Café Tomaselli

Das Café Tomaselli ist eines der bekanntesten Kaffeehäuser der Stadt Salzburg.
Geschichte
Das heutige Café Tomaselli befindet sich seit 1764 im Haus Alter Markt 9 (Ecke Churfürststraße). Die Geburtsstunde des Cafés Tomaselli war bereits am 31. März 1700, als Jean Fontaine noch Haus Goldgasse Nr. 5 sein Cafegewölb Fontaine eröffnete. 1764 hieß es dann Café Staiger. Nach seinem Tod wechselte das Café mehrmals seinen Besitzer (u. a. ein Josef Johann Hruby, der das Cafegewölb Hruby an seine Tochter übergab, die mit dem Feldtrompeter Engelhart verheiratet war und es zum Engelhart'sche Cafegewölb wurde), bis am 3. August 1753 der aus Wien stammende fürstbischöflich Lavant'sche Hofmeister Anton Staiger von Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach die Genehmigung "(...) das Engelhart'sche Cafégewölb mit allen seinen Möbeln unverrückter an sich zu nehmen ..." erhielt.
Staiger betrieb das Café Staiger noch elf Jahre an der Goldgasse, ehe er 1764 in das Eckhaus gegenüber der Alten Residenz in die "Zillnersche Behausung" übersiedelte, wo er 1772 die Schokolademacherkonzession erhielt. Sein Sohn Franz Anton Staiger vergrößerte das Café. Dessen Sohn Josef übergab es dann Pächtern.
Nun gab es aber auch noch andere Kaffeehäuser in der Stadt Salzburg. Da war das Gerlich'sche Kaffeehaus, das durch Heirat der Tochter von Johann Franz Gerlich mit dem Beamten des Domkapitels, Leopold Erich zum "Erich'schen Kaffeehaus" wurde. Die Stieftochter dieses Ehepaares, Antonia Honikel (auch Honigl geschrieben), erbte das "Erich'sche Kaffeehaus" und heiratete den "hochfürstlichen Hofvirtuosen" und späteren Hoftenoristen am kaiserlichen Hof in Wien Giuseppe Tomaselli.
1833 erfolgte die Unterzeichnung des Schenkungsvertrags über das Eigentum am zweiten Stockwerk des Salzburger Kaffeesiederhauses (Kaffeestöckl), Getreidegasse Nr. 321 (heute Nr. 24), das Antonia in die Ehe mitgebracht hatte. Einer ihrer Söhne, Carl Tomaselli senior, gelernter Zuckerbäcker, übersiedelte daraufhin nach Salzburg. Er kaufte am 12. März 1852 das "Staiger'sche Kaffeehaus", das Kaffeehaus am Marktplatz (heute Alter Markt), um 36.000 Gulden Reichswährung von Josefa Staiger. Damit begründete er den Tomaselli'schen Familienbetrieb.
Carl Tomaselli senior richtete das Haus völlig neu ein, eröffnete in den Räumlichkeiten des Nebengebäudes, die er kaufte, seine Konditorei und etablierte damit den neuen Typus des Konditorei-Kaffeehauses in Salzburg. Backwaren wurden im Gassenverkauf, aber auch auf dem Tablett direkt an den Kaffeehaustischen angeboten. Der Betrieb florierte von Anbeginn, wobei das Publikum breit gestreut war. 1859 erweiterte Tomaselli das Café, zunächst durch eine Überdachung des Vorgartens, dann durch den Bau des sogenannte Sommersalons, eines nur im Sommer gegenüber dem Café geöffneten Kiosks.
Das Café, in dem in- und ausländische Zeitungen auflagen, Billard sowie Kartenspiel angeboten wurde, entwickelte sich rasch zu einem Aushängeschild der aufstrebenden Saisonstadt Salzburg. 1865 übersiedelte Tomaselli sein "Zuckerbäckerei-Verkaufs-Gewölbe" in ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes und erweiterte das Café um die frei gewordenen Räumlichkeiten. 1868 übergab er das Konditorgewerbe an seinen Schwiegersohn Rudolf Baumann.
Nach dem Tod der Eltern übernahm Carl Tomaselli junior (* 1839; † 1914) 1887 das Café und führte es mit seiner Frau Elise, geborenen Leiler (* 1854; † 1928). Er ließ 1888 das Café mit elektrischem Licht ausstatten und eröffnete 1891 dort einen "Damen-Salon". 1894 wurde eine Marmorfassade und eine elektrische beleuchtete Terrasse errichtet.
Elise war als Frau Tomaselli ein echtes "Stück Salzburg"[1] und Förderin des Museums Carolino Augusteum. Nach dem Tod von Carl leitete Elise Tomaselli das Café, ließ 1921 die Kaffeeküche vergrößern und den Hofraum überdachen. Ab 1927 strahlte der Name des Cafés Tomaselli in einer Leuchtreklame mit blauem Neonlicht.
Ihr zweitältester Sohn Richard Tomaselli übernahm das Café Bazar, der jüngste, Otto, 1906 das Café Tomaselli. Nach seinem Tod 1925 führte es seine Frau Olga, geborene Daghofer (* 1890; † 1973), eine Enkelin des Landtagsabgeordneten Bartholomäus Angelberger, bis nach dem Zweiten Weltkrieg weiter und überließ es 1950 ihren Kindern.
1937/1938 wurde nach Plänen des Salzburger Architekten Otto Prossinger die Tomaselli-Terrasse im ersten Stock errichtet.
Kurioses Schild

Am Seiteneingang zum Café Tomaselli in der Churfürststraße erinnert eine Tafel an die ehemalige Wohnung im selben Gebäude von Constanze und Georg Nikolaus Nissen mit vier unrichtigen Angaben: 1. war Nissen nicht adelig - das war eine Erfindung von Constanze, um den Nachlass von Wolfgang Amadé Mozart besser vermarkten zu können, 2. kam die Familie erst 1824 nach Salzburg, 3. lebten die Söhne Mozarts zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei ihrer Mutter in Salzburg und 4. wohnten Constanze und ihr Mann im Haus Alter Markt 5 und nicht im Haus des Cafés Tomaselli.
Das Unternehmen
Das Unternehmen wird als Cafe Tomaselli GmbH geführt.
Bilder
Café Tomaselli – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Café Tomaselli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Walburg Schobersberger: "Vom Cafégewölb zum Literatencafé", in: Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschicht, Bd. 20, 1995.
- Gerhard Ammerer: Das Tomaselli und die Salzburger Kaffeehaustradition seit 1700, Wien, Brandstätter Verlag, 2006, ISBN 3-902510-22-6 / 978-3-902510-22-8
- www.biographien.ac.at
- → ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 389f.
- ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 24. Dezember 1925: Dr. Franz Martin: "Das erste Kaffeehaus in Salzburg"
Einzelnachweis
- ↑ Zitat aus der Schriftenreihe "Salzburg Archiv" des Vereins Freunde der Salzburger Geschicht, Band 20, 1995, Beitrag Walburg Schobersberger: "Vom Cafégewölb zum Literatencafé", Seite 328
Vorgänger |
Die Entstehung des Cafés Tomaselli seit 1852 |
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