Andreas Rieser

Andreas Rieser (* 1. Juli 1908 in Dorfgastein; † 3. März 1966 in Bramberg) war Pongauer Bauernsohn und katholischer Priester und kam 1938 als von den Nationalsozialisten politisch Verfolgter in KZ-Haft.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben und Schicksal bis 1938
Andreas Rieser stammte aus der Familie des Präaubauern Josef Rieser und seiner Frau Theresia, geborene Herzog, in Dorfgastein. Er wurde am 10. Juli 1932 in Salzburg zum katholischer Priester geweiht und war von 1933 bis 1938 zuerst als Kooperator in der Pfarre Stumm im Zillertal tätig und kam dann im Alter von 30 Jahren im Juni 1938 als Pfarradministrator in seine Heimat-Pfarre Dorfgastein.
In diesem Jahr wurde der Dorfgasteiner Kirchturm renoviert. Gemäß einer jahrhundertealten Tradition verfasste Rieser als damaliger Pfarrleiter eine Urkunde und schilderte darin die in dieser Zeit gegebenen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Nach seiner Überzeugung durfte hier eine Kritik an Hitler und seinem Regime nicht fehlen.
Jener Spengler aus dem Pongau, der diese Urkunde in seiner beruflichen Eigenschaft vor der Kreuzaufsteckung im Kreuzknauf hinterlegen und einlöten sollte, brach das versiegelte Dokument widerrechtlich auf und denunzierte Rieser bei örtlichen Nationalsozialisten. Rieser wurde in der Folge verhaftet und wegen „Schmähung des Führers und der Partei“ und wegen Hochverrates angeklagt und verurteilt. Er kam in KZ-Haft.
1938 – 1945 Lagerhaft
Andreas Rieser verbrachte die Jahre bis 1945 in Lagerhaft in den Konzentrationslagern Buchenwald (1939-1940) und Dachau (1938-1939 und 1940-1945) und wurde am 1. Mai 1945 durch Angehörige der US-Armee befreit. Er hatte trotz schwerer Misshandlungen und Folter sieben Jahre Konzentrationslagerhaft überlebt, war aber gesundheitlich für sein weiteres Leben gezeichnet, was letztlich auch zu seinem frühen Tod im Alter von 58 Jahren führte.
Nachkriegszeit
Andreas Rieser war nach dem Krieg zunächst von 1945 bis 1948 Kooperator in Reith im Alpachtal in Tirol, dann ab 1. August 1948 jahrelang Pfarrer in Bramberg im Oberpinzgau. Im Religionsunterricht soll er von den Gräueltaten in den Konzentrationslagern erzählt haben. Besonders störend empfand er die Tatsache, dass „im Lehrerkreis auch einige gewesen“ seien, die es sich in der Zeit des Nationalsozialismus „ganz gut eingerichtet haben“.
1962 organisierte er die Renovierung der Pfarrkirche Bramberg und beteiligte sich trotz seines schlechten Gesundheitszustandes auch selbst an den Bauarbeiten.
Andreas Rieser starb letztlich an den Spätfolgen seiner in Lagerhaft erworbenen Gesundheitsschäden und wurde am Ortsfriedhof in Bramberg beigesetzt. Im November 2013 benannte die Gemeinde Bramberg den Kirchplatz im Gedenken an ihn Andreas-Rieser-Platz. Damit erfuhr Andreas Rieser, der aus Überzeugung und ohne Furcht − entgegen dem damaligen Zeitgeist − als Mensch und Katholik gehandelt hat, eine späte öffentliche Würdigung.
Literatur
- Christian Wallner, Fernsehspiel Der Zwiebelturm (1983)
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien, Widerstand und Verfolgung in Salzburg, Band 2, S. 299ff, Österr. Bundesverlag, Wien und Universitätsverlag Anton Pustet, Salzburg 1991
- Susanne Rolinek, Gerald Lehner, Christian Strasser, Im Schatten der Mozartkugel, Czernin Verlags GmbH, Kupkagasse 4, 1080 Wien, 2010
- Ausstellung Blutzeugen des Glaubens, Archiv der Erzdiözese Salzburg
- Rudolf Leo, Der Pinzgau unterm Hakenkreuz, S. 224, Otto Müller Verlag 2013
Quellen
- www.dorfgastein.at
- salzburg.orf.at
- www.salzburg.com
- diese drei Quellen abgerufen am 31. Dezember 2013
- Datenergänzung, Quelle Facebook Historischer Pinzgau, abgefragt am 11. April 2017
- Rieser, Andreas (1908-1966) Regesta Ecclesiastica Salisburgensia (RES)
Fußnoten
- ↑ Birgit Kaiser: Andreas Rieser in Christus im KZ, Sankt Ullrich Verlag, Augsburg, 2011, ISBN 978-3-86744-164-3, S.179-194
Vorgänger |
Pfarrer von Bramberg am Wildkogel 1948–1966 |
Nachfolger |