Chalets und Chalet(s)-Dörfer im Land Salzburg
Dieser Artikel beschäftigt sich mit Chalets und Chalet(s)-Dörfer im Land Salzburg.
Über das Wort Chalet
Das französische Wort Chalet bedeutet Hütte (Mehrzahl les chalets). Das Fremdwörterlexikon von Richard von Kienle[1] erklärt es mit [schmale] Sennhütte, Schweizterhaus. Im Österreichischen Wörterbuch[2] mein "das, (bes. CH), Landhaus". Die deutschsprachige Wikipedia erklärt es mit "Das Chalet ist ein im Alpenraum verbreiteter ländlicher Haustyp. Chalets werden traditionell aus Holz (Buche, Fichte, Eiche, Zirbe) gefertigt oder haben zumindest eine Holzverschalung."[3] Und sie bringt ein Bild[4], das ein typisches Schweizer Chalet zeigt: Mehrstöckig, mit vielen Fenstern und ganz aus Holz.
Spurensuche im Salzburger Land
Entgegen der Aussage in der deutschsprachigen Wikipedia - "Mit dem in jener Zeitperiode aufblühenden Tourismus fand das Chalet schnell große Verbreitung als Ferienhaustyp, vor allem in Österreich und im gesamten Alpenraum wie in Südtirol und dem heutigen Trentino. Heute wird der Begriff Chalet daher oft als synonym für Ferienhaus verwendet." - finden sich in der erwähnten 'Zeitperiode aufblühenden Tourismus' (die in der Wikipedia nicht näher definiert ist) k.k. Österreich und insbesondere für das Kronland Salzburg keine Verwendung dieses Ausdrucks.[5]
20. Jahrhundert
1919 findet sich im "Salzburger Volksblatt" ein Inserat:[6]
Chalet. In Schweizerhaus- oder Blockstil, 6–8 Zimmer, mit allem Komfort. Auf dem Lande in Bahnnähe bevorzugt. Gr. Umgelände nicht erforderlich. Gefällige Offert mit Photo erbeten unter Chiffre
Bis auf einige Inserate echter Schweizer Chalets finden sich keine weiteren Inserate vor dem Zweiten Weltkrieg. Auch in den 1950er-Jahren zeigt ein Blick in das Archiv der "Salzburger Nachrichten", dass nur Schweizer für einen Urlaub in oder Personal[7] für ihren Chalets - in der Schweiz inserieren.
1965 berichten die "Salzburger Nachrichten", dass "Hinterthal aus seinem Dornröschenschlaf erwacht" und Hotels errichtet werden. Eines der beiden bereits fertiggestellten ist das "Chalet-Hotel" des Initiators des "Fremdendorfes Hinterthal" Reinhard Spitzy. Das Besondere an diesem Hotel ist, dass es eigentlich ein Appartementhotel ist, aber mit der Verwendung Chalet suggeriert, einzelne Übernachtungsobjekte anzubieten. Aber die abgeschlossenen "Hotelwohnungen" erfreuten sich dem Zeitungsbericht nach großer Beliebtheit, wie ein Blick ins Gästebuch zeigte. Darin fanden sich Namen wie Hohenlohe-Langenburg, Fürstenberg, Mayr-Melnhof oder Liebherr, die Stammgäste wurden. Aus der Zeit des Nationalsozialismus von Spitzy war Knut Kühlmann-Stumm, Fraktionsführer der FDP im deutschen Bundestag Stammgast.[8]
Ein Blick in andere Länder zeigt, dass sich in den 1960er-Jahren schon häufiger Chalets als Urlaubsangebote finden, oft aber noch in der Schreibweise "Landhaus (Chalet)".
Erstmals 1967 liest man von einer Aufforderung der Adaptierung von Chalets für den Fremdenverkehr verlangt. Dies forderte der Salzburger Landesverkehrsdirektor Hofrat Dr. Johann Manzano.[9] In diesen Jahren wirbt eine "Internatschule Chalet Gloria" in Lech am Arlberg mehrmals in den "Salzburger Nachrichten".[10] Die Verwendung der Bezeichnung Chalet findet also bereits Verwendung für allerlei Unterkünfte - nur nicht [mehr] für Sennhütten. In den 1970er-Jahren beginnen immer mehr Urlaubsorte damit, Chalets, Appartements und Ferienwohnungen zu bewerben - nur im Salzburger Land finden sich noch keine derartigen Unterkunftsmöglichkeiten. Dann aber bewirbt das Salzburger Immobilienbüro "Reindl Realitäten" an der Wäschergasse"[11] die
"Chalets Goldenstein (Elsbethen). 17 elegante, individuelle Reihenbungalows. Die Wohn-Nutzflächen belaufen sich von 105 bis 130 qm, die jeweils eigenen Gärten von 260 bis 322 qm. Preis ab 1,495.000 Schilling. Anzahlung 30 Prozent. Die Raumeinteilung ist jeweils flexibel."
Ab den 1980er-Jahren taucht dann die Bezeichnung im Land Salzburg im häufiger auf. Es werden Eek-Fertigteil-Einfamilienhäuser als "Ein Chalet von Elk - Wohnen mit Freude" beworben - von der ursprünglichen Sennhütte und einfache kleinen Ferienhäusern war man schon weit entfernt.[12] Im "Club Zwilling" von David Zwilling in Abtenau wurden ebenfalls schon Mitte der 1990er-Jahre Aufenthalte in Chalets angeboten.[13]
21. Jahrhundert
Anfang des 21. Jahrhunderts wurde am Gaisberg ein Chalet um 5,5 Millionen Schilling zum Kauf angeboten.[14] 2003 ortete FPÖ-Chef Karl Schnell, der in Saalbach-Hinterglemm ein Hotel mit seiner Frau betrieb, ein Überangebot an Beherbergungsbetrieben im Glemmtal, da in der Nachbargemeinde Viehhofen gerade eine "Chalet-Anlage" mit 1 200 Betten im Entstehen war. Hinter dem Bau der Anlage am Rehrenberg stand das niederländische Unternehmen "Landal GreenParks".[15] Und in Wald im Pinzgau wurde im selben Jahr der neue Ferienpark Schöneben mit vierzehn Chalets eröffnet.[16] Der Zeit der "Appartements" und "Ferienhäuser" schien also vorbei zu sein.
Nun folgten eine Reihe weiterer Chalets-Anlagen wie im Feriendorf Leiten[17], das "Chalet im gehobenen Landhaus-Stil in Reinkultur!"[18] 2009 gab es das "Naturdorf in Neukirchen am Großvenediger, mitten im Nationalpark Hohe Tauern, besteht aus acht Chalets".[19] Und es kam zu "Chalets-Neubauten" im Salzburger Land, zum Beispiel in Goldegg - 220 qm Wohnfläche plus Wellnessbereich, 1 366 qm Grund, unverbaubarer Panoramablick, Pool, Seenähe, € 1,2 Mio..[20]
Im öfter sorgten nun die Errichtung von Chalet(s)-Dörfern für Unmut und Diskussionen in der Bevölkerungen. 2013 plante der Leoganger Baumeister Alfred Waltl auf der Loferer Alm ein Hotel mit 150 Betten (ausbaufähig auf 200 Betten) samt "ein paar almhüttenähnliche Chalets" zu errichten.[21] Zum Bau kam es dann jedoch nicht. Im Bergdorf Priesteregg in Leogang entstand "das weltweit einzige Willy-Bogner-Chalet" mit "Premium-Service und edlem Design".[22]
Ende 2015 wurde das "100-Millionen-Euro-Projekt am Pass Thurn" bekannt, eine Anlage bestehend aus Hotel, Wohnungen, Chalets.
Chaletdorf Rauris
Im Sommer 2024 regte sich in Rauris Widerstand gegen ein Chaletdorfprojekt. Nach einem längeren Baustillstand lag die Hoffnung des Bauträgers nun auf einem Investor. Die Gemeinde würde das Areal lieber anders nutzen. Die Anlage erstreckt sich am Waidachweg auf 18 000 Quadratmetern. Die 42 neu erbauten, zum Teil unfertigen Holzhäuser gehören zu einem Chaletprojekt, an dem seit mehr als vier Jahren gebaut wird. Doch seit fast zwei Jahren herrscht praktisch Baustillstand. Gegen das Unternehmen RM Bauträger GmbH mit Sitz in Kärnten wurde am 2. Juli 2024 ein Insolvenzverfahren beim Landesgericht Klagenfurt eröffnet worden. 100-Prozent-Gesellschafter ist die RM Immobilieninvest GmbH, die auch beim Rauriser Bauprojekt Gesellschafterin ist. Die Überschuldung des Unternehmens beträgt mehr als zwei Millionen Euro. Mehr als 100 Gläubiger sind von der Insolvenz betroffen. Geschäftsführer Jakob Miklau betont auf SN-Anfrage, dass die Insolvenz der Gesellschaft nichts mit dem Bauprojekt in Rauris zu tun habe. Dennoch bestätigt er, dass die Finanzierung für das Chaletdorf neu aufgestellt werden musste. Wenn alles nach Plan laufe, sollen die Chalets im Frühjahr 2025 in Betrieb gehen.[23]
Nachdem am 21. April 2025 die Frist für die Fertigstellung verstrichen war, folgte ein Abbruchbescheid. Nun soll dort Wohnbau für Einheimische mit geförderten Mietwohnungen, Reihenhäusern und Parzellen für Einfamilien entstehen. Das sei im Räumlichen Entwicklungskonzept der Marktgemeinde bereits berücksichtigt.[24]
Quellen
- ↑ in einer Lizenzausgabe mit Genehmigung der Keyserschen Verlagsbuchhandlung München für Bertelsmann, Reinhard Mohn OHG, Gütersloh; Dezember 1964, Seite 73
- ↑ 39. Auflage 2001, Seite 126
- ↑ de.wikipedia.org
- ↑ upload.wikimedia.org
- ↑ Recherche online in den digitalisierten Zeitschriften und Zeitungen der Österreichischen Nationalbibiliothek ANNO
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 20. Dezember 1919, Seite 9
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 13. April 1959, Seite 10
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 16. März 1965, Seite 5 sowie www.sn.at vom 29. März 1966, Seite 12: eine Liste klingender Namen von im Chalet-Hotel abgestiegenen Gäste
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 28. September 1967, Seite 3
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 8. Jänner 1969, Seite 10
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 29. Oktober 1977, Seite 38
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 23. September 1994, Seite 24
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 26. April 1996, Seite 10
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 5. Jänner 2001, Seite 30
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 6. August 2003, Seite 7 im Lokalteil
- ↑ www.sn.at Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 6. September 2003, Seite
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 4. Oktober 2003
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 10. Oktober 2003
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 13. Juni 20039
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 17. und 24. April 2010
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 18. Juli 2013, Seite 9
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 10. August 2013, Seite 38
- ↑ www.sn.at, 16. Juli 2024
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 15. Mai 2025, Seite 7