FLUGREISEN

Berauschendes Belgrad

Feiern oder Kultur? Belgrad kann beides. Die Stadt ist eine brodelnde Mischungaus Aufbruch und Tradition, aus Techno und Folklore, aus Gründerzeithäusern und brutalistischen Betonklötzen. 

BILD: SN/BOGDAN LAZAR - STOCKADOBE.COM

Aus dem Club wummert der Bass, auf dem Gehsteig dröhnt Stimmengewirr. In Belgrad versammeln sich partyhungrige Menschen aus der ganzen Welt und ihre Devise lautet: Feiern, feiern, feiern! Und das am liebsten zu Techno und Elektro. Im Sommer entfaltet sich Belgrads Partypotenzial gänzlich, nämlich dann, wenn die Hausboote entlang der Donau und der Save auf ihr Deck laden - meist bei freiem Eintritt. Gut feiern lässt es sich auch in der Cetinjska 15: In der ehemaligen Brauerei sind Plattenläden und Cafés untergebracht, dazu viele jener Clubs, die sich ein neues Zuhause suchen mussten, nachdem arabische Investoren an ihrer statt das Belgrade Waterfront hochzuziehen begannen. Dieses ambitionierte Bauprojekt vereint am Ufer der Save Bürotürme und moderne Apartmentkomplexe. Unumstritten in der Bevölkerung ist es nicht; Gentrifizierung kennt man auch in Serbien.

Alle paar Jahre wird eine andere Stadt als das neue Berlin gehandelt. Bei der serbischen 1,7-Millionen-Metropole hält sich dieser Titel hartnäckig: Gerade ist es Dorćol, das als angesagtestes Ausgehviertel gilt. Im ehemaligen jüdischen Stadtteil wechseln sich Bettler mit Hipstern ab, Galerien und Kunsthandwerksläden mit Cafés, Restaurants und Altbauten. Teils renoviert, teils mit Street-Art überzogen und am Zerfallen. Ebenfalls in Dorćol öffneten die Osmanen vor mehr als 400 Jahren die erste Kafana Europas. Ursprünglich wurde dort Kaffee serviert. Im Laufe der Zeit hat sich die Kafana zur Institution entwickelt: Theaterstücke und folkloristische Konzerte werden hier aufgeführt, Treffen politischer Parteien abgehalten und selbst die Nationalversammlung tagte hier einst.

Viele dieser traditionellen Tavernen findet man heute in Skadarlija, das komplett mit Kopfsteinpflaster bedeckt ist, wie früher ganz Belgrad. Damals war das Viertel wegen seiner Nähe zum Nationaltheater ein beliebter Treffpunkt für Künstlerinnen und Künstler aller Sparten. Die Menschen, die sich hier zusammenfanden, waren Bohemiens, Freidenker, die sich gerne am Obstbrand Rakia und an philosophischen Debatten erfreuten.

Gerade für geschichtlich interessierte Kulturtouristinnen und -touristen ist der Knotenpunkt Südosteuropas ein reizvolles Reiseziel. Wie die Nachbarländer Bosnien & Herzegowina, Kroatien und Montenegro hat auch Serbien eine bewegte Vergangenheit und eine lange. Das Gebiet um Save und Donau war schon in der Altsteinzeit besiedelt. An die 40 Verwüstungen und Raubzüge hat Belgrad über die Jahrhunderte mehr oder weniger heil überstanden. Auch die Festung Kalemegdan, die über der Stadt thront, wurde von Kelten, Römern, Slawen, Türken, Österreich-Ungarn erobert und immer wieder neu aufgebaut. Von ihr aus hat man übrigens den besten Blick auf den Zusammenfluss von Donau und Save. Vor allem bei schönem Wetter lädt die Festung samt zugehöriger Parkanlage zu ausgedehnten Spaziergängen ein: Hier finden sich diverse Büsten, das Militärmuseum oder der Belgrader Zoo. Für das richtige Urlaubsfeeling, gerade im Sommer, sorgt auch der See Ada Ciganlija, der auf einer Insel in der Save liegt.

BILD: SN/JRP-STUDIO STOCKADOBE.

Eines der wichtigsten architektonischen Schmuckstücke der serbischen Hauptstadt ist das im russischen Jugendstil erbaute Hotel Moskva-Wes Anderson lässt grüßen. Das wohl bekannteste Gebäude der Stadt erhebt sich im Park neben der Nationalbibliothek: die Kathedrale des Heiligen Sava. Das im neobyzantinischen Stil erbaute Gebäude gilt als eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt. Sein Umfang ist allenfalls noch mit der Hagia Sophia in Istanbul vergleichbar. Besonders nachts, wenn Scheinwerfer die Mauern und die Brunnen im Park erhellen, macht es einen spektakulären Eindruck.

Einen Abstecher wert ist die Fußgängerzone Knez Mihailova mit ihren Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Sie führt vom Eingang der Festung über die Altstadt weiter zum Platz der Republik, wo sich das Nationalmuseum und das Nationaltheater befinden.

Ein Städtetrip ist erst ein rundes Erlebnis, wenn man sich durch die lokalen Köstlichkeiten probiert hat: Typische serbische Spezialitäten sind die Karađorđeva šnicla, ein länglich gerolltes, paniertes und gebackenes Schnitzel, gefüllt mit Käse oder Rahm, wahlweise auch mit Schinken, oder die Mućkalica, ein Eintopf mit gegrillten Fleischsorten und Gemüse. Mahlzeit! - SANDRA BERNHOFER

Service & Info

Belgrad wurde am Zusammenfluss von Save und Donau erbaut und ist als ,,das Tor des Balkans" bekannt. Die Stadt ist von einem reichen kulturellen und historischen Erbe durchdrungen. Die beste Reisezeit für Belgrad ist von April bis Oktober. Zu dieser Jahreszeit ist es warm und es fällt wenig Niederschlag. Die höchste Durchschnittstemperatur in Belgrad liegt bei 30 °C im August und die niedrigste bei 3 °C im Jänner.

Flüge ab Salzburg: mehrmals wöchentlich (ganzjährig)