Ganz ohne Werkzeug und nur mit der Hand wird beim Makramee gearbeitet. Maja Beyreuther hat darin ihre Leidenschaft gefunden - und sogar einen eigenen Laden dafür eröffnet.
CHRISTINE GNAHN

Maja Beyreuther bei der Arbeit: Hier knüpft sie einen kunstvollen Teelichtbehang. BILDER: SN/GEIER
Traumfänger, Armbänder, Vorhänge, Körbe, Windlichter, Schaukeln: Der Fantasie sind beim Makramee kaum Grenzen gesetzt. Die Knüpf- und Webkunst, die nur Garn und Hände benötigt, gilt als eine der ältesten Handarbeitsformen überhaupt. Ihre Ursprünge stammen wohl aus dem alten Ägypten, wo verschiedene Muster des Knotenwebens in 4000 Jahre alten Gräbern gefunden wurden. Sechs Jahrtausende später sitzt Maja Beyreuther konzentriert knüpfend an ihrem Arbeitstisch in Salzburg-Itzling.


Aufmerksam wurde die vom Chiemsee stammende 34-Jährige auf Makramee im Jahr 2018 durch die sogenannte Boho-Trendwelle, die von Amerika nach Europa schwappte. Boho steht kurz für Bohemian, ein Kunst-, Kleidungs-, Einrichtungs- und Lebensstil, der angelehnt an die ehemalige Hippie-Bewegung für Freiheitsliebe, Frieden, Liebe und Freude steht. Die Handarbeit Makramee mit den blumig wirkenden Arbeiten wurde zu einem Detail dieser Bewegung - und bekam damit eine ganz neue Bedeutung. ,,Genau das hat mir auch gefallen. Früher hat man eher mit dunklem Garn geflochten, typisch für den Boho-Stil ist das helle oder sogar weiße Garn", erzählt Beyreuther. Der Stil gefällt ihr so gut, dass sie beschließt, selbst Makramee in ihre ohnehin wohldurchdachte und detailverliebte Wohnungseinrichtung integrieren zu wollen. Weil die junge Frau nicht zu viel Geld ausgeben will, beschließt sie, sich statt fertiger Arbeiten Garn zu kaufen. Sie sieht sich Anleitungen im Internet an - und knüpft selbst drauflos.
Zwar sei sie immer schon kreativ gewesen und mit ihrer Leidenschaft für Malen, Zeichnen und Grafik schließlich in einem kreativen Beruf im Marketing einer Agentur gelandet. Doch Handarbeit sei tatsächlich ein völlig neues Hobby für sie gewesen. Eines, das sie mit Haut und Haaren für sich einnimmt und begeistert. Aus der ersten Arbeit, einem Wandbehang, werden schließlich viele, Beyreuther entdeckt die Freude daran, immer neue Muster und Anleitungen auszuprobieren, erfindet schließlich eigene. Nach und nach finden sich die Stücke alle in ihrer Wohnung - und ziehen bewundernde Blicke auf sich. Immer mehr Freunde und Familienmitglieder bitten Beyreuther darum, ihnen auch etwas zu knüpfen. ,,Ich habe gemerkt: Makramee kommt richtig gut an. Und da ist dann die Idee entstanden, dass ich das ja auch beruflich machen könnte", erzählt Beyreuther.
Gesagt, getan: Die Kreative meldet im Februar 2020 ein Kleingewerbe im Bereich Kunsthandwerk an - kurz vor dem ersten Lockdown. Sie verkauft ihre Kunstwerke auf der Internetplattform Etsy, baut einen kleinen Laden im Internet auf und bewirbt ihr Geschäft über Social-Media-Kanäle. Als Marketingexpertin weiß sie, wie sich eine gute Idee erfolgreich unter Menschen verbreiten lässt.

,,Ich habe viel Reichweite über meinen Instagram-Kanal bekommen und gemerkt: Den Leuten gefällt das." Ende 2020 beginnt sie, über Workshops das Makramee-Knüpfen zu vermitteln - natürlich zu dieser Zeit online. Auch das funktioniert gut. Die Workshops und der Verkauf boomen. Immer mehr wird Beyreuthers Zeit durch ihr Gewerbe in Anspruch genommen.
Beflügelt von ihren Erfolgen geht Beyreuther schließlich im Oktober 2021 das größte Wagnis ein: Sie macht ihren eigenen Laden unter dem Namen Wild.Knots auf. Die Miete der recht großen Räumlichkeit in Itzling teilt sie sich mit zwei Freundinnen, die jeweils einen Raum haben - die eine für ihre eigenen Näharbeiten, die andere für ihr Fotostudio. ,,Wir unterstützen uns gegenseitig in unseren kreativen Projekten." Mit dem Geschäft hat sich Beyreuther einen Traum erfüllt. ,,Ich wollte auch nicht mehr zu Hause arbeiten, sondern eine Arbeitsstätte haben", erzählt sie. Das Geschäft laufe gut, werde weiterhin durch die Onlineverkäufe und Workshops gestützt. Zusätzlich dekoriert Beyreuther bei Events, so beispielsweise Hochzeiten und Firmenfeiern, und verleiht dafür zahlreiche ihrer Kunstwerke. Ihren Job im Marketing hat Beyreuther inzwischen aufgegeben. Von der Knüpfkunst zu leben sei zwar nicht immer einfach und bedeute viel Arbeit, ,,es hat jedoch viele Vorteile, selbstständig zu sein". Mit ihrem Fleiß hat Beyreuther in ihrem Geschäft eine Atmosphäre geschaffen, die einladend wirkt, gemütlich. Hier gibt sie mittlerweile vor Ort Workshops. ,,Am Ende lohnt es sich für mich. Weil ich glücklich bin, wenn ich hier hereinkomme."