Hyggelig und kosmopolitisch

BILD: SN/KOPENHAGEN MEDIACENTER
Wer mit dem Wasserbus von Kopenhagens touristischem Hotspot Nyhavn zur Oper pendelt, der bekommt Spektakuläres zu sehen: sizilianischen Marmor, mit Blattgold verkleidete Decken, kugelförmige Kronleuchter, die wie eine Lichtinstallation wirken. Das Opernhaus mit seiner spektakulären Glasfassade zählt längst zu den Top-Sehenswürdigkeiten der mehr als 800 Jahre alten dänischen Metropole, die sich am besten zu Fuß oder mit dem Rad entdecken lässt.

Es gibt mehrere Hundert Kilometer Radwege, ,,Rent a Bike"-Shops an jeder Ecke und als Krönung das ,,Københavnske Bycykel", ein robustes Stadtfahrrad, auf dem selbst der ehemalige US-Präsident Bill Clinton in die Pedale trat.
Kopenhagen sei wie eine „Bibliothek mit Schundliteratur und großen Büchern", schrieb Hans Christian Andersen über seine geliebte Heimatstadt, deren bekanntestes Wahrzeichen die Kleine Meerjungfrau ist. Schon am frühen Morgen pilgern Touristenscharen zu der 125 Zentimeter großen Bronzestatue des Bildhauers Edvard Eriksen, die in ihrem langen Leben schon einiges durchgemacht hat. Kunstbanausen enthaupteten die nackte Dame, prüde Zeitgenossen verpassten ihr einen züchtigen Bikini.
Die Kopenhagener gehen reichlich locker mit all diesen Auswüchsen um, beschweren sich weder über die Massen, die morgens aus Kreuzfahrtriesen gespuckt und nachmittags wieder eingesammelt werden, noch über die Heerscharen, die sich zur Wachablösung vor Schloss Amalienborg einfinden. Etwas anstehen muss der Kopenhagen-Entdecker bei so ziemlich jeder Sehenswürdigkeit vor allem, wenn es in die Höhe gehen soll. Der schwarz-goldene Turm der Erlöserkirche im eleganten Stadtviertel Christianshavn ähnelt einem überdimensionalen Korkenzieher. Wer ihn erklimmen möchte, sollte schwindelfrei sein, denn der letzte Teil des Aufstiegs bis zur vergoldeten Weltkugel in 90 Metern Höhe erfolgt unter freiem Himmel.

Jede Menge Geschichten bietet der kreisrunde Rundetårn. So soll Peter der Große 1716 auf einem Pferd den Spiralgang des Observatoriums hinaufgeritten sein. Unmöglich scheint dies nicht, denn der schwergewichtige Christian IV. ließ das Innere so konstruieren, dass er bequem per Sänfte oder Pferd hinaufgelangen konnte. Die Astronomen sind längst verschwunden; dafür erfreuen sich Touristen am Ausblick und dem schwebenden Glasboden.
Kopenhagen hat viele Highlights zu bieten: den Tivoli gegenüber dem Hauptbahnhof, wo sich in Vor-Corona-Zeiten bis zu vier Millionen Besucher verzaubern ließen, die Fußgängerzone Strøget mit kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés, das 400 Jahre alte Renaissancejuwel Rosenborg, wo es neben königlichen Gemächern auch die dänischen Kronjuwelen zu entdecken gibt, und natürlich Christiania, Kopenhagens umstrittenes Heiligtum. In den 1970er-Jahren begann die Freistadt als soziales Experiment, wo man ohne Probleme Haschisch, aber keine harten Drogen kaufen konnte. Heute ist das bunte Viertel mit seinen vielen Graffiti ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Auswärtige.
Wer nach all den Entdeckungen hungrig ist, der sollte nicht gleich in den hübschen Restaurants und Cafés am Nyhavn Platz nehmen. Die einst sündigste Meile Kopenhagens ist eine rechte Touristenfalle. Für einen Abstecher ins Noma, das 2021 wiederholt zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde, dürfte den meisten das Kleingeld fehlen. Also her mit dem Smørrebrød, dem üppig belegten Butterbrot, das einst als Feldarbeiterproviant Karriere machte.
Bei Schønnemann am Hauser Plads dürfte selbst dem größten Butterbrotgegner das Wasser im Munde zusammenlaufen. Angeblich soll der nette Laden, dessen Einrichtung mit dem urdänischen Prädikat hyggelig beschrieben werden kann, 100 Varianten bieten, darunter Erwins Potato Sandwich mit Kartoffeln, Shrimps und Mayonnaise. Die Tester des Smørrebrød-Guides verliehen der Lokalität glatte sechs Sterne. Dabei kennt deren Skala nur fünf. - ROSWITHA BRUDER-PASEWALD
Service & Info
Ideale Reisezeit: Jede Jahreszeit ist in Kopenhagen ganz speziell auf ihre eigene Art und Weise. Im Sommer kann es sehr heiß werden, dann sind die Strände nahe der Stadt gut besucht, wie der Amager Strandpark und der Svanemøllestranden im Norden. Grundsätzlich sollte man hier aber das ganze Jahr auf Regen vorbereitet sein.