Lederer in der Stadt Salzburg
Der Lederer oder Gerber war ein historisch handwerklicher Beruf zur Herstellung von Leder und Lederwaren. Heute wird Leder in gewerblichen Betrieben mit Hilfe von Maschinen produziert.
Einleitung
Zunächst übten dieses Handwerk auch Sattler, Riemer, Schuhmacher, Kürschner und Säckler für den eigenen Bedarf aus. Manchmal war der eine oder andere auch mit den Lederern in derselben Zunft vereint. Verordnungen belegen aber auch heftige Streitereien zwischen den einzelnen Handwerkern, denn es gab nicht klare Abgrenzungen und auch ökonomische Probleme. Im Mittelalter begann dann eine erkennbare Spaltung des Lederergewerbes nach den unterschiedlichen Gerbverfahren.
So gab es dann Roh- oder Lohgerber (Loher), Weißgerber, Corduaner wurdern die Lederbereiter für feines Schuhleder genannt und Sämischgerber. Für die Produktion wurden große Mengen Wasser benötigt, weshalb sich diese Handwerker auch immer in Flussnähe ansiedelten.
Im 19. Jahrhundert setzte die Industrialisierung ein, die handwerkliche Produktion wurde zugunsten der industriellen Fertigung zurückgedrängt. Neue Gerbstoffe verkürzten zudem den Gerbprozess. Mit sich brachte diese Entwicklung, dass Gerber nicht mehr benötigt wurden.
Salzburg und die Lederer (Gerber)
Erst nachdem eine erste Brücke gebaut worden war, entstand ab dem 11. Jahrhundert am rechten Ufer der Salzach jene Stadt, die wir heute als rechtsseitige Altstadt in der Stadt Salzburg kennen. In der Lederergasse befanden sich vom Mittelalter bis in die Neuzeit jene Häuser, in denen die Lederer und ihre Gehilfen arbeiteten und ihre Familien wohnten.
Lederergasse
Josef Eder berichtete in einem Artikel 1930 über die Lederer in Salzburg:
1398 waren in der "Löderergasse" mehrere Lederer "behauset", weil bei diesem Handwerk auf Grund des großen Wasserbedarfes bei der Herstellung und dem Färben von Leder die unmittelbare Nähe zum Fluss günstig war. 1399 wurde Leopold Walkner, "kirsner", als Besitzer der Behausung am Egg der Löderergasse erwähnt. 1411 wird diese Behausung die Hanns-Postingl-Behausung am Egg neben der Konrad Niederl-Behausung genannt. 1418, nachdem die St.-Andrä-Kirche vom Erzbischof Eberhard von Neuhaus nah der nydern Rewt gebaut war, wurde das Gassenstück bis zur Löderergasse St.-Andrä-Gasse benannt. 1422 war Ulrich Dunkl der erste Lederermeister in der Posting-Behausung am Egg neben der Gandolf Speckher-Behausung in der St.-Andrä-Gasse. 1440 kommt diese Behausung laut Schenkungsurkunde vom 24. May an das Halleiner Spital, welche diese samt Lederergerechtsame an Hanns Steydl zu Leibgeding gab, der 1457 das selbe mit Vorbehalt käuflich erwarb. 1483 geht die Behausung samt Gerechtsame an Hanns Trenkhskhalb durch Kauf über und kommt 1513 nach Trenkhskhalbs Tode durch Gantkauf an Martin Langer, bürgerlicher Lederermeister, dem das Ausbrechen von drei Fenstern und einer Thüre gegen das Freifeld in der Stadtmauer gegen Vorbehalt erlaubt wird.
1552 kommt "das Egghaus, so man von der St.-Andrä-Gasse in die Lederergasse geht", samt Lederergerechtsame durch Kauf an Paul Schwamberger und dessen Ehefrau Magdalena Russin, bürgerliche Lederers-Eheleute. 1595 wird diese Behausung von Lamprecht Lauch und seiner Ehefrau Anna Ederhuberin käuflich erworben: 1605, nach dem Tode ihres Mannes, heiratet die Wittib Georg Ott, bürgerlicher Lederermeister. 1627 übergibt die Wittib Anna Ottin gegen einen bedingten Austrag an BalthaUsar Mayer und dessen Eheftau Vandallirin, bürgerliche Lederers-Eheleute.
1645 hat Fürsterzbischof Paris Lodron durch das an die Stadtmauer an gebaute Goldschlagerhaus neben der Lederer-Mayr-Behausung einen Bogen durchbrechen lassen, um von der St.-Andrä-Gasse gegen den Hannibal-Garten eine freie Ausfahrt zu haben. 1659 haben die Eheleute Mayr ihre Behausung am St.-Andrä-Bogen "enthalb der Pruggen in der Lederergasse gelegen", an Georg Kohlmayr, bürgerlicher Lederermeister, und dessen Ehefrau Ursula Spannbergerin, verkauft. 1696 hat Kohlmayr nach dem Tode seiner Ehefrau deren erbliche Hälfte von den Kindern erworben und 1698 die Behausung an seinen Sohn Zacharias Kohlmayr völlig übergeben, der bei Verleihung der Lederergerechtsame an die Zunftlade 3 Gulden, für das Mahl 7 Gulden und für den Altknecht 1 Gulden bezahlt.
1747 kommen Georg Lackhner und Therese Wismannin, bürgerliche Lederereheleute, durch Kauf in den Besitz dieser Behausung und Hofstatt. 1778 zahlt die Wittib die erbliche Hälfte an ihre vier Töchter aus und übergibt 1784 die Behausung an ihre Tochter Theresia Lachnerin, die den Lederer meister Johann Baumgartner heiratet. Zu dieser Zeit erscheint schon die sogenannte Stegmühle an der Glan im Besitz des Baumgartners, der dort einen Lohstampf errichtet.
1803 heißt es im Stadthypothekenbuch: eine Burgrechtsbehausung und Hofstatt enthalb der Brücken im Lederergaßl Nr. 519 beim St.-Andrä-Bogen gelegen, samt einem Verkaufsgewölbe im sogenannten Sieberhause jenseits der Brücke in dem Lederergaßl und den Lohstampf an der Glan übernimmt Johann Baumgartner, bürgerlicher Lederermeister, von seiner geschiedenen Ehewirthin mit aller Ein- und Zubehör, der 1813 diese Realität samt Gerechtsame seinem Sohne Georg Baumgartner übergibt. 1818 bei dem großen Stadtbrand blieb diese Behausung vollkommen unbeschädigt.
Schließelberger
1820 verkauft Georg Baumgartner die Behausung samt Lohstampf und Gerechtsame mit Ausnahme des Verkaufsgewölbes im Sieberhause an Joseph Schließelberger, Lederermeister, der an die Lade insgesamt 12 Gulden 30 Kreuzer zahlt. 1821 heiratet dieser Katharina Wallemerin. 1827 am 23. Februar verkauft Georg Baumgartner das Verkaufsgewölbe im sogenannten Sieberhause an Niklas Schlam, Schlammbräu, um 666 Gulden 40 Kreuzer. Da die Eheleute Josef und Katharina Schließelberger kinderlos waren, nahmen sie den Sohn Stefan des verstorbenen Bruders Stefan Schließelberger, der in Wartberg an der Krems Lederermeister war, an Sohnes statt an. 1846, als Josef Schließelberger starb, übernahm die Hinterlassenschaft die Witwe. Als sie 1847 am 13. Jänner starb, ging durch testamentarische Verfügung der Besitz samt allem an ihren Neffen Stephan Schließelberger über. Dieser starb am 20. September 1889 hochbetagt. Nun kam erst sein Sohn Stephan Schließelberger, der schon 1883 Franziska Bimbacher, Kreuzbrücklwirtstochter, geehelicht hatte, in Besitz.
1908 baute zuvor Genannter den Lohstampf in eine Lederfabrik um und verlegte 1913 den größten Teil des Betriebes von der Lederergasse dorthin. 1914 am 1. Juni starb Stephan Schließelberger und die ganze Realität samt Fabrik ging an seine zwei Söhne Josef und Stephan Schließelberger über. Die beiden Brüder heirateten die Schwestern Marianne und Hilda Stumpf, Töchter des verstorbenen Rudolf Stumpf, Teilhaber der Firma Schider.
Zunft
Im Besitz der Firma Schließelberger befindet sich noch heute die Zunftlade, dann die Zunftinsignien wie Fahne, Kreuz und Leuchter, welche mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes im Salzburg Museum aufbewahrt werden und weitere sehr wichtige und interessante Urkunden, darunter eine Zunftordnung, gegeben 1602 von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, und eine von 1702, gegeben von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein, beide mit sehr schönen Initialen auf Pergament geschrieben und mit dem großen Siegel des Erzstift Salzburg versehen, sehr gut erhalten.
Statistik
1798 gab es laut Gewerbeverzeichnis in der Stadt Salzburg acht konzessionierte Lederermeister; davon waren vier in der Lederergasse, einer in der Steingasse, je einer in Mülln, Nonntal und Lehen.
1816 waren es noch vier in der Lederergasse, je einer in Mülln und Nonntal.
1881 gab es nur mehr drei in der Lederergasse. Danach stellten Hofmann und Deggendorfer ihren Betrieb ein und Schließelberger verlegte ihn in seine Fabrik.
Im Jahre 1913 war der letzte zünftige Lederermeister in Stadt Salzburg verschwunden.
Quelle
- Josef Eder: "Der Lederer in Salzburg" ANNO, Salzburger Volksblatt, 15. Juli 1930, Seite 6
- Verschwundene Arbeit, Seite 127ff (Einleitung)