Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach

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Portrait Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach im DomQuartier.
Wappen des Fürsterzbischofs Sigismund Christoph Graf Schrattenbach

Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach (* 28. Februar 1698 in Graz; † 16. Dezember 1771 in der Stadt Salzburg) war 1753 bis 1771 Fürsterzbischof von Salzburg der letzte Fürst des Rokoko.

Leben

Graf Schrattenbach entstammte einem alten steirischen Adelsgeschlecht. Mit 52 Jahren wurde er zum Vorsitzenden des Domkapitels in Salzburg gewählt und bereits drei Jahre später in einer zähen Wahl zum Fürsterzbischof gewählt. Es erforderte 49 Wahlgänge an 13 Tagen, bevor er am 5. April 1753 als neuer Fürsterzbischof feststand. Nach dem 50. ergebnislosen Wahlgang hätte der Papst einen Erzbischof ernennen müssen. Am 7. Mai hielt der neue Erzbischof traditionsgemäß von Schloss Freisaal aus den feierlichen Einzug in die Stadt und ergriff damit von seiner Residenz Besitz.

Bautätigkeit

Als Fürsterzbischof ist er uns als eifriger und fleißig arbeitender Fürst überliefert. Am liebsten erledigte er alle Akten selbst. In seine Regierungszeit fallen die Errichtung des Arbeitshauses in St. Rochus für Raufer und Unzüchtige in Maxglan, das Mädchen- und das Knabenwaisenhaus in Mülln, der Bau des Sigmundstors durch den Mönchsberg - einzige Erinnerung heute an ihn, nachdem der Sigmundsplatz umgetauft wurde, die Errichtung der Mariensäule auf dem Domplatz sowie die Gründung von weiteren Waisenhäusern. Am 4. September 1756 weihte er die Kirche von Mayrhofen im Zillertal. In der Bergbaugemeinde Leogang im Pinzgau ließ er in den Jahren 17691770 die Knappenkapelle St. Anna erbauen.

An der Radstädter Tauernstraße ließ der die Poststation Untertauern errichten und vermehrte die Postfahrten auf nun zweimal wöchentlich.

Förderer von Mozart

Privat gab es keine Aufsehen erregenden Erlebnisse. Er liebte Hunde und konnte Gnadengesuchen in Versform nicht widerstehen. Nur mit dem Domkapitel verstand er sich nicht so gut. Denn er beharrte auf seinen Meinungen, die, wie er sagte, Eingebungen des Heiligen Geistes seien. Aber auch umgekehrt versuchten Mitglieder des Domkapitels immer wieder zu intrigieren.

Er bleibt der Nachwelt vor allem als Förderer der Familie Mozart in Erinnerung. In seinem Gefolge soll Leopold Mozart, der Vater von Wolfgang Amadé zum Hofkapellmeister und Hofkomponisten aufgestiegen sein. Auch sein Sohn, Wolfgang Amadé Mozart, wurde vom Fürsterzbischof bereits im Alter von 14 Jahren zum Hofkapellmeister bestellt.

Die Freigiebigkeit, die Graf Schrattenbach nicht nur den Mozarts gegenüber an den Tag legte, führte dazu, dass das Land am Ende seiner Herrschaftszeit hoch verschuldet war. Dafür fand man in den fürsterzbischöflichen Gemächern, an allen möglichen Orten verstreut, mehr als 200.000 Gulden, die sich der Fürsterzbischof zur Seite gelegt hatte. Wie Franz Martin über ihn schrieb, war er kein großer Fürst, aber ein echter Vertreter der Rokokozeit, kleinlich, spielerisch und mit lockerer Hand in der Wirtschaft, aber liebenswürdig, ein Förderer der Künste, ein Menschenfreund[1]. Von ihm wird erzählt, dass er die Kinder liebte, sich an lustigen Gebärden und Ausdrücken erfreuen konnte und Leute gerne beschenkte.

1757 beauftragte er den Maler Benedikt Werkstätter mit der Ausgestaltung von drei Zimmern der Fürstenzimmer im Pfleghaus der Saline Hallein mit Ölgemälden[2].

Der Fürsterzbischof schenkte z. B. den Atlas Salisburgensis von Joseph Jakob Fürstaller seinem Weg- und Baukommissär Johann Elias von Geyer und den Globus der Benediktineruniversität. Dieser wurde bald mit Staub und Moder bedeckt, der Atlas nach dem Tode Geyers am 28. April 1791 öffentlich versteigert, Hofrath von Schidenhofen erstand ihn um 7 fl 80 kr.

Doch nicht nur ein Loch im Geldbeutel des Landes, auch eines im Mönchsberg war Schrattenbach zu verdanken. Während seiner Amtszeit wurde es Neutor, später Sigmundstor und jetzt doch wieder Neutor benannt, errichtet und damit der Weg in den Stadtteil Riedenburg und den damaligen Vorort Maxglan wesentlich verkürzt. Er war auch der einzige Fürsterzbischof, der sich auf einem öffentlichen Gebäude in der Innenstadt darstellen ließ. Über dem Ostportal des Sigmundstors an hochöberster Stelle ließ er sein Abbild anbringen und darüber einmeißeln: Te saxa loquuntur (Von dir sprechen die Steine).

Am 14. April 1762 weihte er den späteren Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in Salzburg zum Bischof von Gurk.

Fürsterzbischof Sigismund starb nach langem Gallen- und Nierenleiden am 16. Dezember 1771.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle Salzburger Nachrichten 7. Juli 2010
  2. Quelle Keltenmuseum
Zeitfolge


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