SN.AT / Leben

Ablenkungen am Fluss

Auf dem Murradweg durch die Steiermark. Ein genussvolles Erlebnis aus Fluss und Landschaft, Kulinarik und historischen Orten.

Über die Mur geht’s per Fähre und auch per Brücke.
Über die Mur geht’s per Fähre und auch per Brücke.
Über die Mur geht’s per Fähre und auch per Brücke.
Über die Mur geht’s per Fähre und auch per Brücke.

Eins vorab: Wer eine Radreise wegen der rein sportlichen Aktivität plant, wird am Murradweg leicht verzweifeln. An beiden Seiten des Flusses lauern die Ablenkungen, durch reizvolle Landschaften, durch historische Städte, kleine Seen und verlockende Aussichtspunkte, durch Museen sowie Mühlen, Hofläden, Weingüter, dazu die vielen Buschenschenken und Restaurants. Das bringt einen straffen Zeitplan schnell durcheinander. Genüssliches und gemütliches Radeln ist in der Steiermark angesagt.

Von ihrem Ursprung im Lungau fließt die Mur in die Steiermark, durch Judenburg, Bruck an der Mur, Frohnleiten und Graz, Leibnitz in der Südsteiermark und Bad Radkersburg im Vulkan- und Thermenland, weiter nach Slowenien und Kroatien, wo sie schließlich an der kroatisch-ungarischen Grenze in die Drau mündet. Der Murradweg R2 folgt genau dieser Route, immer ganz leicht bergab, mit einigen hügeligen Schlenkern.

Startpunkt dieser Tour, und erster Fotostopp: das Städtchen Frohnleiten.
Startpunkt dieser Tour, und erster Fotostopp: das Städtchen Frohnleiten.

Startpunkt ist diesmal Frohnleiten nördlich von Graz. Die kleine Stadt mit den schmucken Häusern direkt am Fluss ist - wie alle größeren Orte am R2 - mit dem Zug erreichbar. Der Radweg führt ein wenig abseits der Mur durch Wälder, vorbei an Wiesen, Obstbäumen und Bauernhöfen und an der Burg Rabenstein. Und am ersten Pflichtstopp: das Österreichische Freilichtmuseum Stübing, das rund 100 historische Bauernhäuser und Wirtschaftsgebäude aus neun Bundesländern präsentiert. Die unterschiedlichen Bauweisen stehen jedoch nicht im Vordergrund. "Wir wollen das Leben der Leute von damals vorstellbar machen und alte Techniken und Werkzeuge erhalten", sagt Reinhard Tuder, Kurator der Ausstellung und Volkskundler.

Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.
Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.
Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.
Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.
Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.
Die Hauptstadt der Steiermark lockt mit Kunsthaus und Murinsel, ehe es weiter flussabwärts wieder idyllisch wird.

Einen längeren Stopp verlangt Graz. Hier hat auch das Fahrrad für eine Weile Pause, ein ausgiebiger Spaziergang durch die quirlige Hauptstadt der Steiermark lohnt sich allemal, von Murinsel bis Uhrturm. Wieder unterwegs Richtung Süden ist ein kurzer Umweg über den R9 zum Schwarzlsee und zum Österreichischen Skulpturenpark empfehlenswert: der See ohnehin, für einen kurzen Badestopp, der Park für eine Portion Staunen. Etwa 80 Skulpturen regionaler und internationaler Künstler wie etwa Erwin Wurm, Yoko Ono oder Fritz Wotruba gibt es zu bewundern. Teile von Flugzeugen, die zu schweben scheinen, ein riesiger, rosaroter Ball, eine Arche aus lebenden Bäumen. "Die Skulpturen stehen in Dialog mit dem Park. Manche sind auch speziell für den Park entstanden. Es geht um den Austausch Mensch, Natur und Kunst", erklärt Katrin Ebner, die durch die Bereiche führt.

Staunen über Erstaunliches: Erwin Wurms „Fat House“ im Österreichischen Skulpturenpark.
Staunen über Erstaunliches: Erwin Wurms „Fat House“ im Österreichischen Skulpturenpark.

Zeit zum Schwimmen und für einen Einkehrschwung ist auch später noch am R2, etwa am Wildoner Badesee, womit auch schon die Südsteiermark mit ihren fast unübertrefflichen Weinbergen und Produktionsstätten erreicht wäre. Das Besucherzentrum Grottenhof in Leibnitz fasst gleich einiges zusammen: Museum, Weinverkostung, Genussladen. Die noch bis August 2024 amtierende Weinkönigin Marlene Prugmaier ist hier öfter anzutreffen. Und auch der Sauvignon blanc, hübsch in Flaschen gefüllt. "Er ist die Hauptsorte in der Steiermark - vor Welschriesling und Weißburgunder", erklärt die "Weinbotschafterin" bei einer Verkostung mit einem breiten Lächeln.

Joachim Ruhri, Bikeguide in der Südsteiermark, kümmert sich ums Handfeste. Er hat hier seine Werkstatt und einen Radverleih. Er kennt die Vorzüge des Murradwegs besonders gut, und sollte es Probleme geben, weiß er: "Wenn's mal nicht mehr weitergeht, ist der nächste Ort und ein Bahnhof nicht allzu weit weg. Und notfalls gibt es auch noch meinen Transporter." Bei einem heftigen Regenguss kann das durchaus hilfreich sein.

Nächster Stopp Ehrenhausen, auch Ausgangspunkt der Südsteirischen Weinstraße. Wer den Verlockungen einer Buschenschenke widerstehen möchte, aber Platz in der Satteltasche hat: Die Vinofaktur hat eine riesige Auswahl an lokalen Delikatessen. Noch ein kurzer Blick vom Wasserturm Gamlitz auf seiner Anhöhe auf die Weinlandschaften der Südsteiermark, dann geht's weiter, immer die Mur entlang.

Die wird nach dem letzten Kraftwerk in Spielfeld bald auch Grenzfluss zu Slowenien und immer "natürlicher", von Wäldern, Auen und Feuchtwiesen geprägt. Im Unesco-Biosphärenpark Murauen laden die Schiffsmühle von Mureck und der 28 Meter hohe Murturm zu Stopps. Hier - im Thermen- und Vulkanland - nehmen ringsum Mais, Kürbis und vor allem Käferbohnen den Platz der Weinreben ein.

Radeln im Unesco-Biosphärenpark: die Murauen.
Radeln im Unesco-Biosphärenpark: die Murauen.

Wer mehr über diese typischen Hülsenfrüchte erfahren möchte, lässt sich im Käferbohnenkabinett in Dietzen, kurz vor Bad Radkersburg, mehr darüber erzählen, am besten von Michaela Summer. Als Käferbohnenkönigin Michaela I. kann sie viel berichten von den Herausforderungen in Anbau, Verarbeitung und Vertrieb. Herkunftsgeschützt seit 2016 sei nur die "steirische Käferbohne". Weil: "Es sind viele asiatische Bohnen am Markt."

Expertin für eine ikonische Hülsenfrucht: Michaela Summer.
Expertin für eine ikonische Hülsenfrucht: Michaela Summer.

Badestopp auch am Schluss: Bad Radkersburg ist schließlich der Endpunkt dieser Reise. Die historische Stadt mit Blick auf das Nachbarland und den slowenischen Ort Gornja Radgona, zu Deutsch Oberradkersburg, ist für ihr Mineralwasser und ihre heißen Quellen bekannt. Dementsprechend hat sich ein lebendiges Kurzentrum mit Therme, Kurpark, Hotels, Cafés und Geschäften sowie weiteren Radwegen entwickelt, das das Ensemble aus Palais, Arkadenhöfen, Kirchen, Rathausturm und Stadtmauer bestens ergänzt.

RADELN AN DER MUR: INFO & ADRESSEN

Murradweg/R2:
vom Salzburger Lungau bis Bad Radkersburg an der slowenischen Grenze 357 km (weitere rund 101 km in Slowenien und Kroatien), www.steiermark.com/murradweg

Radverleih:
Bicycle: Radstation am Hauptbahnhof in Graz, bicycle.at/verleih
Rent an eBike, Ruhri KG: www.ebike-suedsteiermark.at

Tipps:
Freilichtmuseum Stübing und Österreichischer Skulpturenpark: www.museum-joanneum.at

Kulinarik:
Der Steirer Graz - Restaurant & Weinshop: österreichische Küche, steirische Tapas, Shop, www.der-steirer.at
Besucherzentrum Grottenhof: Shop, Vinothek, Museum, www.besucherzentrum-grottenhof.at
Schiffsmühle Mureck/Restaurant: www.schiffsmuehle.at
Weingut & Buschenschenke Zweytick in Retznei: hervorragende kalte Speisen, Weinverkostungen, www.zweytick.at
Vinofaktur Genussregal Südsteiermark: www.vinofaktur.at
Käferbohnenkabinett/Bäcksteffl Bauernspezereien: www.baecksteffl.at