Lebenszeit

60 Jahre als aktiver Radrennfahrer

Mit 73 Jahren tritt Kurt Pitterka immer noch bei Masters-Radrennen in die Pedale. Ein Mal würde der zweifache österreichische Meister am Berg gerne noch die Bundeshymne hören.
JÖRG RANSMAYR

Kurt Pitterka bei einem Rennen am Salzburgring. BILDER: SN/PETER HREBICEK

Knapp 1200 Radrennen mit 154 Siegen, 164 zweiten und 98 dritten Plätzen hat Kurt Pitterka in seiner langen Karriere als Radfahrer vorzuweisen. Schon früh träumte der Salzburger, der in Lehen aufgewachsen ist und mittlerweile seit zehn Jahren in Parsch am Fuße des Gaisbergs lebt, von den ganz großen sportlichen Siegen. Früher wollte er sein wie Karl Schranz - bis er in jungen Jahren Rudi Valentas Buch,,Kampf um den Goldpokal" las, das ihn derart faszinierte, dass er von da an nur mehr Radsportler sein wollte. Mit zwölf Jahren träumte er davon, erster österreichischer Radweltmeister zu werden. Sein erstes Rad erhielt Pitterka, der darauf ein wenig warten musste, damals von seinem Vater.

Heute, in seiner sechzigsten Saison als Radrennfahrer, fährt er ein 12.000-Euro-Rennrad von Francesco Moser. Mit dem italienischen Ex-Profi ist der heute 73-Jährige seit vielen Jahren befreundet - und da Freundschaft verbindet, besitzt er insgesamt drei Moser-Räder. Das Carbonrad fährt er mittlerweile in der Masterklasse der 70- bis 75-Jährigen und ist damit so erfolgreich wie eh und je. ,,2020 habe ich mir in meiner 58. Saison endlich meinen großen Traum erfüllt: den Titel als österreichischer Bergmeister. 2021 konnte ich diesen Sieg sogar wiederholen“, erzählt Pitterka. Lag er 2021 noch vor dem Salzburger Gottfried Hinterholzer, so hatte er 2022 knapp das Nachsehen gegen den Weltmeister. Pitterka durfte sich am Ende aber über den zweiten Platz bei den österreichischen Meisterschaften am Berg und über Platz drei im Straßenradrennen freuen. Bereits 2018 war Pitterka Vizemeister am Berg, 2006, 2009, 2012 und 2019 klassierte er sich auf dem dritten Rang. ,,Ich werde weiterhin hart trainieren und vielleicht klappt es ja noch mal, dass ich auf dem obersten Treppchen stehen und die österreichische Bundeshymne hören darf", sagt Pitterka.

Die 60 Jahre als aktiver Fahrer auf dem Rennrad sind in jedem Fall österreichischer Rekord, vermutlich auch Weltrekord.

Pitterka, den das Radfahren scheinbar ewig jung hält, kennt aber auch die Schattenseiten des Sports - nicht umsonst gilt er in der Szene im wahrsten Sinne als Stehaufmännchen. Denn Pitterka hat einige verheerende Stürze hinter sich. 2018 brach er sich zum Beispiel den Ellbogen, der Lendenwirbel war eingebrochen und er hatte einen Muskelriss in der rechten Schulter. Sein schwerster Unfall war im April 2000, als er kopfüber auf dem Asphalt aufschlug und sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit diversen Brüchen im Gesicht zuzog. Niemand wusste damals, ob er sich gesundheitlich davon erholen würde. Doch Pitterka kämpfte sich nach harten Monaten zurück und konnte wieder auf dem Rad sitzen. Für ihn war es eine Art zweites Leben. Und auch in den folgenden Jahren gelang ihm Sieg um Sieg, nur der ganz große Wurf, der österreichische Meistertitel am Berg, blieb ihm lange Zeit verwehrt. ,,Nachdem ich dieses Ziel erreicht habe, ist alles, was noch kommt, eigentlich nur noch Zugabe. Das schmälert aber nicht meine Motivation. Ich kann nicht sagen, wie lange ich noch am Rad sitzen werde, solange es mir Spaß macht und ich noch körperlich mithalten kann, aber auf jeden Fall", erklärt Pitterka. Auf 12.000 bis 14.000 Kilometer kommt der Salzburger pro Jahr, in seiner 60-jährigen Karriere als Radsportler hat er zwischen 550.000 und 600.000 Kilometer radelnd zurückgelegt. Das viele Training half ihm, sich in den vergangenen fünf Jahren in der österreichischen Spitzenklasse zu etablieren - Pitterka war 16 Mal Salzburger Landesmeister und 16 Mal Vizelandesmeister am Berg, im Zeitfahren und auf der Straße. Dabei stand er bei 123 Salzburger Landesmeisterschaften und 13-WM-Teilnahmen mit dem Rad am Start.

Den Gaisberg im Blick

Auch mit 73 Jahren ist Kurt Pitterka als Radfahrer erfolgreich.
Auch mit 73 Jahren ist Kurt Pitterka als Radfahrer erfolgreich.

Wie er mit 73 Jahren noch Radrennen fahren kann? ,,Ich trainiere sehr viel. Wenn ich nicht auf dem Rad sitze, mache ich Bergläufe auf den Gaisberg. Ich schaue, dass ich von meiner Wohnung aus immer unter einer Stunde bleibe, das gelingt mir auch meistens", sagt Pitterka, der für den RC ARBÖ Bischofshofen fährt und verheiratet ist.

Manchmal geht er auch noch ein zweites Mal von seiner Wohnung in Parsch aus auf den Gaisberg. Während er früher alles zu Fuß ging, fährt er mittlerweile einen Großteil der Strecke runter mit dem Bus und geht nur das letzte Stück von der Gersbergalm zu Fuß. Denn das Bergabgehen bietet für ihn als Radfahrer trainingstechnisch keinen Mehrwert. Wenn er in der Übergangszeit nicht auf den Gaisberg läuft, zieht es ihn manchmal auf den Untersberg, den Hohen Göll oder ins Tennengebirge. Bei sehr schlechtem Wetter kann es auch sein, dass er auf den Kapuzinerberg läuft. ,,Der ist mit seinen Stufen ebenfalls ein gutes Training." Während die schneereichen Winter mit viel Glatteis ihn früher oft zu längeren Pausen zwangen, kann er heute im Winter viel öfter mit dem Rad unterwegs sein. Meistens nutzt er dann ein Mountainbike mit entsprechender Bereifung.

Beim Essen hält er es einfach: ,,Ich ernähre mich ausgewogen, viel Obst und Gemüse. Ich esse gerne Fisch und eher wenig Fleisch." Außerdem isst Pitterka sehr gerne Brot, da aber nur Schwarzbrot, am liebsten aus der Stiftsbäckerei St. Peter. Beim Trinken bleibt er während der Wettkämpfe beim Leitungswasser. Wichtig sind für ihn neun Stunden Schlaf, zudem macht erleichte Gymnastik.