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Geschichte Saalbach-Hinterglemms

Die ältesten Nachweise über eine Besiedlung stammen aus dem Jahr 1222. Der Name "Salpach" ist in einem Urbar von 1350 als Bezeichnung eines Meierhofes zum ersten Mal erwähnt. Um diesen entstand das Dorf Saalbach, welches das wirtschaftliche Zentrum des Gemeindebereiches wurde. Schon vor 1410 bestand im Ort auch eine Kirche.

1489 verlieh Fürsterzbischof Johann Beckenschlager dem Ort das Marktrecht. Trotzdem blieb Saalbach bis ins 20. Jahrhundert eine weitestgehend agrarische und arme Gemeinde. Erst der nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem aber nach 1945 einsetzende Fremdenverkehr, besonders im Winter, brachte nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung.

Blick auf das älteste Gebäude der Gemeinde, in dem sich heute das Hotel Post Saalbach befindet.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhundert arbeiteten in Saalbach-Hinterglemm fast alle Menschen in der Landwirtschaft. Sie diente ausschließlich der Selbstversorgung. Die Bauern und ihr zahlreiches Gesinde führten ein kümmerliches Leben, denn die Höhenlage, die steilen Hänge und häufige Unwetter waren für den lebenswichtigen Ackerbau ungünstig. Alles musste dem Boden mühsam abgerungen werden. Im Zuge der Erstellung des Franziszeischen Katasters wurden in den 1830er-Jahren umfangreiche Aufzeichnungen über die Lebensverhältnisse in Hinterglemm erstellt. 1830 stellten die hiesigen Bauern fest, dass Hinterglemm in den letzten zwölf Jahren sieben Mal von schwersten Hagelschäden heimgesucht worden sei und dass im gleichen Zeitraum 25 bis 30 Mal auf den Almen und höher gelegenen Berggründen im Sommer Schnee gefallen sei, wobei in 18 Fällen der Schnee auch im Tal großen Schaden an Getreide und Gras angerichtet habe. Angebaut wurde vor allem Roggen, dazu Weizen, Hafer, Gerste, Kraut, Rüben, Bohnen, Erbsen und Salat. Hauptnahrung waren Milch-, Schmalz- und Mehlspeisen. Man aß sehr fett, um Mehl zu sparen. Spätestens zu Weihnachten war der Weizen aus, zu Ostern auch der Roggen. Dann musste zugekauft werden.

Weil die Äcker so bescheidene Erträge lieferten, versuchte man, das durch eine intensive Viehzucht auszugleichen. Dabei war man auf einen möglichst langen Almsommer angewiesen. Die Weiden im Tal reichten nicht lange, um den großen Viehbestand zu ernähren. Immer wieder kam es vor, dass Vieh verhungerte, weil auf den Almen beim Auftrieb noch Schnee lag, so etwa im Jahr 1917. Das Leben im Tal hatte sich über Jahrhunderte kaum verändert. Was draußen passierte, zeigte wenig Auswirkungen. Selbst die Kriege kamen nicht ins Tal. Es war dort nichts zu holen. Großes Leid brachten sie dennoch, weil die Männer eingezogen wurden und die Ernährungslage noch schlechter wurde. Die Saalbacher mussten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl stets auffällig viele Soldaten stellen, schrieb Ortschronist Siegfried Weitlaner in seinem in den 1980er-Jahren verfassten Heimatbuch.

Noch 1940 wurde in Saalbach-Hinterglemm auf 56 Hektar Roggen und auf 20 Hektar Weizen angebaut. Erst dann kam der Aufschwung, und bis Mitte der 1960er-Jahre wurden alle Äcker aufgegeben. In diesen Jahren veränderte sich das Dorf durch den Fremdenverkehr grundlegend. Es gab einen beispiellosen Bauboom. Möglich machten das erst die kargen Berge und die langen Winter, die den Ackerbau einschränkten. Sie verwandeln Saalbach-Hinterglemm aber auch alljährlich in ein Paradies für Wintersportler.

Siegfried Weitlaner, der von 1971 bis 1981 Landesgendarmeriekommandant war, hat für sein detailreiches Buch Aufzeichnungen der Gemeinde, der Gendarmerie, der Pfarrer und der Schule ausgewertet und dabei auch die Entwicklung des Skisports nachverfolgt. Demnach brachte 1898 Josef Wallner den ersten Ski nach Saalbach. Der Knecht aus Vorderglemm war nach Mürzzuschlag ausgewandert und dort gräflicher Revierjäger gewesen. Der steirische Ort war eine Wiege des mitteleuropäischen Skilaufs, und Wallner verwendete die Ski auf seinen Pirschgängen. Als er später nach Saalbach zurückkam, nahm er sie mit. Das Dorf konnte seine große Familie wegen des Lebensmittelmangels aber nicht aufnehmen. Wallner ging wieder nach Mürzzuschlag, wo er sich später erschoss.

Die Ski hatte er in Saalbach an seinen Schwager verkauft, der nichts damit anzufangen wusste und sie dem Oberlehrer Peter Höll weitergab. Der sportbegeisterte Lehrer und seine Kollegen Ludwig Ramsauer und Hermann Hueter brachten in den Jahren darauf vielen Saalbacher Kindern das Skifahren bei und machten Werbung für das Skigebiet Saalbach. 1903 erreichten drei Juristen mit Ski von Hochfilzen aus über den Spielbergsattel das Glemmtal und waren von dem Gelände begeistert. Auch sie betrieben intensive Mundpropaganda. 1904 kamen 20 Mann einer Tiroler Kaiserjägereinheit, ebenfalls mit Ski, und nächtigten im Gasthaus Neuhaus. Sie waren wohl die ersten skifahrenden Gäste. 1906 lehnte die Gemeinde die Aufnahme Saalbachs in das "Illustrierte Reisealbum München" ab, weil wegen der herrschenden Armut kein Interesse an der Zuwanderung von Fremden bestünde.

Aber die Berichte über das herrliche Skigebiet machten auch so die Runde. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen zu Weihnachten im Schnitt 50 Gäste. Bauern stellten Zimmer zur Verfügung und richteten einfachste Massenlager her. Die Zahl der Nächtigungen wuchs bis in die 1930er-Jahre auf rund 45 000. Aber es gab immer wieder Einbrüche infolge von Krisen wie den beiden Weltkriegen, der Weltwirtschaftskrise, der 1000-Mark-Sperre und dem Bürgerkrieg. Die Armut war noch nicht überwunden.

Im Kriegsjahr 1918 notierte der Pfarrer: "Was wir heutzutage alles essen müssen, das haben zu Friedenszeiten nicht einmal die Schweine gefressen." 1919 verbot die Gemeinde den Aufenthalt von Fremden. Die wenigen Gäste mussten den Ort verlassen, weil man keine "Umsonstesser" brauchen konnte. 1920 kann die Gemeinde den Arzt nicht bezahlen, er muss sich mit einer Lederhose und Tuch für zwei Hemden begnügen. 1929 wird für Nichteinheimische das Pflücken von Preiselbeeren und Heidelbeeren verboten, weil man sie selbst zum Essen benötigt. 1932 meldet die Gemeinde wegen der Finanznot ihr Telefon ab. Im Dezember 1935 musste der Bürgermeister für 14 Kinder verarmter Familien das tägliche Mittagessen organisieren.

Gasthof zur Post in Saalbach, historische Ansichtskarte aus dem Jahr 1938.

Nach dem Krieg setzte schnell eine Aufbruchsstimmung ein. Die Kriegsgeneration sei bereit gewesen, alles zu wagen, um nicht mehr um das tägliche Brot kämpfen zu müssen, schrieb Weitlaner. Und sie setzte alles auf den Tourismus, der in der Zwischenkriegszeit phasenweise schon gut funktioniert hatte. Man erfuhr, dass in Mittersill, wo die Nationalsozialisten eine Heeresversuchsstelle zur Erprobung von Seilbahnen für Kriegszwecke unterhielten, noch viel Material lagerte. Einige risikofreudige Saalbacher bekamen von den Amerikanern die Erlaubnis, sich Material zu holen, und bauten daraus den ersten Lift im Ort, den Kohlmaislift. Er wurde 1946 eröffnet und lief von Anfang an gut. Dann folgten weitere Anlagen fast im Jahrestakt. 1950 wurde am Zwölferkogel, dem Berg der FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2025, der erste Lift in Hinterglemm gebaut. Gleichzeitig wuchsen die Pensionen wie die Pilze aus dem Boden. Von 1946 bis 1959 wurden in dem Ort, der zu Kriegsende rund 1 100 Einwohner hatte, 144 Fremdenverkehrsbetriebe neu gebaut.

Zum 13. Mai 1987 wurde die Gemeinde Saalbach mit der "28. Kundmachung der Salzburger Landesregierung vom 30. März 1987 über die Änderung des Namens der Gemeinde Saalbach"[1] in Saalbach-Hinterglemm umbenannt.

Eine E-Mail am 25. Juli 2019 der Gemeinde an die Bürger und Betriebe, wonach sie einen Obdachlosen nicht unterstützen sollen, schlug hohe Wellen und führte zu einem Shit-Storm in social medias. In der Mail vom 25. Juli war zu lesen, dass sich in Saalbach derzeit ein unterstandsloser Mann aufhalte. Die Bevölkerung werde gebeten "dieser Person keine Lebensmittel oder Geld zu übergeben. Leider gibt es aus polizeilicher Sicht keine Handhabe gegen ihn." Außerdem, so heißt es im Mail der Gemeinde an die Mitbürger, sollen Fenster und Türen geschlossen werden, um einen unerwünschten Besuch durch den obdachlosen Mann zu verhindern.[2]

Unglück

Am 25. Dezember 2011, einen Tag nach Weihnachten, kam es im Ortsteil Hinterglemm zu einem Großbrand im Hotel Glemmtalerhof, welches von der Frau des Salzburger FPÖ-Landesparteiobmanns Karl Schnell, Christine Schnell, betrieben wird.

Kurioses

Im Winter 20092010 legte man in Saalbach-Hinterglemm ein Schneelager von 15 000 Kubikmeter an. Diese wurden für den sicheren Saisonstart 2010–2011 für ein Snowmobil-Rennen benötigt. Da eine Absage nach Auskunft von Josef Kröll, Bergbahnen, einen wesentlich größeren wirtschaftlichen Schaden wäre, investierte man zunächst 10.000 Euro für das Lagern unter einer Spezialfolie und einer 20 Zentimeter dicken Schicht aus Hackschnitzeln. Mittlerweile sind die Kosten jedoch bereits auf 50.000 Euro angestiegen, da mehr Folien-Meter und Arbeitsstunden notwendig waren als kalkuliert. Das Depot befindet sich im Bereich der Talstation der Zwölferhorn-Nordbahn.

  1. LGBl. vom 12. Mai 1987, 28. Kundmachung der Salzburger Landesregierung.
  2. Salzburger Nachrichten vom 26. Juli 2019