SN.AT / Kolumne / Geschäfte und Geschichte / Geschäfte und Geschichte

Salzburgs erstes Kaffeehaus und sein zweifelhafter Ruf

Iris Burtscher
Aus Kaffeekannen wie dieser wurde früher das Heißgetränk ausgeschenkt.
Aus Kaffeekannen wie dieser wurde früher das Heißgetränk ausgeschenkt.

Als der Kaffee Ende des 17. Jahrhunderts nach Salzburg kam, wurde das neuartige Getränk von der Obrigkeit argwöhnisch beobachtet. Bald wollten Gastronomen das Getränk ausschenken. Die dafür nötige Konzession war aber heiß umkämpft: Gleich drei Unternehmer buhlten bei der Stadt um die Genehmigung, eine Kaffeeschenke in der Stadt eröffnen zu dürfen. Der mit einer Salzburgerin verheiratete Franzose Johann Fontaine kam zum Zug und erhielt von den Behörden am 31. März 1700 die Genehmigung zum Verkauf von Kaffee, Tee und Kakao.

Wenig später sperrte er in der Goldgasse 5 Salzburgs erstes Kaffeehaus, das Kaffeegewölbe, auf. Die Gäste kamen längst nicht nur zum Konsum des Heißgetränks in das Lokal in einer Seitengasse des Marktviertels. Fontaine schenkte auch Hochprozentiges aus - und stellte wohl als Erster in Salzburg einen öffentlichen Billardtisch auf. Laut dem Salzburger Historiker Gerhard Ammerer könnte das Fontaine'sche Billard "der erste dokumentierte öffentliche Spieltisch im deutschsprachigen Raum" gewesen sein, wie er im Buch "Das Tomaselli und die Salzburger Kaffeehaustradition seit 1700" schreibt.

Eine Kaffeehauskultur, wie wir sie heute verstehen, gab es damals noch nicht. Gesittet ging es in der Kaffeesiederei jedenfalls oft nicht zu, das Gewölbe hatte einen zweifelhaften Ruf. Die Nachbarn beschwerten sich über Exzesse, Schlägereien, Lärm und nicht eingehaltene Sperrstunden. Zunächst musste das Kaffeegewölbe um 20 Uhr schließen. Nach wiederholter Missachtung der Schließzeiten wurde Fontaine 1704 sogar vorübergehend die Gewerbeberechtigung entzogen. Kurz nach der Wiedereröffnung erreichte der Kaffeesieder eine Verlängerung der Öffnungszeiten auf 21 Uhr - mit dem Argument, dass man Kaffee doch gern nach dem Nachtessen trinke. Trotz der Verlängerung dauerte der Streit um die Sperrstunde an.

Fontaine starb 1729. Das Kaffeegewölbe ging an seine Tochter Maria Antonia - allerdings nur für kurze Zeit. Sie starb wenig später. Nach wechselnden Besitzern übernahm 1753 der Wiener Anton Staiger das Kaffeegewölbe und übersiedelte es zehn Jahre später von der Goldgasse zum Alten Markt. 1852 wurde es von den Nachfahren an den Zuckerbäcker Carl Tomaselli senior verkauft. Seit damals firmiert es als Café Tomaselli. Bis heute.

Im Salzburg-Museum wird über die Kaffeehauskultur derzeit eine eigene Ausstellung gezeigt. Sie widmet sich bis September dem Kaffeegenuss der Salzburger und der Geschichte der Cafés in Stadt und Land.