Augustiner-Chorfrauen

Die Augustiner-Chorfrauen (lat. Congregatio Beatae Mariae Virginis), Ordenskürzel CBMV, sind ein römisch-katholischer Frauenorden.
Allgemeines
Der Orden wurde 1597 in Frankreich vom heiligen Pierre Fourier und von der seligen Alix le Clerc gegründet.
Die Augustiner-Chorfrauen und Salzburg
Im Jahr 1877 überließ das Benediktinerstift St. Peter den aus dem badischen Rastatt vertriebenen Augustiner-Chorfrauen Schloss Goldenstein in der Flachgauer Gemeinde Elsbethen, wo sie das Augustinerinnen-Kloster Goldenstein einrichteten. Die Augustiner-Chorfrauen betrieben dort die Mädchenhauptschule Goldenstein. Weiters waren sie 40 Jahre bis 2023 in Maria Kirchental im Pinzgau vertreten. Mit Ende 2023 wurde nach 147 Jahren auch der Standort in Schloss Goldenstein aufgegeben.
Seit Weihnachten 2023 leben die drei verbliebenen Schwestern Rita, Bernadette und Regina nicht mehr im Kloster in Elsbethen. Der Gesundheitszustand der drei Schwestern hatte sich in den letzten Monaten 2023 rapid verschlechtert, so die offizielle Begründung. Markus Grasel, der Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Reichersberg, der seit Oktober 2022 für das Kloster Goldenstein als Apostolischer Kommissar zuständig ist, veranlasste dies. Das Kloster blieb vorerst bestehen, die Messen in der Schlosskapelle von Goldenstein sind ausgesetzt.
Ausquartierung wider Willen
Schwester Regina und Schwester Bernadette lebten zunächst in der von den Halleiner Schwestern Franziskanerinnen geführten Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg in Oberalm. Schwester Rita verbrachte die Weihnachtszeit im Stift Reichersberg und wartete auf einen freien Platz im Schloss Kahlsberg, wohin sie im Laufe des Jahres 2023 ebenfalls zog. Bis dahin lebte sie im Kloster der Augustiner-Chorfrauen in Essen in Deutschland.
2025 wurde aber dann bekannt, dass die drei Schwester gegen ihren Willen in die Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg übersiedeln mussten. Markus Grasl hatte im März 2022 einen Übergabevertrag ausgehandelt. Weil die Schwestern aber den Schulbetrieb weiter garantiert haben wollten übernahm die Erzdiözese Salzburg Trägerschaft der Mittelschule. In diesem Vertrag wurden den drei verbliebenen Nonnen ein Wohnrecht auf Lebenszeit zugesichert, doch mit dem Zusatz "solange dies gesundheitlich sowie geistlich vertretbar ist". Anmerkung: Geistlich, nicht geistig.
Jedoch wurde Schwester Bernadette zu Weihnachten 2023 nach einem kurzen, stationären Aufenthalt in einer Klinik in Bad Dürrnberg "nur mit einem Nachthemd bekleidet", nicht in das Kloster zurückgebracht, sondern in die Seniorenresidenz Kahlsperg, die von der Caritas geführt wird. Den beiden anderen Schwestern ergeht es ähnlich. "Wir konnten nicht mehr in unsere Räume zurück, die Schlösser wurden ausgetauscht, wir hatten keinen Zugang mehr zu unseren Habseligkeiten", sagt Schwester Bernadette zu dem in ihren Augen unchristlichen Umgang.
Seitdem kämpften die drei Nonnen, mittlerweile unterstützt von ehemaligen Schülerinnen, um ihre Rückkehr in ihr Kloster. Doch der Probst von Reichersberg blieb hart und nahm schriftlich Stellung zu den Vorwürfe. Er habe handeln müssen, weil sich im Dezember 2023 die Gesundheitssituation der drei Schwestern rapide verschlechtert habe. "Ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein war aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern, sowie den ordensspirituellen Erfordernissen, des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar", so der Probst.
Bei zwei Vor-Ort-Terminen des Medienunternehmens InfoMediaWorx machten die drei Schwestern einen altersgerechten, fitten Eindruck. Offiziell hat nur Schwester Regina (86) wegen Rückenproblemen die Pflegestufe 4 und benötigt nach eigener Aussage Hilfe bei der Körperpflege. Auch Schwester Bernadette (88) hatte zunächst die Pflegestufe 4, wurde aber mittlerweile auf 3 zurückgestuft, "die haben hier in Kahlsperg gemerkt, dass ich keine Pflege brauche", und Schwester Rita (81) hat überhaupt keine Pflegestufe und braucht auch keinen Rollator.
Neben dem Umstand, dass sich die Schwestern zwangsweise umgesiedelt fühlen, geht es aber auch um viel Geld. Dazu ist im Übergabevertrag festgehalten: "Für die finanzielle Absicherung des Lebensabends ist durch die Chorfrauen selbst vorgesorgt". Stift Reichersberg und die Erzdiözese wussten also vom Vermögen des Klosters, das großteils für den Erhalt der Schule aufgebraucht wurde. Schwester Bernadette hatte zudem 50.000 Euro von ihrer Mutter geerbt, ein Privatvermögen, dass Mitgliedern einer Ordensgemeinschaft nach dem Gelübde der Armut eigentlich nicht zusteht. Das Geld sollte für den altersgerechten Lebensabend verwendet werden. Dieses Geld ist nun verschwunden und die Schwestern haben keinen Zugriff mehr zu ihren Konten.
Diese Vorwürfe und Anschuldigungen "treffen mich persönlich sehr", sagt Probst Grasl, und distanziert sich "von Rufschädigung, Verleumdungen und falschen Behauptungen, die jene Menschen betreffen, die um die Pflege und Betreuung der Schwestern bemüht sind“. Die Präsidentin der Föderation der Chorfrauen Sr. Christine Rod. soll den drei Schwestern sogar schriftlich mit einer Verleumdungsklage gedroht haben. Schwester Bernadette soll gesagt worden sein, dass sie für ihre Aussagen ein Jahr lang ins Gefängnis kommen kann. Das das schreckt sie jedoch nicht ab und will weiter um die Rückkehr kämpfen, "ich sterbe sicher nicht hier im Seniorenwohnhaus". Dass sie mit ihrem Widerstand auch gegen ihr Gehorsams-Gelübde verstößt ist ihr bewusst, "aber Wahrheit muss Wahrheit bleiben, auch in der Kirche".[1]
Am Donnerstag, 4. September 2025, hatten dann Helfer in dem seit fast zwei Jahren unbewohnten Trakt der Schwestern, der "Klausur", die Strom- und Wasserversorgung wieder hergestellt, einzig das Warmwasser funktioniert noch nicht, weil der Boiler in einem anderen Teil des Schlosses untergebracht ist. Schon zuvor wurde mit Hilfe eines Schlossers das Schloss der Türe zu den Räumen der Schwestern wieder ausgewechselt. Nach deren "Umzug" in die Seniorenresidenz hatten man das Schloss ausgewechselt.
Am Freitag, den 5. September wurde aus Kirchenkreisen - nicht Stift Reichersberg und nicht die Erzdiözese Salzburg - einen Kompromissvorschlag bekannt, der für die beteiligten Parteien gesichtswahrend sein könnte: Die Schwestern bekommen offiziell einen Schlüssel und Zugang zu ihrer Klausur und dürfen offiziell an den Wochenenden in Schloss Goldenstein bleiben, unter der Woche werden sie aber weiterhin in Schloss Kahlsperg wohnen.
Im Namen der Schwestern teilte Christina Wirtenberger (die beim Umzug der Schwestern half) mit, dass dies möglicherweise ein Kompromissvorschlag sein könnte. Aber die Schwestern wollen aber auf einen Fall nach Kahlsperg zurück, vielleicht in einer andere Einrichtung. Die Schwestern wollen auf alle Fälle in Elsbethen, also in der Nähe ihres Klosters bleiben. Dazu stünde bereits eine private Wohnung in Elsbethen von einer ehemaligen Schülerin für sie bereit, hätte die Heimkehr am Donnerstag in das Schloss nicht geklappt.[2]
Ehrenbürgerinnen von Elsbethen
Rita Hörtenhuber (80), Bernadette Bangler (87) und Regina Rechberger (85) wurde am Sonntag, den 2. Juni 2024 die Elsbethner Ehrenbürgerschaft verliehen. Die drei Schwestern vom Orden der Augustiner-Chorfrauen Goldenstein seien durch ihr Wirken in der Schule eng mit dem Ort verbunden, betonte Bürgermeister Matthias Herbst.
Videolink
- www.facebook.com InfoMediaWorx von der Rückkehr der Schwestern am 4. September ins Kloster
Weblink
- www.stift-reichersberg.at Augustiner-Chorfrauen - Kloster Goldenstein / Elsbethen bei Salzburg
Quellen
- www.ordensgemeinschaften.at
- SALZBURGWIKI-Artikel
- "Salzburger Nachrichten", 11. Jänner 2024, Seite 8
- www.sn.at, 2. Juni 2024
- infomediaworx.wordpress.com. 5. September 2025: Erzwungenes „Kirchenasyl“ – Klosterschwestern kehren ins Schloss zurück
- www.podcast.de "Die Dunkelkammer", #213 Die Nonnen von Goldenstein #1 "Unsere Menschenrechte werden mit Füßen getreten"
- www.podcast.de "Die Dunkelkammer", #215 Die Nonnen von Goldenstein #2 "Die Wahrheit wird herauskommen"
- www.katholisch.at, 19. August 2025: Goldensteiner Schwestern: Erzdiözese und Stift weisen Kritik zurück
- www.ordensgemeinschaften.at, 19. August 2025: Stellungnahmen zur Berichterstattung über die Goldensteiner Schwestern
Einzelnachweise
- ↑ InfoMediaWorx im 21. August 2025
- ↑ InfoMediaWorx vom 5. September 2025 sowie 4. September 2025