Veranstaltungen in der Salzburger Altstadt

Eröffnung der Europäischen Betriebssportspiele am Salzburger Residenzplatz.

Die zunehmende Anzahl von Veranstaltungen in der Salzburger Altstadt führt seit 2019 immer wieder zu Diskussionen.

Geschichte

Bereits im Jahr 1996 beschloss der Salzburger Gemeinderat einen Kriterienkatalog für Veranstaltungen in der Salzburger Altstadt. In dem Papier steht, dass der Regelfall die Freihaltung der Plätze ist und dass die Wohnqualität gewahrt werden muss. Aber im September 1997 setzte es der Salzburger Gemeinderat wieder außer Kraft. Der Grund: Politische Organe hatten Veranstaltungen im Widerspruch zu den Richtlinien genehmigt. Der Interpretationsspielraum hinsichtlich einer Belebung der Altstadt wurde als zu groß befunden – darunter konnte man mehr Autoverkehr in der Fußgängerzone genauso verstehen wie mehr Kundenfrequenz oder publikumswirksame Events.

2002 lag dann der Entwurf für ein Nutzungskonzept der Salzburger Altstadtplätze fertig auf dem Tisch. Er entstand nach der Debatte über die Oberflächengestaltung der Gassen und Plätze in der Altstadt. Nachdem die Pflasterung des Residenzplatzes auf der Agenda gestanden hatte, stellte ein Amtsbericht fest, dass in Gestaltungskonzept auch die angrenzenden Bereiche mitberücksichtigen solle. Man verständigte sich auf ein offenes statt finales Planungskonzept, auf das eine laufende und kontrollierbare Rückkoppelung stattfinden könne. Die Wahl des Ortes sollte auf die Bedürfnisse der Umgebung eingehen, inhaltlich wollte man die Nutzungen als "Salzburger Messages" anstreben, sie sollten saisonal verträglich, zeitempfindlich und menschenfreundlich sein. Die Rede war auch bereits von einem proaktiven Veranstaltungskalender. Diesen gibt es bis heute nicht. Und überhaupt: Von der Politik beschlossen wurde dieses Nutzungskonzept nie.[1]

2007 hatte die Stadtregierung zur Anzahl von Veranstaltungen Richtlinien erarbeitet. Damals hatte ein runder Tisch Richtlinien zur Nutzung der Altstadtplätze erarbeitet. Eingeladen hatte die Katholische Aktion Salzburg auf Anregung des damaligen Erzbischofs. Alois Kothgasser. In den Richtlinien, die am 15. Juni 2007 zu Papier gebracht wurden, heißt es: Die Höchstanzahl aller Veranstaltungen auf den Altstadtplätzen soll so festgesetzt werden, dass diese insgesamt an nicht mehr als 100 Tagen stattfinden.[2]

Bewohner rebellieren gegen "die Invasion"

"Bewohner rebellieren gegen 'die Invasion'. Das Leben in der Altstadt sei nicht mehr schön. Mit Drogen, Sex und Massen unter den Fenstern." schrieb das "Salzburger Fenster" in seiner Ausgabe vom 27. August 2019. An mehr als 200 Tagen im Jahr waren Dom- und Kapitelplatz belegt, zeigte eine Auswertung.[3] Und im Juli 2025 sollte sogar die Tour de France hier starten, was dann allerdings aus Kostengründen nicht der Fall war.

Nachdem sich im Sommer 2019 kritische Stimmen bezüglich der Veranstaltungsdichte auf den Plätzen der Salzburger Altstadt, insbesondere am Mozart-, Residenz- und Kapitelplatz, laut wurden, dachte die Stadtgemeinde Salzburg über eine Beschränkung der Anzahl von Veranstaltungen nach. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hatte im Sommer 2019 den Vorschlag gemacht, nun die Veranstaltungen auf 90 Tage zu beschränken.

Altstadtwirt und ÖVP-Gemeinderat Harald Kratzer hinterfragte in einem Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" in der Ausgabe vom 17. August 2019, ob wirklich vier Laufveranstaltungen in der Altstadt stattfinden müssen. So nahmen am Businesslauf 2019 rund 6 000 Läufer teil. Kratzer hatte nun selbst eine Planung für den Residenzplatz erstellt, bei der dieser an 83 Tagen durch Veranstaltungen belegt wäre. Was also deutlich weniger als die 123 Tage bisher wären. Nicht mehr auf diesem Platz stattfinden würden in Kratzers Rechnung das Rad-Trial, der Radfrühling (soll auf den Kapitelplatz) und die Red Bull X-Alps (soll auf den Mozartplatz). Auch das Blasmusikfestival solle woanders stattfinden. "Warum nicht in Liefering?" so Kratzer.

Die Bürgerliste wollte im August 2019 in einer schriftlichen Anfrage an Bürgermeister Harald Preuner die Nutzungszahlen der Altstadtplätze wissen. Bürgerlisten-Gemeinderat Markus Grüner-Musil hatte die Beantwortung im Detail ausgewertet und den Christkindlmarkt mit 42 Tagen (inklusive Auf- und Abbau) hinzugerechnet. Die Ergebnisse: "Der Residenzplatz wurde demnach an 123 Tagen, der Mozartplatz an 185 Tagen, Domplatz und Kapitelplatz wurden sogar jeweils an 201 Tagen genutzt", sagt Markus Grüner-Musil (Grüne). Wobei die Liste Aufschluss gibt über die tageweise Nutzung. So sind etwa 92 Tage auf dem Mozartplatz für den Eislaufplatz und die Punsch-Winterlounge reserviert. Mehr als 80 Belegungstage pro Jahr auf dem Domplatz entfallen auf die "Jedermann"-Bühne im Sommer.

Fix zugesagte Events auf dem Residenzplatz im Jahr 2020

Stand Ende September 2019:[4]

  • Silvester in der Altstadt, 2019: zwei Tage reine Veranstaltung, vier Tage inkl. Auf- und Abbau, Termin 2020: 31. Dezember bis 1. Jänner
  • Gaisbergrennen: 2019: ein halber Tag, Termin 2020: 21. Mai
  • Fest zur Festspieleröffnung mit Fackeltanz: 2019: 3/5 Tage, 2020: 14. Juli sowie 19. Juli und 20. Juli
  • Wanda-Konzert im August
  • Rupertikirtag: 2019: fünf Tage reine Veranstaltung, 27 (!) Tage inkl. Auf- und Abbau, Termin 2020: 23. bis 27. September
  • Salzburger Businesslauf: 2019: 1/5 Tage, Termin 2020: 12. September
  • Christkindlmarkt: 2019: 36 Tage reine Veranstaltung, 50 (!) Tage inkl. Auf- und Abbau, Termin 2019: 11. November bis 30. Dezember, Termin 2020: 21. November bis 26. Dezember
  • Der Salzburger Radfrühling (2018: 2/6 Tage) wird 2020 an einem alternativen Ort stattfinden, voraussichtlich im Hof von Schloss Mirabell.

2025: Kritik an zu viel "Remmidemmi"

Mit seinem Wahlversprechen, dass er im Sinne der Einheimischen wieder mehr Leben in die Salzburger Altstadt bringen werde, brachte sich der seit Mai 2024 amtierende Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) auch ein bisschen in die Zwickmühle. Denn von Ostern bis Weihnachten jagt in der Weltkulturerbe-Zone mehr oder weniger ein Event das nächste. Zu Kritik am Veranstaltungsreigen in der Altstadt führen weniger die traditionellen Anlässe wie der Georgi-Kirchweihritt der Bürgergarde im April, der Rupertikirtag im September oder der Christkindlmarkt. Doch zu Popkonzerten mit Tausenden Besuchern oder großen Sportveranstaltungen gehen die Meinungen oft auseinander.

Stimmen 2025

"Wir sind offen für Veranstaltungen, wir wollen eine lebendige Stadt, aber es herrscht zu viel Remmidemmi", sagt Gundi Schirlbauer vom Salzburger Heimatwerk. Die Leute würden vor allem in die Altstadt kommen, um das Flair zu genießen, in Ruhe einen Kaffee zu trinken und einzukaufen. Kritisch sieht Schirlbauer Veranstaltungen, für die Absperrgitter errichtet werden und die mit lauter Beschallung verbunden sind. "Wenn die Leute die Gitter sehen, drehen sie gleich wieder um." Normalerweise seien der Freitag und Samstag vor dem Muttertag die verkaufsstärksten Tage im Heimatwerk. Wegen der Absperrung für die Popkonzerte 2025 an diesen beiden Tagen sei im Geschäft nichts los gewesen. Beim Salzburger Stadtfest 2025 sei der Residenzplatz zum Basketballplatz mutiert. Der Umsatz sei um 40 Prozent zurückgegangen.

Schirlbauer wünscht sich mehr Kommunikation mit den Geschäftsleuten im Vorfeld, auch um den Einsatz des Personals planen zu können. Oft passiere vieles gleichzeitig, "dann sind wir zwischen Lieferwägen, Kränen und Absperrgittern eingepfercht". Schirlbauer gibt zu bedenken, dass die Auf- und Abbauten vor und nach Großveranstaltungen rund eine Woche dauern. Überschnitten hätten sich heuer der Abbau der "Jedermann"-Bühne, der Abbau der Frauenköpfe auf dem Residenzplatz und der Aufbau für die amfAR-Gala. Der Kragen platzte Schirlbauer, als am 28. August zur Draufgabe als Protest gegen die Kommunistische Partei in China auf dem Residenzplatz ein Autokorso veranstaltet wurde. In diesem Fall waren der Polizei und der Stadt jedoch die Hände gebunden. "Die Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht, das nur bei sicherheitsrelevanten Vorfällen untersagt werden kann", sagt Polizeisprecher Hans Wolfgruber.

Markus Wach, der am Residenzplatz einen Shop mit Handdrucken führt, stören vor allem Sportveranstaltungen, für die der Residenzplatz abgesperrt wird, zu denen jedoch kaum Zuschauer kommen - so wie kürzlich beim Radrennen. Die Popkonzerte sieht er kritisch, weil dafür der ganze Platz abgesperrt wird. Zudem seien sie eine halbe Sache. "Konzerte wie diese müssen richtig laut sein, das ist in der Altstadt aber nicht möglich."

Christine Weixler vom benachbarten Hutgeschäft ärgern am meisten die vielen Auf- und Abbauten. "Die Stadt kommt gar nicht mehr zur Ruhe." Erst dieser Tage kehre langsam Entspannung ein. "Dann kaufen die Leute gerne ein, ich spüre das sofort beim Umsatz." Julia Gehmacher, die mehrere Geschäfte in der Judengasse und ein Café am Waagplatz betreibt, plädiert dafür, weniger Sportveranstaltungen in der Altstadt durchzuführen. Die Popkonzerte und das Stadtfest begrüßt sie, weil Leute in die Altstadt kommen, die dort sonst nicht anzutreffen seien. Für den Umsatz seien Großveranstaltungen fast nie förderlich.

Erstellung eines weiteren Kriterienkatalogs

Stadtchef Auinger sagt zu dem Thema, dass es viele verschiedene Interessen gibt und es gilt, eine Balance zu finden. Aber bisher habe es eben gar keine Kriterien gegeben. Daher habe er versucht, eine Lösung zu finden. Er geht davon aus, dass der Kriterienkatalog am 22. Oktober im Gemeinderat beschlossen wird. Das städtische Grundamt, das zu Auingers Ressort gehört, erstellt einen Amtsbericht. Vorgeschlagen wird, etwas weniger Veranstaltungen durchzuführen bzw. einige in den Volksgarten zu verlegen, was etwa beim Radfrühling mit der AK-Radbörse heuer schon der Fall war und laut Auinger auch so bleibt.

Der 31. Oktober 2025 soll der Stichtag für Veranstalter sein, wenn sie ihr Event im folgenden Jahr in der Salzburger Altstadt abhalten wollen. Gleichzeitig sollen genehmigte Veranstaltungen auch die Richtschnur für die Folgejahre bilden.

Roland Aigner, der Geschäftsführer des Altstadtverbands, begrüßt den geplanten Kriterienkatalog. "Heuer war es insgesamt zu viel", sagt er.

Quelle

Einzelnachweise

  1. "Stadt Nachrichten", 25. Juli 2019
  2. "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. August 2019, Lokalteil
  3. "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 16. August 2019, Lokalteil
  4. "Salzburger Nachrichten" vom 27. September 2019
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