. "Eine rein fachliche Weiterbildung wird der aktuellen Arbeitsrealität nicht gerecht. Doch nur zwölf Prozent nennen Weiterbildungen für soziale Kompetenzen an erster Stelle", besagt die Studie. Auch hier dreht sich der größte Weiterbildungsbedarf rund um digitale, fachspezifische und technologische Kompetenzen.

Eine Frage des Geldes

Trotz internationaler Transformationen und wirtschaftlicher Herausforderungen, auf die Up- und Reskilling-Maßnahmen laut Hays Antworten geben können, erwarten die Interviewten, dass die Budgets dafür in den kommenden Jahren nicht steigen werden. Rund 40 Prozent sind der Meinung, dass die monetären Mittel für die jeweiligen Maßnahmen gleich bleiben werden. Lediglich ein Fünftel sagt, dass mehr Geld für Umschulungen und Weiterbildungen in die Hand genommen werden wird, 15 Prozent sehen hingegen sinkende Finanzmittel.

Die erwartete Budgetentwicklung geht jedenfalls nicht mit den Bewertungen der Wichtigkeit von Up- und Reskillings einher - eine Kluft tut sich laut Report auf, die die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zunehmend gefährden kann. "Unter hohem wirtschaftlichen Druck greifen Unternehmen vermehrt auf bewährte Lernformate und klassische Weiterbildungen im eigenen Tätigkeitsbereich zurück", sagt Jutta Rump (IBE). Und weiter: "Aber der Wandel erfordert neue, überfachliche Kompetenzen, vor allem Resilienz und emotionale Stärke. Diese sind essenziell, um mit Unsicherheiten umzugehen, Vertrauen zu fördern und Teams zu stärken." Die rein fachliche Weiterqualifizierung greife hier zu kurz, da sie den Anforderungen der modernen und somit auch der künftigen Arbeitswelt nicht gerecht wird.

Die Begriffe im Überblick

  • Upskilling bezieht sich laut "Hays Report" auf die klassische (oft aufstiegsorientierte) Weiterbildung, um vorhandene Kenntnisse im gleichen Tätigkeitsbereich zu erweitern.
  • Reskilling meint das Erlangen neuer Fähigkeiten. Mitarbeitende schulen in dem Fall um, mit dem Ziel, andere Aufgaben und Tätigkeiten auf dem gleichen Qualifikationsniveau zu übernehmen.
  • Deskilling: Nicht mehr erforderliche Kompetenzen - infolge technologischer oder organisatorischer Veränderungen -, die Menschen zu "Erfüllungsgehilfen" eines Systems/einer Maschine machen, sodass sie nur noch Basisarbeiten ausführen.