AKTIV & GESUND

Frisch geliefert per Lastenrad

Weil eine junge Salzburger Familie kein passendes Obstund Gemüseabo fand, gründete sie kurzerhand einen eigenen Zustelldienst. Per Lastenrad werden ,,Fanny Fresh"-Frischeboxen geliefert.

Bis zu 16 Kisten passen in den Transportkorb. BILD: SN/RICKY KNOLL

Immer öfter greifen Herr und Frau Österreicher zu frischem Obst und Gemüse. Immer öfter tun sie das mit einem Gemüsekisterl, direkt vor die Haustür geliefert. Vor wenigen Monaten hat ein junges Salzburger Paar diese Idee in die Tat umgesetzt. „Wir haben uns dazu vieles überlegt, insbesondere ein Zero-WasteKonzept entwickelt", betont Franziska Adam-Laubenbacher.

Zwei Jahre lang haben sie herumgetüftelt, bevor sie heuer im Mai offiziell losgestartet sind. „So etwas Ähnliches gab es schon in Salzburg, aber die Betreiberin hat 2019 aufgehört. Deshalb entschlossen wir uns dazu, das selbst auf die Beine zu stellen", erklärt Ehemann Michael den Werdegang ihrer Marke „Fanny Fresh". Wobei, nomen est omen: ,,Fanny" ist Franziskas Spitzname und „fresh", also frisch, sind die Lebensmittel sowieso.

Von einem ausgesuchten Kreis von Bauern aus Salzburg und Umgebung maximale Entfernung 60 Kilometer - beziehen sie ihre Waren. Nicht alle davon arbeiten biologisch, sie vertrauen aber auf die Sorgfalt vor allem der Walser Bauern im konventionellen Anbau. Je nachdem, was gerade wächst oder erntereif ist, landet in der Frischebox - und zwar nur so viel, wie bestellt wurde. ,,So können wir sicherstellen, dass nichts übrig bleibt oder weggeworfen werden muss." Mit einem Kisten-Pfandsystem können sie verpackungsfrei liefern. „Und wenn schon einmal eine Verpackung nötig ist, etwa für empfindliche Beeren, dann verwenden wir zellulosefreies Papier bzw. kompostierbaren Karton." 

Durch die Sammelbestellung bei den Produzenten bzw. die Auslieferung per Lastenrad arbeiten sie nachhaltig und vor allem weitgehend CO₂-neutral. „Entsprechend unserem ZeroWaste-Konzept." Neben dem regionalen und saisonalen Obst und Gemüse bieten sie auch Rezeptideen, ebenso geben sie Tipps, wie Schalen, Karottengrün und Co. auch noch verwendet werden können. ,,Wir legen aber kein Papier bei, sondern es findet sich auf unserer Homepage." Schon eine ganze Reihe von Kunden schätzt ihr System, das als Abomodell aufgebaut ist.

Auf der Homepage www.fannyfresh.com gibt ein Saisonkalender den groben Überblick, was wann wächst. Eine Woche vor dem Liefertermin wissen die Kunden, was in der nächsten Frischebox landet, denn da weiß der Bauer, was er erntet. Durchschnittlich kommen neun verschiedene Sorten in die Fünf-Kilo-Kiste. ,,Wir nehmen sozusagen den Kunden die Auswahlentscheidung ab, denn es gibt halt, was es gibt."

Ausgeliefert wird innerhalb des Stadtgebiets per E-Lastenbike mit eigens angefertigter Transportbox, in die bis zu 16 Kisten passen. „Jeden Dienstag von 9 bis 12 Uhr sind wir unterwegs.

Wir haben so viel Spaß dabei, dass wir beinahe ins Streiten kommen, wer ausliefern darf", sagt Franziska und lacht.

Sie hat nach der Matura in Kleßheim an der FH Salzburg Tourismus studiert und in Kufstein ihren Master in Sport-, Kulturund Eventmanagement angehängt. In Teilzeit ist sie bei einem großen Salzburger Autokonzern für Vertriebsprojekte verantwortlich. Ihren Mann Michael kennt sie seit Jugendtagen, vor allem weil sie beide Mitglieder bei der Feuerwehr sind. Er hat die HTL, Zweig Technik und Informatik, absolviert und ist seit 17 Jahren bei einem führenden Elektrounternehmen beschäftigt, zuletzt als Abteilungsleiter für Montage. Derzeit ist er bis Jahresende in Elternkarenz, die er teilweise auch zur Weiterbildung nutzt.

Welch hohen Stellenwert frisches Obst und Gemüse in der Ernährung haben, weiß Katharina Erlmoser, die sich 2021 als Ernährungsund Gesundheitsberaterin selbstständig gemacht hat.

Katharina Erlmoser, zertifizierte Ernährungs/ und Gesundheitsberaterin. BILD: SN/RICKY KNOLL
,,Je frischer Obst und Gemüse, desto besser die Inhaltsstoffe."
K. Erlmoser, Ernährungsberaterin

,,Insbesondere lokales Gemüse ist sehr wichtig, denn kurze Transportwege stellen sicher, dass möglichst viele Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Stress und Umweltbelastungen, die unserem Körper zusetzen, haben stark zugenommen. Unser Körper kann aber nur gut funktionieren, wenn er die richtigen Bausteine vorgesetzt bekommt", erklärt die Salzburgerin. Vor allem Obst und Gemüse in der ganzen Vielfalt braucht der Organismus für die Stoffwechselvorgänge. „Das liefert die wichtigen Bausteine für den biochemischen Prozess." Düngemittel, Pestizide etc. kennt unser Körper nicht. Das bedeutet eine enorme Belastung für die Leber-zuständig für die Entgiftung im Körper -, die ohnehin bereits durch den modernen Lebensstil arg gestresst ist.

Obst und Gemüse liefern Ballaststoffe und vor allem ,füttern" sie die guten Bakterien im Darm für ein gesundes Mikrobiom. „Nicht umsonst heißt es im Sprichwort: Ist der Darm gesund, ist der Mensch gesund." Je weniger Transport- und Lagerzeiten diese Nahrungsmittel ausgesetzt sind und je gesünder der Boden ist, wo sie wachsen, desto bessere Inhaltsstoffe liefern sie den Menschen. ,,Die Darmflora braucht Diversität, je vielfältiger die Ernährung, desto besser wird das Mikrobiom. So gesehen ist es sogar ratsam, diese Lebensmittel nicht immer beim selben Bauern zu kaufen. Es hat Vorteile, wenn die Erdäpfel oder der Stangensellerie von unterschiedlichen Feldern stammen."

Eine bedeutende Rolle für die Gesundheit spielt der Säure-Basen-Haushalt im Körper. Die Ernährungsexpertin empfiehlt generell das Verhältnis 80:20, also 80 Prozent basische Lebensmittel, sprich Obst und Gemüse, sowie 20 Prozent Säurehaltiges in Form von Fleisch, Fisch oder Käse, also tierische Nahrungsmittel. ,,Insbesondere Erdäpfel und Süßkartoffeln wirken sehr gut basisch. In den vergangenen 25 Jahren haben die guten Inhaltsstoffe zwar deutlich abgenommen, dennoch wirken sie immer noch bestens auf unseren Körper. Sie sind wichtig, auch die darin enthaltenen Kohlenhydrate", betont Erlmoser. - RICKY KNOLL